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by brigid

November 6, 2016

hundebegegnungen beim spazierengehen können ganz schön unerfreulich werden, wenn deiner dazu neigt, andere hunde zu verbellen oder gar an der leine zu zerren und reinzuspringen.

(es ist auch nicht viel angenehmer, wenn deiner zwar brav ist, euch aber so einer begegnet. wenn du da falsch reagierst, hast du das problem womöglich bald selber auch!)

warum machen hunde das?

ehrlich gestanden: die situation ist sowas von nicht natürlich!

wenn sich im freien hundeleben zwei begegnen, können die ihren abstand halten oder näher kommen, ganz wie sie möchten und völlig entsprechend den sozialen signalen, die sie aussenden. beeinflusst höchstens davon, ob noch andere hunde in der nähe sind (als „verstärkung“) oder nicht.

bei den üblichen leinenbegegnungen gibt es genau das nicht. stattdessen hängt der hund an einer (meist kurzen) leine an einem menschen fest, muss die strecke gehen, die der mensch auswählt und kann nicht auf die sozialen signale des anderen hundes reagieren, wie das geboten wäre. beeinflusst wird die situation in hohem ausmaß noch vom menschen und natürlich von den vorangegangenen erfahrungen des hundes.

kein wunder also, dass viele hunde mit begegnungen an der leine probleme haben!

wichtig ist aber, den grund dafür zu verstehen und das können 3 ganz verschiedene sein!
die daher auch eine unterschiedliche herangehensweise brauchen.

1. der hund hat angst

wenn dein hund wenig erfahrungen mit (bestimmten) anderen hunden hat, generell eher unsicher ist oder eine große individualdistanz braucht, dann sind begegnungen auf engem raum für ihn schwierig. umso mehr, wenn man dann noch an der leine festhängt!

der hund fängt auf große entfernung schon mit beschwichtigungsverhaltem an, um die sitaution zu entschärfen und seine friedlichen absichten kund zu tun – es wirkt nur nicht!

denn der mensch führt ihn an der leine schnurstracks weiter auf den anderen zu.
dem es übrigens auch nicht anders geht.

die beschwichtigungssignale des hundes werden intensiver, er zeigt schon deutliche unsicherheit – aber keine reaktion vom menschen und auch der andere hund weicht nicht aus (wie auch, er kann ja nicht).

wenn der andere dann noch näher rankommt, wird die angst zu groß und das verhalten schlägt um in abwehrverhalten. weil dem hund nichts anderes mehr überbleibt!

und dann geht es los mit leineziehen, bellen, zerren, womöglich reinspringen und sogar hochsteigen.

noch schlimmer läuft das alles ab, wenn dein hund schon die eine oder andere schlechte erfahrung mit anderen hunden gemacht hat. dann hat er nicht bloß eine generelle unsicherheit, sondern eine begründete angst, mit der er umgehen muss.

was tun?  dein hund braucht zuerst ausreichend abstand und du musst ihn genau lesen können, um zu wissen, wieviel das ist. dann könnt ihr schrittweise üben, dass auch ein stück näher ok ist …. und noch ein stück…und noch ein bisschen. die angst muss abgebaut werden, damit dein hund danach das angemessene verhalten üben kann.

2. die aufregung ist zu groß

tickt dein hund nur manchmal aus und nicht bei jeder begegnung?
kommt er mit anderen hunden im freilauf gut zurecht, aber an der leine wird es schwierig und er findet es frustrierend, nicht jeden begrüßen zu können?

grade für junge und spielfreudige hunde sind leinenbegegnungen mit anderen sehr schwierig, weil sie andere hunde sehr aufregegend (im positiven sinn) finden und gern hinlaufen möchten.

stattdessen sollen sie ruhig und gesittet an lockerer leine vorbeigehen. uff!
das muss erst mal gelernt werden.
und das kostet ganz schön viel selbstbeherrschung!

von der ist oft nicht genug da.

vor allem dann, wenn dein hund sowieso grad etwas zu viel aufregung im leben hat
(und junge hunde oder solche mit schwieriger vorgeschichte haben fast immer zu viel davon!).

je mehr aufregung da ist, desto weniger kann der hund gelassen bleiben, wenn noch was aufregendes auftaucht.
geht einfach nicht.

was tun? dein hund braucht mehr ruhe und stressabbau, dann kann er die begegnungen vermutlich ganz ohne viel weiteres üben viel ruhiger meistern. mit ihm jetzt jeden tag ein dutzend hundebegegnungen üben zu wollen, wäre für den anfang grad verkehrt. erst mal ruhe reinbringen, erst mal selbstbeherrschung wieder möglich machen und gelassenheit aufbauen, dann gehen die begegnungen auch viel leichter (auch wenn sie vielleich noch ein wenig übung brauchen).

 

3. du hast es ihm beigebracht

das gibt es auch, ja!

der hund ist gar nicht unsicher mit anderen.
er könnte sich durchaus auch selbst beherrschen und ruhig bleiben.

er hat aber gelernt:
wenn ein anderer hund auftaucht, dann „drückt“ mein mensch das knöpfchen für bellen und austicken und belohnt mich dann mit aufmerksamkeit oder keksen dafür, dass ich es mache.

das hast du natürlich nicht absichtlich gemacht, eh klar!

es passiert aber ganz schnell, dass man die leine etwas kürzer nimmt oder auf spannung hält, sich selber anspannt und dem hund damit unsicherheit und anspannung mitteilt.
wenn der dann ein wenig nervös reagiert – völlig zu recht, er orientiert sich ja grad an dir! – dann kommt schnell das beruhigend auf ihn einreden, also bestätigung!
fängt er dann an, den anderen hund zu fixieren oder gar zu bellen, dann kommt deine reaktion noch deutlicher, du sprichst mit ihm, du hälst ihm ein leckerli vor die nase  – noch mehr bestätigung!

und schon ist es passiert.

dein hund meint, dass man das halt so macht bei hundebegegnungen.
weil er dafür regelmäßig mit ansprache, mit aufmerksamkeit, durch deine reaktionen bestätigt wurde.

was tun?  einfach ignorieren kann man dieses verhalten nicht -wie andere formen von aufmerksamkeitsheischendem verhalten. dazu sind zu viele selbstbelohnende elemente im spiel. du musst also deinen hund in einem moment erwischen, wo er tatsächlich noch das macht, was du möchtest – also lockere leine, gelassenes verhalten – und ihn dafür belohnen. und zwar konsequent! und dann natürlich üben, dass es so bleibt -wofür er anfangs etwas abstand brauchen wird. die gute nachricht: diese form des leinenpöbelns lässt sich am schnellsten bewältigen, wenn der mensch konsequent bleibt.

was die sache nicht leichter macht, ist dass ein hund natürlich gleich mehrere dieser (und auch noch andere gründe) für das verbellen von anderen hunden haben kann.

was aber für alle zutrifft: immer wieder in die situation rein laufen lassen, macht es jedes mal schlimmer! stattdessen willst du deinem hund eine erfahrung nach der anderen ermöglichen, dass er im anblick von anderen hunden auch ganz ruhig und gelassen bleiben kann.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.