es ist also passiert.
dein hund ist auf und davon.
hat was spannendes gesehen, was tolles gerochen und ab die post!
stinkefinger für dich sozusagen.
völlig ignoriert, rückrufsignal ins leere, du stehst allein in der landschaft.
und ehrlich…. wem ist das nicht schon passiert? es gibt ganz wenige hunde – meistens die sehr anhänglichen oder sehr unsicheren – die wirklich immer von sich aus bei ihrem menschen bleiben. die anderen muss man dazu erziehen, selbst bei größter verlockung noch dazu bleiben. und erziehen ist menschlich, und was menschlich ist, ist fehleranfällig. daher ist es im langen leben eines hundes kaum zu vermeiden, dass einem ein paar mal der fehler passiert.
die frage ist bloss:
was tun, wenn der hund endlich wieder kommt?
„endlich“ ist natürlich eine relative größe. das kann grad mal 1 minute sein – die einem je nach umständen schon wie eine ewigkeit vorkommen kann – das können ein paar minuten sein und im schlimmsten fall auch länger.
je nach menschlichem naturell verändert sich mit der zeitdauer auch die stimmungslage: von kurz erschrocken über völlig angepisst, voller sorge bis fertig mit den nerven.
dann kommt der *!φ#!!“köter endlich wieder und mensch steht da und soll gelassen bleiben, ja nicht strafen, sich womöglich freuen…ja, was denn nun am besten?
schließlich soll der hund ja kapieren, dass er was falsch gemacht hat, oder?
er soll ja lernen, dass er nicht weglaufen darf.
er soll aber auch lernen, dass zurückkommen jedenfalls super ist.
hmmm…
so ganz pauschal lässt sich die frage nicht beantworten, weil es natürlich auf den hund und die situation ankommt. aber mit diesen 5 tipps liegst du keinesfalls falsch:
1. ausatmen!
natürlich spannst du dich an und regst dich auf, wenn dein hund abhaut! möchte mal sehen, wer da meditierend oder ein fröhliches liedchen trällernd im wald steht.
aber!!!
deine anspannung kriegt natürlich auch der hund mit. und bleibt dann womöglich lieber auf abstand oder kommt nur gaaaaaanz langsam wieder näher. frei nach dem motto: oje, mein mensch ist ordentlich sauer und unter strom, da lass ich ihm lieber mal luft.
lass lieber selber die luft raus!
atme drei mal tief aus!
und vielleicht noch drei mal.
oder noch öfter, wenn dein hund eine größere runde zieht. das hilft dann jedenfalls dir, die nerven etwas besser zu behalten. du musst dich nämlich entspannen beim tiefen ausatmen (ob du willst oder nicht). und das schadet keinesfalls!
2. keine strafe!
das weisst du natürlich, dass du deinen hund nicht dafür strafen sollst, dass er zurückgekommen ist.
sonst überlegt er sich das mit dem zurückkommen definitiv!
der hund verknüpft ja deine strafe nicht mit dem wegrennen – das ist ja schon eine weile her und dazwischen gab es spannendes zu erleben – sondern er verknüpft es mit dem, was er in dem moment grade macht. und das ist zurückkommen. was du wiederum keinesfalls bestrafen willst.
das dumme ist jetzt nur, dass auch strafe relativ ist.
klar prügelst du deinen hund nicht.
hoffentlich schimpfst du ihn auch nicht.
aber sauer bist du vermutlich. vielleicht sogar sehr. und das soll der hund nicht mitkriegen?
sensiblere naturen empfinden das schon als ausreichende strafe!
also: so schwer es dir auch fallen mag: atme aus und verhalte dich so neutral wie nur irgend möglich!
sag am besten gar nichts, wenn es nichts positives wäre.
noch besser: sorge dafür, dass du was belohnen kannst!
zum beispiel, in dem du die beschleunigung ins zurückkommen knallst.
wenn dein hund schon eindeutig beim zurücklaufen ist…. mach action, renn WEG vom hund, um ihn beim zurückrennen noch zu beschleunigen und belohn das das tolle schnelle herankommen extra.
achtung:
– mach das nicht, wenn du deinen hund damit verängstigen würdest, weil du plötzlich durchdrehst.
– mach das auch nicht bei hunden, die schnell verhaltensketten bilden und lernen, dass sie nur wegrennen müssen, um nachher das tolle beschleunigungsspiel und die belohnung von dir zu bekommen 🙂
3. anleinen belohnen
in den allermeisten fällen endet das abhauen ja mit einem anleinen. zumindest einem vorübergehend.
rasend logisch ist das nicht, weil der hund ja schon abgehauen war und jetzt doch wieder da ist. was immer spannend war, ist also vorbei und der hund freiwillig wieder zurück. abenteuer abgehakt.
aber weil der mensch grade eine situation mit totalem kontrollverlust erlebt hat, muss er als kompensation jetzt wieder für kontrolle sorgen . ist gleich leine.
das wiederum kann für den hund recht öde sein. oder sogar eine strafe (vor allem, wenn noch eine gewisse „ladung“ im menschen vorhanden ist).
mach das anleinen daher rechtzeitig und ganz allgemein zu etwas tollem und verheißungsvollem!
leine dran mitten beim spazierengehen soll stehen für
– super, es gibt tolle belohnung!
– toll, wir machen gleich ein lustiges spiel (welches immer für euch passt)
– genial, gleich gibt es was zu suchen
– kurz gibt’s spaß und dann darf ich wieder laufen
wenn das allgemein so aufgebaut ist, dann strafst du deinen hund mit dem anleinen wenigstens nicht.
das könnte nämlich zu einem grund werden, warum er nach einem „ausflug“ lieber nicht so schnell wieder kommt.
und es gibt dir etwas, wie du den hund belohnen kannst – ohne das gefühl zu haben, du belohnst das weglaufen :-).
4. stressabbau
was immer der anlass war und wie lange der abstecher gedauert hat, es war in jedem fall eines: aufregend!
also stress (vermutlich freudiger für den hund und weniger freudiger für dich).
vielleicht war’s sogar so ein richtiger adrenalin-kick. mit jagen und sprinten und rennen. hurrah!
du musst also als nächstes dringend ruhe ins geschen bringen.
(außer dein hund war stundenlange weg und ist sowieso völlig erschöpft. das wollen wir aber doch nicht hoffen.)
so aufgedreht und voller adrenalin wie dein hund zurückkommt, kann es nämlich gut sein, dass die nächste verlockung ihn gleich wieder von deiner seite reißt. einfach weil er keine selbstbeherrschung mehr aufbringen kann.
also: viel ausatmen, ruhig bleiben. ein paar ruheübungen einbauen für den hund.
zum beispiel sitz+ bleib, kurz ablegen, usw.
aber bitte unbedingt freundlich!!!
du willst den hund damit nicht strafen. und ihm auch nicht zeigen, wie gehorsam geht (das weiß er eh!).
du willst ihm helfen, wieder ruhig zu werden! also geh auch so an die übungen heran.
für hunde, die gut an lockerer leine laufen, kann auch die leine helfen, sie wieder ein bisschen zu sinnen zu bringen.
(lass das leine gehen aber lieber weg, wenn es nicht unbedingt nötig ist und der hund dann sowieso nur zieht und du dich weiter ärgerst, weil er so zieht…).
tu auch was für deinen eigenen stressabbau: gewöhn dir zum beispiel an, nach irgendwas schönem rund um dich ausschau zu halten. oder denk an drei dinge, für die du deinem hund total dankbar bist. oder schnapp dir ganz banal einen kaugummi. kauen entspannt auch den menschen…
5. beziehung kitten
so ein bisschen enttäuscht und gefrustet ist man ja meist schon, wenn der hund abhaut. wir wissen, wir sollten es nicht persönlich nehmen. tun es aber vielleicht doch.
entweder sind wir sauer auf den hund, der uns eben ganz schön blöd dastehen hat lassen (hat er das wirklich oder ist er nur einem stärkeren impuls gefolgt?).
oder wir sind sauer auf uns selbst, weil wir den richtigen moment zum zurückrufen verpasst haben, die situation falsch eingeschätzt haben, nicht mehr geübt haben….
beides schadet der beziehung!
das hast du sicher auch schon gemerkt, dass du deinen hund nur dann so innig liebst wie sonst, wenn du während des abhauens sorge um sein leben gehabt hast. wenn er mal eben nur dem hasen oder dem radfahrer 300m hinterher ist, dann liebst du ihn unter garantie die 5 minuten danach nicht ganz so innig wie sonst. oder?
das merkt dein hund natürlich. und das belastet ihn auch ganz schön.
also tu was für euch beide. so wie der erste schrecken, der erste frust vorbei sind, bau noch etwas in den spaziergang ein, was euch wieder miteinander aussöhnt. mach euer lieblingsspiel, erkundet gemeinsam etwas, macht gemeinsam rast…. was immer euch spaß macht und euch einander wieder näher bringt.
du wirst das mindestens so sehr genießen wie dein hund. versprochen!
und es gibt dir den abstand und die innere ruhe, dir zu überlegen, was du beim nächsten mal anders machen kannst. damit das alles erst gar nicht nötig wird.
ps: wenn du die körpersprache deines hundes besser „lesen“ lernen magst, am montag, 9.2.2015 gibt es ein webinar zum thema „hunde/körper/sprache“. nähere infos und die anmeldung findest du hier.