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by brigid

August 2, 2020

online hundeschule

wenn ein neuer hund ins haus kommt, gibt es eine ganze reihe von dingen, die fast jeder macht.
doch sind sie auch das, was der welpe braucht?
oder legen wir mit der einen oder anderen gewohnheit gar den grundstein für spätere probleme?

übrigens: auch wenn du grade keinen welpen hast, lies trotzdem weiter.
gut möglich, dass du nämlich draufkommst, wo was schief gelaufen ist
(und andere hundehalter davor bewahren kannst).
spätestens bei punkt 7 findest du dich vermutlich wieder ;-).

was in der ersten zeit mit dem neuen familienmitglied passiert, prägt die weitere entwicklung.
dummerweise unterlaufen uns grade in dieser zeit ein paar fehler –
weil wir’s besonders gut meinen, weil unsere gefühle den ton angeben und weil wir’s nicht anders gelernt haben.

daher hab ich hier 7 dinge zusammengetragen, die fast jede/r mit dem welpen oder dem neuen hund macht und die wirklich keiner braucht.
da kannst du deinem kleinen (und dir!) viel ersparen….

online hundeschule

 

1. schimpfen

was tut man, wenn der welpe was falsches macht?
er weiß ja nicht von anfang an, was richtig oder falsch ist und macht daher was verkehrt.

man macht dem kleinen klar, dass das so nicht geht.
je nach naturell des menschen reicht das vom sanften “ lass das doch“ bis zum harschen „pfui, nein, aus, böser hund!“.

sinn macht beides nicht.
denn erstens bekommt der kleine damit aufmerksamkeit und die wirkt immer als belohnung.
und zweitens weiß er ja trotzdem nicht, wie er sich denn „richtig“ benehmen soll.

mein tipp: 
belohn den hund rechtzeitig für alles, was er richtig macht.
und wenn er was falsch macht, fokussier ihn mit einem aufmerksamkeitssignal wieder auf dich und lenk sein verhalten in andere bahnen.
(wie du ein aufmerksamkeitssignal so richtig gut aufbaust, erfährst du in der kostenlosen „aufgepasst-challenge“, die auch mit welpen schon gemacht werden kann, einfach hier anmelden).

2. bällchen werfen

es scheint ein fixes programm zu sein:
kaum sieht ein mensch einen hund, schon wirft er ein bällchen oder stöckchen.
um dem hund eine freude zu machen.

die sache ist ein zweischneidiges schwert.
denn die wurfbewegung aktiviert den hetzreflex beim hund und der kann sich dem oft gar nicht entziehen –
egal, ob es noch spaß macht oder längst schon anstrengend und stressig ist.
mal ganz abgesehen davon, dass der hund sich dabei nur in aufregung reinsteigert und das hetzen einübt.

mein tipp:
sinnvoller ist es, dem hund von anfang an gute auslastung für den kopf zu bieten.
aufregung und grund zum rumtoben hat der hund sowieso genug.
am besten eigenen sich suchspiele dafür (vernünftig aufbauen, damit auch wirklich die nast des hundes was zu tun kriegt)

 

3. besucher

kaum ist der welpe eingezogen oder der neue hund angekommen, schon wollen ihn alle im bekanntenkreis kennen lernen.
möglichst gleich am ersten tag.
so viel besuch kriegt man sonst nie!

ein dutzend besucher oder die halbe schulklasse der kinder in wenigen tagen sind jedem welpen (und vielen erwachsenen hunden) zu viel.
er hat sowieso schon eine neue welt zu entdecken, da braucht er nicht auch noch dauernd neue menschen, die kommen und gehen.
die ihn abtatschen, rufen, mit keksen füttern und nicht selten ziemlich übergriffig sind.

statt sich an besucher und kinder zu gewöhnen, werden sie dem kleinen womöglich sogar verleidet.
also vorsicht! weniger ist mehr.

mein tipp:
einen gelegentlichen besuch kennenzulernen, macht sinn.
vor allem, wenn dieser möglichst kein aufheben um den welpen macht und einfach nur da ist.
kein grund zur aufregung.
einmal die woche und kurz reicht dafür aber völlig.

 

4. einkaufszentrum

es scheint mode geworden zu sein, mit dem welpen das einkaufszentrum zu besuchen.
damit er nur ja alles kennenlernt und sich daran gewöhnt.

nun würde ich nicht mal mit einem erwachsenen hund ein einkaufszentrum frequentieren,
weil er davon nichts hat (außer reizüberflutung und stress).
für die kleinen ist das aber definitiv tabu.

in der sozialisationsphase ist es zwar wichtig, dass der hund alles kennen lernt, was er im späteren leben braucht.
aber eben mit maß und ziel.
und nur jene dinge, die er später wirklich regelmäßig braucht.
wer zum beispiel am land weitab von öffis lebt, muss mit dem welpen nicht u-bahn fahren.

wichtig sind jene dinge, die der hund wirklich brauchen wird:
andere hunde, verschiedene menschen, den tierarzt, das autofahren und was im alltag eben so vorkommt.

mein tipp: 
schreib mal auf, was dein welpe an einem typischen tag in eurem normalem leben zu erwarten hat.
überleg zusätzlich, was in eurer familie und im umfeld jedenfalls vorkommt (wenn auch nicht täglich).
das sind die dinge, die dein kleiner in den ersten paar wochen kennen lernen sollte.

 

5. halsband

ob dein kleiner geelegentlich ein hübsches buntes halsband trägt, an dem seine hundemarke baumelt, ist egal –
solange keine leine dran kommt!

wird der hund angeleint, dann sollte das auf keinen fall am halsband stattfinden.
gerade die ersten erfahrungen an der leine sollen unbedingt positiv und nicht schmerzhaft sein.
da der welpe klarerweise noch nicht leinenführig ist, wird es unweigerlich dazu kommen, dass er an der leine zieht.
und das tut weh am hals, dagegen wehrt er sich durch noch mehr ziehen.
und schon sind leine und halsband was unangenehmes und eine lektion im leinenziehen ist fix abgespeichert.

mein tipp:
brustgeschirr statt halsband.
dafür sprechen ziemlich viele gründe, vor allem gesundheitliche für den hund.
das leinentraining klappt damit übrigens auch besser.

 

6. hände als spielzeug

es ist niedlich, wenn man mit dem welpen ein wenig „rangelt“
(also mit den händen mit ihm spielt)
und er ein wenig an den fingern nagt.

ich kann dir garantieren: schon in wenigen wochen wirst du das nicht mehr niedlich finden!
ist erst mal ein halbwüchsiger, wilderer junghund aus dem süßen kleinen geworden,
wird es endgültig ungemütlich, wenn er deine hände immer noch als spielzeug nimmt.
eines der häufigsten probleme – dass der welpe nämlich zwickt und schnappt – könnte man sich ersparen,
wenn man nicht am anfang die hände zum spielen genommen hätte.

mein tipp:
menschenhände sind kein spielzeug. punkt.
erst gar nicht damit anfangen. rumknabbern und spielen kann der hund mit spielsachen viel besser.

 

7. knuddeln

natürlich darfst du deinen welpen oder den neuen hund streicheln und kraulen
(wenn er das mag).
gemein ist hier das wilde durchknuddeln, das manche von uns so unwiderstehlich finden.

der hund allerdings weniger!
für den ist das ein wenig wie das wilde kitzeln bei kleinen kindern,
die lachen zwar auch (weil sie nicht anders können), es ist aber extrem unangenehm
und vor allem: sie können sich dagegen nicht wehren!
nur weil der welpe dabei rumalbert und sich mit deinen händen balgt,
heißt das noch lange nicht, dass er es mag.
(das rumalbern ist ja eine der typischen stressreaktionen).

mein tipp:
kraul deinen hund an der brust, streichle ihn mit einer hand,
schau, an welchen stellen er es besonders genießt.
(und lass das wilde knuddeln und kopftätscheln bleiben).

ich bin sicher, dass es noch die eine oder andere menschengewohnheit gibt, auf die ein welpe oder neuer hund liebend gern verzichten würde.
welche fallen dir vielleicht ein? schreib mir doch oder poste deinen kommentar zu diesem artikel auf meiner facebook-seite.

und falls du mit deinem welpen von anfang an mgölichst viel richtig machen magst, dann schau mal in den kurs „von anfang an“ rein, da findest du alles wesentliche für einen guten start ins gemeinsame leben.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.