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by brigid

März 20, 2016

seien wir mal ehrlich: jeder hundemensch kennt sie. und hat sie. die momente, wo nichts mehr geht.  wo man am liebsten nur noch kreischend davonlaufen würde oder rumbrüllen oder sich heulend unter der decke verkriechen. oder alles zusammen. weil der hund nicht und nicht mitspielt. weil man schon alles tut, was man kann, und es alles nichts hilft (oder zumindest kommt es einem so vor).

vielleicht sind es nur ein paar momente mit dem pubertierenden flegel, der dich in den wahnsinn treibt.
vielleicht sind es die anfangsschwierigkeiten mit einem neuen und nicht ganz einfachen hund.
vielleicht ist es auch immer wieder aufkeimende verzweiflung mit deinem wirklich schwierigen hund.

machst du schon alles, was du dir (gute) trainerInnen geraten haben, doch es wird und wird nicht besser.
du bemühst dich, du strengst dich an, und schon wieder zuckt dein hund aus.
du trainierst seit wochen und kaum gibt es erste fortschritte, passiert etwas blödes und wirft euch wieder meilenweit zurück.

hier mal die gute nachricht:

es ist ganz normal!

es passiert uns allen!

und vor allem sind wir alle keine engel, die dann jedes einzelne mal trotzdem ungebrochenen frohsinn verströmen, fröhlich vor uns hinträllern, liebevoll den (vermaledeiten) hund, der ja nichts dafür kann (grummel, grrrr) heranrufen und wieder ungebrochen optimistisch von vorne anfangen.

wir schaffen es oft.
aber nicht immer!

zwischendurch ereilt jeden mal der frust, der ärger, die verzweiflung, die aussichtslosigkeit, die wut…..und wir würden den hund am liebsten anbrüllen oder sinnbildlich an die wand knallen oder laut kreischend davon rennen und alles hinter uns lassen.  und fühlen uns dabei gleich noch schlechter, weil wir diese gedanken und gefühle überhaupt haben.

drum hab ich jetzt eine frage an dich:

bist du ein mensch?

wenn ja, dann gehören frust und gereiztheit und stress manchmal eben dazu.
wenn nein, dann vermutlich auch.
(ob nicht sogar engel manchmal einen schlechten tag haben, entzieht sich meiner kenntnis).

die frage ist jetzt natürlich:  was machst du bloß in so einem moment?
du kannst ja schlecht tatsächlich den hund anbrüllen, kreischend rumrennen oder an ort und stelle auswandern.

hier sind mal drei soforttipps:
(wenn du mehr möchtest, kannst du dich  zum kostenlosen webinar „vom (über)leben mit schwierigen hunden“ anmelden.)

 

1. atme aus.

ja, so einfach. ausatmen kannst du immer. atme ganz bewusst tief aus. am besten ein paar mal. das kann richtig wunder wirken! weil du dich dabei nämlich automatisch entspannst – und das ist jedenfalls schon mal gut und hilft dir weiter. und weil dein hund sich automatisch mit entspannt. und auch das kann nicht schaden.

natürlich löst dir das ausatmen alleine noch kein problem. es mildert aber unweigerlich die anspannung der situation. und es hilft dir, wieder ein bisschen klarer zu sehen und aus der unmittelbaren explosiven stimmung ein bisschen rauszukommen.

regelmäßig betrieben hilft ausatmen ungemein! beim online-kurs „cooler hund ist das ausatmen eine der wichtigeren übungen und immer wieder berichten teilnehmerInnen von verblüffenden erfolgen und um wieviel ruhiger und entspannter ihre hunde sind.

also: ausatmen!

2. mach gar nichts.

das klingt jetzt etwas paradox ich weiss. doch wenn grad nichts funktioniert, ist das paradoxe das beste!

hör auf zu tun, was sowieso nicht funktioniert.

das kann den unmittelbaren moment betreffen.  oder den ganzen übungsansatz selber. oder das stadium, in dem ihr steckt.

hör auf, sammel dich neu und fang erst nachher wieder an, das problem anzugehen.

wir verbeissen uns nämlich manchmal gern in ein problem und werden immer krampfiger in unseren „lösungsversuchen“ und dann funktioniert es natürlich gar nicht. oder du bist grad genauso gestresst wie dein hund und eigentlich solltet ihr am besten beide irgendwo rumliegen und abspannen, statt problem-lösungs-training zu versuchen.

und wenn grad wirklich alles zu viel ist und du das gefühl hast, alles wächst dir über den kopf, ist das paradoxe nichtstun auch das beste!

lass einfach mal alles.
hör auf. tu gar nichts.
schnauf durch.

dann stellt sich danach (und wenn es ein paar tage danach sind!) häufig eine neue perspektive ein. eine kursteilnehmerin mit einem schwierigen hund hat das mal besser formuliert, als ich es könnte: „manchmal sind man vor lauter problem-bäumen den wald gar nicht mehr“. und erst wenn du wieder einen blick für das ganze hast – zum beispiel, dass dein hund an gestressten tagen andere hunde anbellt und an entspannten tagen eh nicht – fällt dir auf, wo du ansetzen musst.  in diesem fall also am stressabbau  statt am „hilfe, was mach ich, wenn er bellt“.

mach also mal gar nichts. 5 minuten lang nicht. oder 5 stunden lang. oder auch 5 tage lang. oder wie lang immer es braucht.
die welt geht davon nicht unter, versprochen!

(und falls dir das nicht genügt, dann denk dran: alles, was du jetzt tun würdest, wär ziemlich sicher eh verkehrt. also richte nicht noch mehr schaden an und hör lieber auf 🙂 ).

natürlich verschwindet das problem deines hundes während deiner auszeit nicht spurlos. leider!

aber du kriegst wieder luft und einen klaren blick und den inneren abstand, den du brauchst, um das ganze sinnvoll und evtl. mit einem neuen ansatz oder mit dem schon begonnenen mit mehr geduld anzugehen.

 

3. behandle dich wie deinen hund.

genau. wie deinen hund!

bring das verständnis, das du für seine schwächen hast, auch für dich auf. und die geduld, mit der du ihn neues lernen lässt. und die zeit, die du ihm dafür gibst. und die einsicht, dass er schlechte tage hat und manchmal gestresst oder frustriert und daher weniger belastbar ist.

achte genauso, wie du bei deinem hund auf ausreichend ruhe und schlaf, die richtige (stressabbauende) auslastung und eine ausgewogene ernährung achtest, auch bei dir drauf. schlaf genug, gönn dir ruhe, iss vernünftig und achte auf deine erholung.

das erscheint einem meist weniger wichtig, als den hund (und die kinder und andere….) gut zu versorgen. aber das ist wie im flieger.  wenn was passiert, musst du zuerst dir selber die sauerstoffmaske aufsetzen, weil du erst danach anderen sinnvoll helfen kannst.

also sei lieb zu dir.
und sorg zuerst für deine „sauerstoffmaske“, sonst hat eh keiner was von dir.

dein hund muss natürlich trotzdem lernen, dass man radfahrern nicht jagen, andere hunde nicht beissen oder die nachbarn nicht anbellen darf. klar.
hab aber verständnis dafür, dass du das auch lernen und üben musst, das hinzukriegen, und dafür im kopf und im körper fit sein musst.

 

was sind deine sofortmaßnahmen denn? bin neugierig, was du schon ausprobiert und für dich entdeckt hast. berichte doch drüber auf meiner facebook-seite! ich bin schon gespannt.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.