besuch im haus ist so eine sache. das haben die besuche über die feiertage vielleicht ja auch bei euch wieder gezeigt. besuche sind aufregend! auch oder grade für hunde. da tut sich was! da kommt action in die bude!
und dabei soll der hund ruhig und gesittet daneben stehen?
glücklich alle, die so einen hund haben. einen, der freundlich wedelnd die besucher begrüßt und sich dann in sein eckchen trollt und die menschen ihre zeit ungestört miteinander genießen lässt.
solche hunde sind allerdings eher selten. die meisten anderen lassen sich von der aufregung der menschen anstecken, vom trubel im wohnzimmer mitreißen und von den leckeren gerüchen aus der küche zu ungewohnten aktionen verlocken.
oder der hund hat überhaupt ein thema mit besuchen!
- er bellt mit begeisterung und ausdauer (!) jeden an, der die schwelle überschreitet
- er rastet schon aus, wenn nur die türklingel läutet
- er springt an jedem hoch und hört damit gar nicht mehr auf
- er bettelt jeden am tisch hartnäckig an oder sabbert ihnen die hosen voll
- er findet fremde im haus gefährlich und verhält sich womöglich aggressiv
- er kriegt panik, wenn ein fremder nur an der wohnungstür auftaucht
was immer es auch ist, eines ist es nicht: angenehm.
weder für den menschen, noch für den hund!
besuche sind auch deswegen so schwierig, weil alle aufgeregter sind als sonst, keiner sich ganz auf den hund konzentrieren kann und unkontrollierbare faktoren dazukommen – nämlich die besucher. die zum beispiel den hund für all das (unabsichtlich) belohnen, was du verzweifelt zu vermeiden versuchst. sie streicheln ihn, wenn er sie anspringt, füttern ihn vom tisch, lassen die küchentüre offen stehen, tätscheln den hund jedesmal ab, wenn sie ihn sehen, und und und…
eins kannst du gleich vergessen: die besucher zu erziehen!
das klappt nicht.
die fassen den hund immer an.
die verstehen unter „hund ignorieren“ nie das, was du meinst.
die reagieren immer anders, als du das erwartet hättest.
nein. die besucher kannst du nicht erziehen.
nur deinen hund.
und dich. (auch wenn das nun wieder echt schwer ist!)
und managment-maßnahmen kannst du ergreifen.
drum gibt es hier jetzt mal 5 überlebenstipps für hund und mensch, wenn besuch kommt.
tipp nr. 1: hundelose begrüßung
wenn es klingelt, das große begrüßungs-hallo los geht, mehrere menschen sich im meist engen vorzimmer drängen und mit mäntel aufhängen, schuhe ausziehen und der eigenen freude für trubel sorgen, ist der hund am besten eines: nicht dabei!
die aufregung ist sowieso groß, für einen hund sorgt die räumliche enge für noch mehr aufregung, auf hundesprache nimmt dabei keiner mehr rücksicht, auf korrektes timing und belohnung fürs erwünschte ruhige verhalten vom hund sowieso nicht. kein wunder, wenn der dann hektisch wird, bellt, springt, oder was immer!
sehr viel klüger ist es also, wenn der hund erst gar nicht dabei ist!
lass deinen hund in einem anderen raum warten (vielleicht mit einem kauknochen), begrüß deine gäste erst mal selber, lass den trubel der ersten paar minuten vorbeiziehen und erst, wenn alle ihren platz gefunden haben und wieder ruhe eingekehrt ist, kommt auch der hund dazu.
ob der dann eine runde macht, die gäste begrüßen, oder ob du ihn gleich auf seinen platz bringst und er sich dort dann ruhig hinlegt, kommt ganz auf deinen hund und deine gäste an. was immer für euch alle am besten klappt.
tipp nr. 2: am platz bleiben
es hilft ungemein, wenn der hund genau weiss, dass er ruhezeit hat, wenn besuch da ist, und er gelernt hat, in der zeit ruhig und entspannt auf seinem platz zu bleiben.
wichtig: ruhig und entspannt! hier geht es nicht um ein über gehorsam erzwungenes „bleib“, das alle paar minuten mit strenger stimme erneuert werden muss, damit der hund sich nur ja nicht von der decke rührt.
hier geht es vielmehr darum, dass der hund genau weiss, dass jetzt keine action angesagt ist, keiner mit ihm irgendwelche spielchen machen wird, bis die besucher wieder weg sind, und er sich daher von sich aus zurückzieht und tut, was jeder hund tut, wenn grad nichts zu tun ist: pennen.
das hilft dir: du kannst ganz für deine gäste dasein und musst nicht dauernd aufpassen, dass der hund oder die gäste mit dem hund was falsch machen.
das hilft deinen gästen: sie können mit dem hund nichts falsch machen.
das hilft deinem hund: er kann sich entspannen und wird in ruhe gelassen.
damit das am platz bleiben klappt, muss dein hund das natürlich mal gelernt haben! und zwar richtig, als ein entspanntes bleiben auf signal, nicht bloß als kurzfristig unterdrückte bewegung.
(dazu gibt es übrigens demnächst den neuen online-kurs „bombenfestes bleib“! und zwar als basis-modul, als bleib-challenge und als bleib-cool unter erschwerten bedingungen)
klarerweise muss es ein platz sein, den der hund schon kennt, auf dem er auch sonst gern liegt. und der nicht direkt unterm gästetisch ist oder da, wo die besucher dauernd direkt am hund vorbeisteigen müssten.
die zweite voraussetzung ist, dass sowohl du als auch deine gäste den hund wirklich in ruhe lassen. keine spiele, schon gar keine rauf- oder zerrspiele, keine kunststückchen oder sonstiges. einfach nur in ruhe lassen, dann wird er die auch geben.
tipp nr. 3: rückzugsraum
am leichtesten fällt es den menschen, einen hund in ruhe zu lassen, den sie nicht sehen. 🙂
am leichtesten fällt es einem hund, entspannt zu schlafen, wenn er nicht gestört wird – durch lärm, bewegungen und die aufmerksamkeit der menschen.
am leichtesten ist es für viele hunde daher, wenn sie einen eigenen raum haben, in den sie sich zurückziehen können bzw. in dem sie die zeit verbringen können, die der besuch da ist.
das muss allerdings vorher aufgebaut werden! die meisten hunde zieht es ja mitten ins geschehen. daher müssen sie vorher schon üben, dass sie mal eine weile alleine in einem anderen raum sind, wenn ihre leute zuhause sind. und dann auch, wenn noch andere leute dazukommen und sich was tut im haus – egal, ob das handwerker, briefträger oder besucher sind.
besonders wichtig ist ein rückzugsraum – und die sicherheit, die er bietet! – für alle hunde, die mit besuchern tatsächlich ein thema haben. die angst haben oder (aus angst) in abwehrverhalten übergehen. die brauchen zu ihrem eigenen schutz einen rückzugsraum, der sie vor unerwünschten annäherungen schützt und den sie auch selber als sicherheitszone erleben
wenn ein hund trennungsangst hat oder vor lauter frust stundenlang hinter der tür bellen würde, ist das andere zimmer natürlich keine option. dann hilft vielleicht tipp nr. 4.
tipp nr. 4: kindergitter
manchmal geht es nicht, den hund in einen eigenen raum zu geben, wenn jemand kommt. wenn er trotzdem seinen rückzugsraum haben soll – um den hund vor den menschen zu schützen oder umgekehrt – dann hilft oft ein kindergitter. entweder eins, das man in die tür klemmt, oder eines, das man als mobiles gitter aufstellt, um dem hund eine ecke im raum als zurücksort abzusperren. notfalls – bei sehr großen oder sehr sprungfreudigen hunden – auch ein formatfüllendes gitter in der tür.
mit dem kindergitter ist eine räumliche barriere gegeben, der hund ist aber trotzdem noch im geschehen dabei. er sieht und hört seine menschen und muss keinen trennungsstress haben. und du kannst durch das gitter hindurch deinen hund laufend dafür belohnen, dass er grade erwünschtes verhalten an den tag legt – zum beispiel auf seiner decke hinter dem gitter ruhig liegt.
tipp nr. 5: rechtzeitig trainieren
das wichtigste zum schluss: nichts von all diesen tipps funktioniert, wenn du nicht rechtzeitig damit anfängst! schließlich muss dein hund zwei dinge lernen:
- eine weile ruhig in der wohnung wo anders verbringen – egal ob nur ein paar minuten während der begrüßung oder während des gesamten besuchs
- selbstbeherrschung in einer aufregenden situation – weil ja mehr trubel im haus ist als sonst, der hund aber genauso ruhig wie sonst sein soll.
beides passiert nicht von jetzt auf gleich, sondern muss geübt werden.
je nach hund dauert das unterschiedlich lang. also fang am besten gleich damit an! dann bist du für den nächsten besuch jedenfalls gewappnet. und auch dein hund.