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by brigid

Juli 17, 2016

fürs leinentraining gibt es verschiedene methoden und interessanterweise viele, die nichts bringen.

was ich damit meine?

sie bewirken nicht, dass der hund was lernt! nämlich an lockerer leine zu laufen statt zu ziehen.

sie erreichen nur, dass der hund in diesem einen moment mit dem ziehen aufhört (mit etwas glück), aber nicht, dass er das richtige lernt.

manchmal lernt er sogar genau das verkehrte: zum beispiel kann der noch immer weit verbreitete leinenruck zu leinenpöbelei führen. (weil der hund den schmerz am hals mit dem anderen hund verknüpft und den daher ziemlich doof findet).

genauso häufig – und zum glück nicht so brutal – wie der leinenruck ist der richtungswechsel an der leine: jedesmal wenn der hund zieht, bleibt man stehen, dreht um und geht in eine andere richtung weiter.

scheinbar doch ganz richtig: schließlich kommt der hund ja jetzt nicht mehr dort hin, wo er hin wollte, und soll damit kapieren, dass er mit ziehen nicht weiter kommt. was soll daran falsch sein?

schauen wir uns das manöver genauer an:

folgendes passiert da nämlich:

1. der hund zieht. der mensch bleibt stehen.
so weit ganz richtig. wenn denn der mensch wirklich sofort stehen bleibt.

2. der mensch will die richtung wechseln.
aber wie macht man das an gespannter leine? (der hund zieht ja noch immer nach vorne…)

3. der mensch zieht daher ein bisschen an der leine.
oder auch mal stärker, wenn der hund sich widersetzt. mit dem ziehen geht es dann ab in die neue richtung. der hund lernt dabei: ziehen an der leine ist normal und wer stärker zieht, gewinnt. rate mal, was er sich davon fürs leben mitnimmt!

4. der hund folgt, die leine lockert sich.
und statt fürs lockerlassen der leine belohnt zu werden, geht es nun erst mal weg von dort, wo er hin wollte.

5. der hund wird fürs lockerlassen der leine gestraft.
genau. das ist zwar nicht die absicht des menschen. aber wenn die ersten schritte an der lockeren leine ihn vom ersehnten ziel wegführen, dann ist das eine strafe (lerntheoretisch: negative strafe, weil was angenehmes oder gewünschtes verschwindet).

6. es gibt gleich wieder einen richtungswechsel.
schließlich will der mensch ja auch in die ursprüngliche richtung, also kehrt man nach 2 schritten gleich wieder um. der hund weiss natürlich noch ganz genau, was da vorne aufregendes war (sein grund fürs leineziehen vorher), ist sowieso noch aufgeregt vom ganzen manöver und was macht er daher?

7. der hund zieht wieder.
der effekt tritt meist erst nach 2-3 schritten ein, weil durch den richtungswechsel ja ein bisschen spiel in die leine kam. drum fällt es nicht gleich auf, dass der hund sofort weiterziehen will. man hat also ein paar schritte „gewonnen“. aber dann geht das ganze von vorne los.

8. dauernder richtungswechsel nervt.
nicht bloss den hund, sondern noch viel mehr den menschen. also lässt man das ganze spätestens nach dem 5. mal bleiben und geht eben so weiter. „so“ heißt mit mehr oder weniger zug auf der leine und mit fest gegenhalten und gegenziehen. der hund hat also mit dem ziehen erfolg.

9. leineziehen wird belohnt.
jedes verhalten, das erfolgreich ist, ist automatisch eine belohnung und wird daher häufiger. besonders gut wirkt die belohnung, wenn sie „variabel“ kommt, also nicht jedesmal, sondern mal schon und mal nicht. mit dem leineziehen also mal weiter kommen und mal nicht, ist die beste belohnung fürs ziehen.

(es gibt noch ein paar andere dinge, mit denen du dein leinentraining sabotierst, und ein paar ziemlich gute tipps, wie du das vermeiden kannst, ich hab das in dieser pdf  zusammengestellt (kostenlos, einfach anklicken und bestellen).

die methode funktioniert auf dem hundeplatz vermutlich noch ganz gut, weil dort der mensch ja wirklich konsequent stehen bleibt und nicht besonders weit gehen muss. die kurzfristige entspannung an der leine ist also gut spürbar und vermittelt dem menschen den eindruck von erfolg.

doch aus hundeperspektive?

da bleibt ein fazit über:

leine locker lassen wird bestraft.
an der leine ziehen wird belohnt.

🙁

vielleicht hab ich das ganze etwas drastisch geschildert.
vielleicht läuft es bei deinem hund ja anders.

aber frag dich mal: wie lange machst du das mit dem richtungswechsel nun schon?

wenn der hund dabei was vernünftiges lernt, dann muss eine methode relativ rasche erfolge haben, also nach spätestens ein paar tagen das verhalten deutlich verbessert haben. wenn nicht, dann funktioniert da was nicht…

wenn du was neues ausprobieren willst (ich garantiere schnelle und die richtigen lerneffekte beim hund!) dann schau dir doch mal meine leinenkurse an.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.