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by brigid

Februar 1, 2015

ja, du hast richtig gelesen.
UNglücklich!
mit nasenarbeit!

das ist zugegeben schwer. weil hunde nasenarbeit über alles lieben!
weil sie jedesmal froh und dankbar sind, wenn du ihrer nase etwas zu tun gibst.

schließlich ist es das eine spiel, das sich hunde nicht selber organisieren können.
klar können sie alles mögliche erkunden und herumschnüffeln. und das ist wichtig und gut so!

aber es ist nochmals was anderes, eine aufgabe gestellt zu bekommen. herausgefordert zu werden. und sich mit allen fähigkeiten, die man hat, an die lösung zu machen. und es zu schaffen! hurrah!

das ist so wie mit den ostereiern:  was wollen kinder lieber:  bunte ostereier in einem korb geschenkt oder die ostereier versteckt im garten und man kann sie suchen gehen? eben!!!!
(und mal ganz ehrlich: wieso verstecken wir erwachsene die ostereier gar so gern :-)? )
wäre es noch der selbe spaß, wenn man sich die ostereier vorher selber versteckt und dann suchen geht?
blöde idee, ich weiß.

dein hund hätte nicht mal die option. er kann sich nicht vorher das leckerli verstecken gehen.
denn einmal im maul… geht es den weg aller leckerli .
(das vergraben von knochen oder kauartikel ist übrigens eine andere geschichte: sachen, die dem hund grade zu hart sind oder schon zu viel, vergräbt er, damit sie im lauf der zeit – durch nicht ganz so appetitliche prozesse – weicher und damit leichter fressbar werden. suchen muss er die nicht, er weiß ja, wo sie vergraben liegen):

ok. wir haben also eines ganz klar

hunde lieben nasenarbeit!

wie soll es nun gehen, dass du sie damit unglücklich machst?
UNGLÜCKLICH?

simpel.
mach nasenarbeit für doofe!
mach nasenarbeit wie ein mensch!

mach nasenarbeit so,
– dass sie lächerlich einfach ist und gar keine nase mehr erfordert.
– dass sie so simpel ist, dass der hund sich tödlich langweilt.
– dass der hund alles mögliche lernt, nur nicht mit der nase arbeiten.

hier ein paar beispiele:

•  die wurst in der fährte
versuch, deinem hund fährtenarbeit beizubringen, in dem du in jeden fußstapfen ein wurststück legst.  wie logisch ist das für den hund? soll er nun wurststücke suchen oder der fährte folgen? beides kann er von sich aus, ganz simpel. du musst ihm nur sagen, was er genau tun soll…..und stattdessen legst du wurststücke in die fußstapfen.
(und erwartest später übrigens, dass er an solchen ablenkungen locker vorbeigeht und brav der fährte folgt).
die idee dahinter ist wohl, motivation aufzubauen, damit der hund der fährte folgt. das geht einfacher!  wenn jemand was supertolles fressbares hat, dem hund zeigt und dann weggeht…was wetten, dass der hund dem menschen folgt und – wenn er ihn nicht mehr sehen kann – einfach seiner fährte folgt. die für seine nase laut und deutlich und wie leuchtfarbe in die weise gezeichnet eh da ist.

• das leckerli im 10 meter radius
machst du mit deinem hund hauptsächlich leckerli-suche? das geht zugegeben am einfachsten, wenn man mit dem hund alleine arbeitet und keine helfer hat. oder einfach den alltag mit ein paar suchspielen anreichern möchte.  dummerweise machen wir das dann entweder im garten – wo der hund sämtliche verstecke schon in- und auswendig kennt und daher nur noch der reihe nach abklappert und erst gar nicht mehr die nase einschaltet.
oder wir machens im gelände und wollen nicht so weit vom hund weg gehen. oder fallen unbewusst in ein muster: immer 13 schritte schräg links vom hund weg, keksi hinlegen. zurück zum hund. suchen schicken. und was macht der? der hat sich längstens schon gemerkt: immer 13 schritte schräg links von mir liegt ein keks. was soll er da noch lange suchen?
(ich hab das beispiel übrigens nicht erfunden!)
ich kenn auch hunde, die genau wissen, dass sie bei einer leckerli-suche alles in einem umkreis von exakt 10 metern absuchen sollen und den radius penibel einhalten. weil noch nie, nie, nie ein leckerli weiter weg gewesen wäre.
auf die dauer wird das ganz schön langweilig.  vor allem, wenn der wind noch richtig steht und man vom startpunkt aus nur noch direkt hinlaufen und fressen muss. langweilig! nix mit spaß am suchen!

• die versteckte person direkt vor der nase
vielleicht interessierst du dich für man-trailing? dein hund fände das sicher auch spannend…wenn, ja wenn nicht der vom menschen geplante trainingsaufbau wäre…
ich weiß gar nicht wie vielen hunden das trailen schon verleidet wurde, weil sie zuerst monatelange am korrekten „melden“ arbeiten müssen (womöglich noch ausschließlich über verbellen) und das ganze training null spaß macht.
oder weil sie ewig lange personen „suchen“ sollen, die 10 oder 20 meter direkt vor ihnen mitten im blickfeld stehen. was soll der arme hund da noch suchen??? wozu soll er einer spur folgen, wenn er die zielperson eh schon sieht und riecht. würdest du deinen tagesablauf rekonstruieren und alle stationen abgehen, um dein verlorenes handy zu finden, wenn du es eh am wohnzimmertisch liegen siehst?
(es wird übrigens nicht viel besser, wenn die person 10m vorm hund mitten in der sonst leeren wiese sich hinhockt und eine plane über sich zieht…. es macht sie nicht unsichtbarer, sondern nur noch auffälliger!)
das alles – und noch viele weitere beispiele, die einem da so einfallen könnten – hat eine ursache:

wir denken nicht mit der nase.

wir können uns gar nicht wirklich vorstellen, wie leistungsfähig die hundenase ist.
wie leicht sie suchaufgaben lösen – wenn sie mal verstanden haben, was wir von ihnen wollen?
und wir sind (zum teil) so daran gewöhnt, dem hund ganz genaue anweisungen für jeden schritt zu geben, dass es uns schwerfällt, sie eigenständig arbeiten zu lassen. nasenarbeit geht aber nur eigenständig! da ist der hund bald aufgeschmissen, wenn er sich auf den menschen verlässt oder auf dessen anweisungen wartete!

daher:

mach die nasenarbeit anspruchsvoll!

langweile deinen hund nicht mit banalitäten.
verwirr ihn nicht mit „anweisungen“ für etwas, bei dem du selber ziemlich unfähig bist.
trau ihm was zu und vertrau seiner nase!

es gibt nur eine einzige form von nasenarbeit, mit der du den hund noch unglücklicher machst als mit langweiliger:

welche?

mit jener, die du auf morgen verschiebst!

also pack deine such-sachen und lass die hundenase werken. gleich. noch heute!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.