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by brigid

Januar 17, 2016

das bleib wird manchmal in der hundeerziehung ein wenig vernachlässigt. dabei zählt es zu den wichtigsten dingen, die ein hund lernen – und können – sollte! natürlich nur, wenn es sinnvoll und gut aufgebaut ist. sonst ist das bleib ziemlich unbrauchbar.

warum das bleib so wichtig ist?

weil es erstens ungemein praktisch ist! egal ob du nur grad den hund vom sonntagsbraten weghalten musst, der auf den boden gefallen ist, oder ob er ruhig neben dir sitzen soll, damit ein anderer mensch mit hund, krücken, kleinkind oder was immer in ruhe vorbeigehen kann. wenn das „bleib“ klappt, dann sind soooooo viele situationen im alltag gleich hundertmal leichter und entspannter für mensch und hund.

damit sind wir schon beim zweiten grund: weil man mit kaum was anderem so gut entspannung trainieren kann. jeder hund soll möglichst gelassen und cool bleiben, aber wer trainiert schon gezielt entspannung und wie geht das überhaupt? nun, ein systematisches bleib-training ist so ziemlich die einfachste und beste möglichkeit dafür.

(wenn du für deinen hund genau das brauchst, dann schau dir doch mal den neuen online-kurs „bombenfestes bleib“ an!)

wir haben also mal geklärt: ein verlässliches und entspanntes (!) bleib ist wirklich wichtig.

wenn das bleib nicht ganz so klappt, wie gewünscht und dein hund zum beispiel immer mal wieder zu früh aufsteht, dann ist euch vielleicht auch einer der leider häufigen fehler im bleib-training unterlaufen.

diese 7 fehler erweisen sich als fatal:

1.  der frühe griff zum leckerli

grade am anfang will man natürlich schnell genug belohnen können, nämlich noch bevor der hund aufsteht! was macht man also: man bereitet sich vor und greift schon in den leckerli-beutel.

was macht der hund also: er steht gleich auf und kommt dem leckerli entgegen. schließlich ist leckerli immer freudige aufregung!

tipp: mach deinem hund das leben leichter und halte entweder schon ein leckerli unauffällig in der hand, die sonst nicht zum leckerligeben verwendest oder greif erst in den leckerlibeutel, wenn du wieder direkt vor dem hund stehst.

2.  signal wiederholen

es passiert einem generell ja schnell mal, dass man ein signal nicht bloss ein einziges mal gibt – wie es richtig wäre – sondern gleich nochmal und nochmal. beim bleib passiert das noch viel häufiger als sonst! also achtung!

das hat einen einfachen grund: wir sind menschen.

– und können nicht glauben, dass der hund sich’s eh länger als 1 sekunde merken kann.  – kein weiterer kommentar.- und halten eine kommunikationspause mit dem hund nicht lange durch  – hmm, klappe halten üben?
– und glauben an die macht der wiederholung: was mehrfach gesagt wird, wirkt besser? – nun, nicht beim hund!

die wiederholung des „bleib“, „bleib“, „bleib“ bringt genau gar nichts. oder schlimmer noch, führt dazu, dass dein hund dich auszublenden beginnt.

tipp: sag das wort „bleib“ nur genau ein einziges mal. punkt!

3. „festnageln“

das wort festnageln ist jetzt nicht unbedingt ein kynologischer fachbegriff, beschreibt aber am besten, was manchmal passiert:

der mensch schleichtmit angespannter körperhaltung, beschwörendem tonfall, druck in der stimme, hochgereckter handfläche und mantra-artig wiederholtem „bleib“ ein paar schritte vom hund weg – und möchte diesen am liebsten mit seiner stimme und seiner körperhaltung an ort und stelle „festnageln“.

gut gemeint. leider genau verkehrt.

für den hund steigt duch all das gedönse die anspannung enorm. und anspannung ist der natürlich feind des bleib.
also lass sie weg.

tipp:  bleib aufrecht und entspannt, atme tief aus,  „bleib“, entspann dich, atme noch mal aus. gut ist es.

4.  hund zu früh abrufen

vor lauter erleichterung, dass der hund brav geblieben ist, während du schon 5 schritte weg bist, rufst du ihn schnell, bevor er von selber angelaufen kommt? oder vielleicht ist es dir ja auch nur zu blöd oder du kommst gar nicht auf die idee, die 5 schritte auch wieder zum hund zurück zu gehen und ihn dann an ort und stelle erst zu belohnen?

grundverkehrt! jedenfalls am anfang des trainings!

dein hund soll erst mal gar nicht auf die idee kommen, dass er nach dem wort „bleib“ sein hinterteil auch wieder lüpfen könnte, solang du ihn nicht belohnt und damit die übung beendet hast. nur dann wird das bleib auch wirklich bombenfest.

schließlich willst du ja keinen hund, der bei der geringsten bewegung von dir schon sagt „aber ich dachte doch, du hast mich schon gerufen, drum bin ich jetzt schon da!“

tipp: geh die ersten 6 monate des bleib-trainings immer (!) zum hund zurück. erst wenn er wirklich bombenfest bleibt, rufst du ihn auch mal ab aus dem bleib. dann wundert er sich vielleicht die ersten paar male drüber und kommt zögerlich (was sich schnell legt), aber du hast dafür einen hund, der wirklich verstanden hat, was bleib bedeutet.

5.  nachrücken tolerieren

hast du auch einen hund mit einem wanderfreudigen hinterteil? der beim bleib schon mal gern ein stück nachrückt, während du noch weggehst von ihm oder während er grad warten soll?

was der mensch dann gerne macht: einfach aus der entfernung nochmal das bleib-signal geben, also „erneuern“.
ist ja auch einfacher, als das ganze als fehler zu vermerken, wieder zum hund zurückzustapfen, ihn an die ursprungsstelle zurückzusetzen, signal neu zu geben und wieder wegzumarschieren (und sich vielleicht noch zu überlegen, dass man die übung einfacher machen sollte).

einfacher ja. aber was lernt der hund?  „wenn ich wetze und nachrücke, lobt mit mein mensch aus der ferne“ 🙂

tipp: wenn’s passiert, dann in aller ruhe (!) zurück an den ausgangspunkt, nochmal „bleib“ und die übung einfacher machen.

6.  bleib als disziplinierung

bleib soll eine übung sein, die genauso viel spaß macht wie kommen oder ein suchspiel.  wenn’s der hund mal  halbwegs kann, wird’s aber gern als spaßbremse eingesetzt. immer, wenn was tolleres lockt, soll der hund bleiben.

oder er wird gar „zur strafe“ ins bleib geschickt. los, geh auf deinen platz und bleib!
das motiviert naturgemäß wenig! oder jedenfalls nicht zum bleiben. also unbedingt drauf achten, dass auch das bleib eine spielerische übung ist.

tipp: nichts trainiert ein bleib besser und stabiler, als wenn es der auftakt für ein leckerli-suchspiel ist! also hund bleiben lassen, leckerli verstecken gehen und als belohnung fürs bleiben kriegt er das signal fürs suchen.

7.  zu viel zu früh

das verlässliche bleib lebt davon, dass der hund damit möglichst nur erfolgserlebnisse sammelt. also jedes mal auch brav sitzen bleibt, wenn er das signal bekommen hat.

damit aus dem kurzen anfangs-bleib ein verlässliches bleiben auch auf größere entfernung und längere zeit, unter stärkerer ablenkung oder gar schwierigen bedingungen wird, muss natürlich geübt werden. systematisch! und so, dass der hund jede einzelne übung richtig macht!

was nur geht, wenn du ihn richtig einschätzt und nicht zu viel verlangst. genau das geht gern schief: wir verlangen zu früh im training zu viel an selbstbeherrschung. die hat der hund dann aber einfach nicht.

wir tun’s natürlich deswegen, weil wir selber zu wenig selbstbeherrschung haben: der hund soll es jetzt bitte endlich können, wir üben eh schon lang genug!
oder weil wir einer fehleinschätzung aufsitzen: wenn der hund zuhause gut bleiben kann, während wir aus dem blickfeld verschwinden, heißt das noch lange nicht, dass er auf der hundewiese auch nur 3 sekunden ruhig sitzen bleiben wird.

tipp:  überleg dir gut, was dein hund genau hier und genau jetzt schaffen wird! und dann verlang noch mal ein bisschen weniger zum einstieg.

weil das systematische trainieren und der schrittweise aufbau des bleib oft gar nicht so einfach sind, gibt es den online-kurs „bombenfestes bleib“. er startet heute! vielleicht ist er ja auch was für dich? schau einfach hier nach.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.