es gibt so viele unterschiedliche formen von nasenarbeit und schnüffelspielen, da fragt man sich zu recht oft:
welche passt für meinen hund am besten?
im derzeitigen stadium nämlich.
denn klarerweise macht es einen unterschied, ob man einen welpen an die nasenarbeit heranführt
oder eine neue aufgabe für eine routinierte schnüffelnase sucht.
schauen wir uns also an, welche möglichkeiten es überhaupt gibt und für wen sie sich eignen:
1. leckerli suche
den einstieg in die nasenarbeit machen die allermeisten hunde mit der leckerli-suche.
schon der welpe kann problemlos lernen, ein leckerchen in ein paar metern entfernung zu finden.
was er dabei lernt ist in erster linie eines: die spielregeln von schnüffelspielen.
dass nämlich sein mensch etwas für ihn versteckt und er das dann suchen kann.
das riechen selber muss er nicht lernen, das kann er bereits bestens.
das zweite, was der hund dabei lernen soll: tatsächlich mit der nase arbeiten
und nicht mit den augen suchen oder seinen menschen als such-assistenten zu nutzen
(das haben schon die welpen großartig raus, wie das ginge!).
also achtung, dass tatsächlich die nase zum einsatz kommt und der hund ruhiges, konzentriertes suchen erlernt.
wichtig: reichen für die ersten paar mal zwei oder drei meter abstand zum suchen,
muss man danach rasch steigern, wie weit weg man das leckerchen vom hund versteckt
bzw. weitere schwierigkeitsstufen einbauen.
sonst wird das schnüffelspiel schnell viel zu einfach und der hund bekommt gar keine richtige auslastung.
wer bei den schnüffelaufgaben hauptsächlich leckerli-suche macht und die gerne etwas anspruchsvoller gestalten würde, kann hier drei kostenlose schnüffelspiele in unterschiedlichem schwierigkeitsgrad (von anfänger bis fortgeschritten) anfordern:
2. objektsuche
genauso gut wie der hund ein leckerchen suchen kann, kann er auch einen gegenstand finden.
er braucht dazu nur eines: einen guten grund, warum er diesen gegenstand denn suchen soll.
manche verwenden dazu einen futterdummy als suchgegenstand,
nötig ist das aber nicht (und man läuft auch gefahr, dass andere suchgegenstände ohne futter später nicht gern gesucht werden).
wichtig ist, dass der suchgegenstand gut „konditioniert“ wird,
das man die suche also so aufbaut, dass der hund am anfang seine „guten grund“ geliefert bekommt,
warum genau dieser gegenstand so toll ist, dass er ihnen begeistert suchen geht.
üblicherweise erzielt man das dadurch, dass der gegenstand mit futter(erwartung) „aufgeladen“ wird.
hat der hund sowieso gern spielsachen und schleppt gegenstände mit sich herum, geht das sehr rasch.
ist der hund an objekten eher weniger interessiert, dann dieser erste trainingsschritt besonders wichtig,
weil dabei die motivation für die objektsuche aufgebaut wird.
auch die objektsuche kann man schon mit dem welpen angehen,
verspielt genug sind sie ja sowieso, um gegenstände spannend zu finden.
und wirklich schwierig wird die objektsuche erst, wenn mehrere gegenstände ins spiel kommen.
die objektsuche ist besonders beliebt bei allen hunden (und ihren menschen),
die gerne gegenstände herumtragen und sie – mit etwas anleitung – auch apportieren.
nimmt ein hund nicht so gerne was ins maul, muss statt dem apport ein anzeigeverhalten aufgebaut werden.
3. objektsuche mit unterscheidung
wer eine fortgeschrittene version der objekt-suche möchte,
weil der hund seinen suchgegenstand auch auf einem hektar gelände immer gleich findet,
der kann zusätzlich die objektunterscheidung aufbauen.
das heißt: der hund lernt zuerst die objektsuche mit gegenstand nr. 1.
danach lernt er die objektsucht mit gegenstand nr. 2 – was dann schon deutlich schneller geht.
für beide gegenstände gibt es jeweils ein eigenes suchsignal,
damit der hund später weiß, was er denn nun suchen soll.
denn schließlich steigert man das so, dass beide gegenstände versteckt werden,
der hund aber nur den finden und bringen/anzeigen soll, nach dem er per signal gerade geschickt wird.
das ist schwieriger als man denken sollte, weil die meisten hunde am liebsten das bringen,
was sie als erstes gelernt haben oder aber irgendwas, was sie gefunden haben.
das genau unterscheiden erfordert schon einiges mehr an konzentration und zurückhaltung (!),
es eignet sich daher besser für hunde, die nicht mehr ganz in ihrer sturm- und drangphase sind
oder die beim suchen sehr konzentriert arbeiten.
4. zielgeruchsuche
ganz ähnlich wie die objektsuche läuft auch die zielgeruchsuche,
nur dass der hund dabei nun keinen gegenstand sucht, sondern einen bestimmten geruch,
zum beispiel fencheltee oder muskatnuss oder irgendetwas, was sonst in freier natur eben nicht vorkommt.
für viele hunde ist das sogar einfacher als die objektsuche,
weil die zielgerüche sehr deutlich wahrnehmbar sind und aus ihrer umgebung herausstechen.
diese form der nasenarbeit liegt daher auch jenen hunden – wie typischerweise jagdhunden – sehr,
die sich für gegenstände weniger interessieren, aber sowieso mit der nase am boden kleben.
vorausgesetzt natürlich, der mensch kann dem hund gut vermitteln,
welchen geruch er denn nun suchen soll.
wir wissen ja: riechen können die hunde sowieso gut,
wir müssen ihnen nur im training vermitteln, welchen geruch sie denn diesmal suchen sollen.
die größte schwierigkeit bei der zielgeruchsuche besteht in der regel darin,
dass man nun ohne anzeigeverhalten eher nicht mehr auskommt.
eine muskatnuss oder einen beutel fencheltee aus einem strauch zu apportieren, wäre eher schwer und auch ungeeignet.
auf große entfernungen – und die braucht es selbstverständlich auch bei der zielgeruchsuche bald,
wenn man die aufgabe als herausforderung für den hund haben möchte,
lässt sich ohne anzeigeverhalten kaum mehr feststellen,
ob der hund bereits gefunden hat oder nicht.
5. verloren suche
im unterschied zu den bisherigen suchaufgaben ist die verloren-suche keine flächensuche mehr,
sondern eine spurensuche.
der hund läuft also nicht eine fläche kreuz und quer ab, bis er den gesuchten geruch in die nase kriegt und ihm folgt,
sondern er lernt, eine geruchsspur aufzunehmen und ihr konzentriert zu folgen.
im fall der verloren-suche ist diese geruchsspur die fährte des eigenen menschen (oder von sich selber),
auf der er solange zurück läuft, bis er einen gegenstand findet, der nach seinem menschen riecht.
der hund soll nämlich etwas, was der mensch unauffällig „verloren“ hat, suchen und bringen/anzeigen.
anfangs ist das ein übungsgegenstand wie z.b. ein handschuh oder eine packung taschentücher.
wenn man das ganze gut aufbaut, lässt sich das aber auch im ernstfall gut einsetzen
und der hund kann einem helfen, etwas unterwegs verloren gegangenes aufzuspüren.
die verloren-suche eignet sich gut für alle hunde, mit denen man ohne leine unterwegs sein kann,
weil man sie wunderbar in den spaziergang einbauen und den hund auch mal ein paar hundert meter zurück schicken kann,
damit er verlorenes findet.
an einer ausreichend langen schleppleine klappt es auch gut,
auch wenn der hund dabei beim suchen langsamer unterwegs sein muss (weil der mensch sonst nicht mitkommt).
6. mantrailing
eine andere form der spurensuche ist das mantrailing (und genauso das pet-trailing).
der hund hat dabei die aufgabe, einen angebotenen geruch einer person aufzunehmen und der dazugehörigen spur zu folgen,
bis die versteckte (oder im ernstfall vermisste) person gefunden ist.
kurze trails in leichtem gelände wie wiese oder wald kann man wunderbar schon mit junghunden machen.
für schwierige trails in der stadt, mit alten spuren und langen strecken sind etwas für fortgeschrittenere hunde,
die sich ausreichend lang konzentrieren können.
das mantrailing wird gerne für unsichere hunde vorgeschlagen, die sich mit fremden menschen nicht wohl fühlen,
weil sie diese beim mantrailen als etwas positives („hurrah, am ziel, belohnung!“) kennenlernen können.
das funktioniert auch wirklich gut – vorausgesetzt, die versteckte person benimmt sich entsprechend zurückhaltend und unbedrohlich.
schwierig sind die schwierigeren trails im siedlungsgebiet naturgemäß für alle hunde,
die sich vor städtischer umgebung, autos oder vielen menschen ängstigen.
schwierig ist es auch für alle menschen, die einen großen und kräftigen hund haben und selber weniger gut zu fuß oder leichtgewichtig sind, weil die hunde im mantrailing oft auf dem letzten stück mit großer begeisterung und hohem tempo zur zielperson streben und dann kaum mehr zu halten sind.
7. fährtenarbeit
auch bei der fährtenarbeit verfolgt der hund die spur eines menschen bis ans „ende“ der spur.
allerdings hört die spur nicht wirklich auch – wie auch, der mensch kann ja nicht wegfliegen –
sondern als ende wird ein behälter mit futterbelohnung definiert.
wie sehr hunde die nasenarbeit lieben, kann man auch daran erkennen,
dass viele hunde die futterbelohnung gar nicht so toll finden und lieber der spur weiter folgen würden.
die fährtenarbeit unterscheidet sich darüberhinaus vom mantrailing vor allem dadurch,
dass sie erstens im freien gelände stattfindet, nicht im siedlungsraum,
und dass dabei zweitens in den herkömmlichen hundesportvereinen ein bestimmtes reglement einzu halten ist:
der hund soll direkt auf der fährte laufen, nicht daneben,
er soll unterwegs ausgelegte gegenstände verweisen,
er soll mit tiefer nase statt erhobenem kopf arbeiten, etc.
für den hund macht das alles weniger sinn als für die wettbewerbsregeln.
wenn man’s mag….
sehr eigenständige hunde mit ihrer eigenen suchstrategie tun sich erfahrungsgemäß mit dem regelement etwas schwerer.
8. geruchsunterscheidung
im unterschied zu den bisherigen formen der nasenarbeit braucht man für die geruchsunterscheidung keine große flächen, keine langen strecken und keine spuren-leger.
die geruchsunterscheidung lässt sich ganz einfach im wohnzimmer machen, was ein großer vorteil sein kann.
der hund lernt dabei, einen vorher konditionierten zielgeruch aus mehreren anderen gerüchen (in gleichen behältern!) herauszusuchen.
vielleicht hat er kümmel als zielgeruch gelernt und findet ihn dann aus 10 oder 20 verschiedenen gewürzgläsern heraus.
vielleicht bringt man ihm bei, erdnussöl zu erschnüffeln und nicht nur von anderen ölsorten zu unterscheiden,
sondern auch spuren von erdnuss in keksen oder anderen lebensmitteln zu erschnüffeln.
für allergikerInnen ein sehr praktischer nutzen!
die geruchsunterscheidung eignet sich für alle hunde, deren menschen (!) mit gerüchen sauber umgehen können.
denn wichtig ist natürlich, dass sich die gerüche nicht vermischen
und dann womöglich alle behälter etwas nach kümmel riechen,
weil der mensch kümmelgeruch an der hand hatte und damit alles angefummelt hat.
toll ist die geruchsunterscheidung für alle hunde, die altersbedingt oder wegen einer erkrankung bewegungseingeschränkt sind
und denen man trotzdem oder gerade deswegen auslastung bieten möchte.
was nicht heißen soll, dass nicht auch junge und gesunde hunde ihren spaß daran haben.
allerdings erfordert die geruchsunterscheidung eine gewisse gelassenheit vom hund.
ist einer noch so überdreht oder grobmotorisch, dass er mit den angebotenen geruchsbehältern tischfussball spielen würde,
klappt die sache nicht so gut.
9. geruchsmemory
eine fortgeschrittene form der geruchsunterscheidung ist das geruchsmemory
(die trainingsanleitung dafür ist im kurs „denkspiele 2.0“ enthalten)
der hund lernt dabei nicht nur, einen vorher eingeübten geruch aus mehreren anderen herauszufinden,
also zum beispiel kümmel aus 10 verschiedenen anderen gewürzen,
sondern immer genau den (neuen!) geruch herauszusuchen, den ihm sein mensch grad hingehalten hatte.
er muss sich also erstens verstehen, dass immer der gerade angebotene geruch der neue zielgeruch ist – was schon einiges an abstraktem denken verlangt,
er muss sich zweitens den geruch merken (fortgeschritten können nämlich die zeitspanne zwischen anbieten und suchen auch mal größer werden lassen)
und er muss drittens dann diesen geruch aus mehreren anderen herausfinden.
geruchsmemory eignet sich daher vor allem für hunde, die schon einige routine in der nasenarbeit haben
und idealerweise auch schon denkspiele kennen, bei denen sie sich was merken mussten.
mit etwas zeit und geduld lässt sich das aber mit allen hunden aufbauen, die entsprechend ruhig und konzentriert arbeiten.
fazit
es gibt so viele verschiedene schnüffelspiele, dass es doch traurig wäre,
wenn der eigene hund nie mehr als die leckerli-suche kennenlernt
oder wenn er nie mehr als einen umkreis von 5 metern absuchen dürfte.
(man würde ja auch keinen picasso mit einem einzigen blatt papier und zwei buntstiften jahrelang auslasten können).
man kann nur jeden ermutigen, mit dem eigenen hund verschiedene formen der nasenarbeit auszuprobieren
und zu schauen, welche ihm besonders liegen.
spoiler: die meisten hunde sind bei jeder form begeistert mit dabei und können’s gar nicht schwierig genug angeboten bekommen!