BLOG


by brigid

Juni 1, 2025

sicherheit geben

man soll dem hund sicherheit geben, wenn er irgendwo ängstlich reagiert oder dabei sogar nach vorne geht und bellt.
dann werden appelle an die „führungsstärke“ des menschen gerichtet (nicht hilfreich)
oder hinweise zur körpersprachlichen unterstützung gegeben (schon besser).

das eine mag hilfreicher sein als das andere, aber lösen lässt sich das problem damit nicht.

natürlich ist es gut und wichtig, wenn der mensch in einem moment, wo der hund unsicher reagiert, cool und gelassen bleibt.
in den meisten fällen verschwindet dadurch die unsicherheit aber nicht gänzlich – der mensch macht es nur etwas besser.
bei gröberer unsicherheit oder gar ängsten ist das aber nicht ausreichend.

der richtige moment

man kann noch so viel sicherheit ausstrahlen wollen, wenn man damit zu spät dran ist, hilft es nur mehr bedingt.

zu spät dran heißt:
der hund ist von einer anfänglichen leichten unsicherheit bereits in eine eindeutig unsichere reaktion übergegangen.
er steckt schon mitten drin in seinem dilemma und verbucht damit einmal mehr die erfahrung:
ich schaff das nicht. 

jedes mal, wenn es ihm so ergeht, untergräbt das seine unsicherheit weiter.
daher ist es so wichtig, den richtigen moment fürs eingreifen des menschen zu erwischen.
nämlich jenen, wo der hund eine wahrnehmung macht, noch ok ist oder nur ganz leichte verunsicherung zeit.

jetzt müsste der mensch entweder bestärken, dass der hund noch ruhig und entspannt ist
oder aber beim ersten anzeichen die situation anders managen, damit sie nicht in noch mehr verunsicherung mündet.

das scheitert oft daran, dass man die ersten kleinen anzeichen übersieht und den hund nicht genau genug lesen kann.
worauf es dabei ankommt und auf welche drei verräterischen details man dabei besonders achten sollte, schauen wir uns demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „feinheiten der hundesprache“ an.  du kannst dir gleich hier deinen platz reservieren:

ängsten begegnen

besonders gilt es, auf den richtigen moment zu achten, wenn der hund einem angstauslöser begegnet.
wenn er also auf etwas trifft, was er bereits kennt und als angsteinflößend erlebt hat.
dabei gibt es nicht nur eine erste leicht verunsicherte reaktion auf etwas, was der hund nicht gleich einordnen kann,
sondern von anfang an eine negative erwartungshaltung und eine emotionale erinnerung, die getriggert werden.

der hund tendiert in solchen situationen dazu, immer früher mit abwehr oder fluchtverhalten zu reagieren,
weil er schon weiß, was da auf ihn zukommt und weil zur eigentlichen angst noch die angst vor der angst dazu kommt.

wer daher glaubt, der hund könne an sicherheit gewinnen,
indem man ihn nur oft genug solchen situationen aussetzt, damit er sich dran „gewöhnt“
und ihm dabei gelassen zur seite steht (wenn man das denn schafft), der irrt leider.

jedesmal, wenn der hund es wieder mit der angst zu tun bekommt, verliert er weiter an sicherheit.

sicherheit entsteht nur dadurch, wenn er seinem angstauslöser zwar begegnet,
der aber weit genug weg oder schwach genug ist, dass der hund es noch halbwegs gelassen nehmen kann.
dann kann man sein ruhiges verhalten belohnen,
dann kann er sich daran gewöhnen, dass ihm nichts schlimmes passiert.

dann kann man sich auch schrittweise näher ran oder an eine etwas intensivere form wagen
und der hund wiederholt immer wieder die erfahrung: da passiert nichts, ich kann mich entspannen.
so entsteht im lauf der zeit mehr an sicherheit.

neues erkunden

bei allgemein unsicheren hunden ist es oft nicht (nur) ein bestimmter angstauslöser,
sondern sie reagieren generell auf neues, unbekanntes oder nicht einordenbares mit verunsicherung.
es fehlt ihnen am urvertrauen, neuem einfach mal unbefangen zu begegnen.

auch ihnen reicht es nicht, einen gelassenen „sicherheit verströmenden“ menschen an ihrer seite zu haben,
wenn sie vermeintlich gefährliches neuland betreten sollen.
natürlich hilft es, die allgemeine unsicherheit ist aber trotzdem da.

die kann der hund nur dann ablegen, wenn er allmählich mehr selbstvertrauen aufbaut
und wenn er außerdem immer wieder die erfahrung macht, dass was neues gleichzeitig was gutes bedeutet.

im alltag ist das meist nicht hinzukriegen.
da ist das neue in der regel zu viel und zu überfordernd und man kann es für den hund nicht richtig dosieren.

leichter tut man sich mit übungssituationen, in denen man neue gegenstände ins haus bringt,
neue objekte am spazierweg untersucht oder ein paar dutzend meter ein neues gelände erforscht –
immer verbunden mit tollen erfahrungen, in form von leckerchen oder suchspielen geht das am leichtesten.

dabei ist die oberste devise immer: überforderung muss vermieden werden.

überforderung vermeiden

der größte feind der sicherheit ist nicht die angst, sondern die überforderung.
das erleben, sich einer situation nicht gewachsen zu fühlen,  führt am schnellsten zum verlust von sicherheit.

überforderung tritt nicht nur dann auf,
wenn der hund sich seinem angstauslöser gegenübersieht oder mit einer neuen umgebung nicht klar kommt,
sondern auch in vielen kleinen alltagssituationen.

vielleicht beim üben eines tricks, wenn sich der hund nicht auskennt.
oder im hundetraining, wenn ihm die gruppensituation nicht geheuer ist,
vielleicht beim spazierengehen, wenn ein lautes fahrzeug vorbeibrummt.

dem hund sicherheit zu geben, heißt schon in all diesen alltäglichen momenten darauf zu achten,
dass der hund sich nicht überfordert fühlt.
in den schwierigen situationen sowieso.

das geht nur, wenn man den hund genau im auge behält und schon die kleinen anzeichen von aufregung oder unbehagen bemerkt,
an denen man ablesen kann, womit der hund noch zurecht kommt und wann ihm etwas zu viel wird.
schau am besten demnächst im webinar „feinheiten der hundesprache“ vorbei und hol dir die tipps dazu.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.