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by brigid

November 12, 2016

kriegst du wenigstens einen fuß in den steigbügel, bevor dein pferd schon losmstartet? oder gehört dein pferd (oder jenes, das du reitest) zu denen, die schon ausweichen probieren, wenn du dich nur bereit machst, oder die erst gar nicht neben der aufsteighilfe stehen bleiben wollen?

das verhalten ist nicht nur unpraktisch, sondern kann auch ganz schön gefährlich werden! ich kenn jemanden, der sich auf diese weise mal einen beckenbruch geholt hat!

und alles, weil bei der simplen grunderziehung geschlampt wurde.

wenn das pferd nicht stehen bleiben mag, kann das unterschiedliche gründe haben:

  1. mangelnde grunderziehung
    das pferd hat schlicht nie gelernt ruhig stehen zu bleiben, während der mensch in aller ruhe aufsitzt. vielleicht kann es auch generell nur schwer ruhig stehenbleiben (was meist ein mix aus fehlendem üben und zu viel aufregung ist)
  2. meideverhalten gegenüber aufsitzen
    das pferd erlebt das aufsitzen als ungenehm oder sogar schmerzhaft. es wird da ja – wenn man nicht schön aufpasst – ja ganz schön einseitig belastet, wenn sich der mensch hochstemmt. drückt dann noch der sattel oder tut sowieso schon was weh, dann ist das schmerzhaft und daher kein wunder, wenn das pferd dem schmerz lieber ausweicht.
  3. angst vorm reiten
    das pferd weiss logischerweise, dass auf das aufsitzen das geritten werden folgt. viele pferde, die beim aufsitzen nicht ruhig stehen bleiben, haben in wirklichkeit angst oder zumindest widerwillen vor dem, was danach folgt. unterm sattel merkt man es nicht so, denn da haben sie ja gelernt zu funktionieren. aber die „nicht bloss das wieder!“ reaktion beim aufsitzen merkt man deutlich.

für heute wollen wir uns mal auf den ersten punkt konzentrieren.

(die anderen beiden kommen im blog sicher auch mal dran, am besten gleich abonnieren (kostenlos))

folgende tipps können helfen, das stehenbleiben zum aufsitzen deutlich zu erleichtern.

1. ab in die mitte

in vielen reithallen oder reitplätzen ist die aufsteigehilfe in eine ecke gequetscht. das mag zwar praktisch sein, weil sie dann weniger im weg ist, ist für viele pferde aber sehr eng und ungemütlich. pferde stellen sich nicht gerne so, dass sie keinen fluchtweg offen haben, und werden dann nervös und zappeln rum, weil sie aus der ecke rauswollen. probier mal, die aufsteighilfe in die mitte der halle oder des reitplatzes zu stellen und schau, ob das nicht besser geht.

2. vernünftige aufsteighilfe

je weiter du dich hochstemmen musst, desto unangenehmer ist es für das pferd. vergiss also jeden sportlichen ehrgeiz, ohne jede hilfe auf noch das größte pferd zu kommen, und schon lieber den rücken deines pferdes.
achte drauf, dass deine aufsteighilfe hoch genug ist. ein nettes kleines treppchen mag für einen haflinger reichen, nicht unbedingt aber für einen friesen.

 

3. einparken üben

üb mit deinem pferd das „einparken“ neben der aufsteighilfe separat und belohn es fürs ruhig daneben stehen bleiben – erst mal noch ganz ohne aufsitzen! am besten gehst du schrittweise vor, also

  • direkt daneben ruhig vorbeigehen
  • direkt daneben kurz anhalten, belohnen
  • direkt daneben etwas länger anhalten, belohnen
  • direkt daneben stehen bleiben, kurz warten, belohnen.
  • das ganze von beiden seiten!

4.  warten lernen

ein pferd, das generell keine 30 sekunden ruhig stehen und warten kann, kann das logischerweise auch beim aufsitzen nicht!
teste mal, ob dein pferd ruhig neben dir stehenbleiben kann – zumindest 30 sekunden, besser 1 minute! – wenn du einfach nur so irgendwo beim führen anhältst.
üb das auch immer wieder und belohn dein pferd dafür, dass es einfach nur ruhig steht und geduldig wartet.

5. selber cool bleiben

gibt’s zu, wenn du dein pferd das dritte mal wieder neben die aufsteighilfe bugsieren musst oder du einfach keinen fuss in die nähe des steigbügels bekommst, dann nervt das! klar, wen nicht.
das blöde ist nur, dass ein genervter oder gar verärgert mensch die sache natürlich schlimmer macht. der „nichts-wie-weg“ impuls deines pferdes wird erst recht aktiviert und mit ruhig stehenbleiben geht dann gar nichts mehr!
also durchatmen und gelassen bleiben!

das wichtigste aber:  mach dir die mühe, deinem pferd das ruhige stehenbleiben beizubringen! es ist nicht nur eine frage von ein bisschen unbequemlichkeit, wenn das pferd rumtänzelt, sondern verhilft dem pferd zu mehr gelassenheit und schont deine gesundheit.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.