es ist erst mal ein schrecken, wenn man den hund knurren hört und er abwehrend die zähne zeigt.
damit rechnet man vielleicht bei einem schwierigen hund oder einem fremden hund irgendwo in den bergen, dem man zu nahe kommt.
doch der eigene hund?
nur weil man sich an den krallen zu schaffen macht,
ihm den gestohlenen pantoffel wegnehmen wollte
oder einfach über ihn gestolpert ist?
enttäuschung, frustration, ärger und vielleicht sogar eine gewisse portion angst spielen da eine große rolle.
sie sollten aber unsere reaktion auf den hund nicht bestimmen.
denn dann geht es ziemlich sicher schief.
mal ganz abgesehen davon, dass schon was ziemlich schief gelaufen ist.
der hund hätte sonst keinen grund zum knurren gehabt.
wie man vermeidet, dass es überhaupt so weit kommt und dem hund beibringt,
diverse alltags- und pflegehandlungen gut zu tolerieren,
beschäftigt uns demnächst im neuen webinar „vertrauen auf tuchfühlung“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):
doch was macht man nun?
1. luft lassen
ein knurren ist eine warnung.
es sagt laut und deutlich, dass sich der hund bedrängt und bedroht fühlt.
und dass er daher die notwendigkeit empfindet, sich zu wehren.
bleibt die bedrohung bestehen oder wird sie noch intensiver,
wird sich der hund tatsächlich wehren.
ob das ein lauteres knurren wird, ein abschnappen oder ein zubeißen,
das kommt ganz auf den hund und seine vorgeschichte an.
wer auf das knurren mit schimpfen, mit strafe oder seinerseits mit drohung reagiert,
macht die sache nur schlimmer.
aus hundesicht wächst die bedrohung und er hat noch mehr grund zur abwehr.
wenn der hund knurrt, ist daher eine einzige erstreaktion richtig:
ein paar schritte weg vom hund, ausatmen und wegdrehen
und dem hund erst mal luft lassen.
man muss ihm signalisieren, dass man die warnung gehört hat
(endlich, denn davor gab es vermutlich eine ganze reihe anderer körpersprachlicher signale)
und dass man die bedrohung sofort beendet.
der hund muss sich wieder sicher fühlen.
darum geht es ihm ja.
wer sich nun sorgt, dass der hund „damit nicht durchkommen darf“, keine sorge.
zum punkt: wie vermeiden wir das knurren kommen wir noch.
2. deeskalation
wir haben nun die direkte bedrohung weggenommen,
der hund knurrt nicht mehr,
angespannt ist die situation auf beiden seiten aber nimmer noch.
daher ist weitere deeskalation nötig.
dabei ist in erster linie der mensch gefragt.
erst mal den eigenen adrenalinpegel, die eigene unsicherheit, die eigene anspannung runter regeln.
dann kurz überlegen, wie man die situation am besten auflöst.
hat der hund etwas, was er nicht haben darf?
dann wirft man vielleicht eine handvoll kekse oder sein lieblingsspielzeug in die andere ecke des raums,
damit er sich damit beschäftigt und man währenddessen einsammeln kann, was er gerade hatte.
der trickt hilft auch oft, wenn der hund auf dem bett oder dem sofa liegt
und jemanden nicht dorthin lassen mag.
im zweifelsfall gilt immer: sicherheit hat absoluten vorrang.
und wenn es heißt, mal eine zeit eine tür dazwischen zu schließen, bis alles wieder abgekühlt ist.
3. ressourcenmanagement
in vielen fällen ist der anlass fürs knurren ein konflikt um eine „ressource“.
der hund hat etwas – was fressbares, einen gegenstand, einen liegeplatz, die wasserschüssel –
und hat angst, das man ihm das streitig macht.
warum manche hunde dazu neigen, ressourcen zu verteidigen,
ist ein thema für ein andermal.
für diesmal nur zwei hinweise dazu:
erstens: alles, was der hund verteidigen würde, und man wegräumen oder unerreichbar machen kann,
lässt man verschwinden.
konflikt eingespart.
zweitens und für alles, was man nicht verschwinden lassen kann – wie futter oder wassernapf – gilt:
mehr statt weniger.
der hund hat ja angst, zu wenig zu kriegen, was hochwertiges zu verlieren.
je knapper eine wichtige ressource ist, desto wertvoller wird sie und desto eifersüchtiger hütet er sie womöglich.
wenn man nun nichts wegnimmt, sondern was zusätzlich gibt,
durchbricht das nicht nur das muster, das der hund schon kennt,
sondern stellt die sache auf den kopf.
wenn der mensch dem hund mit dem kauknochen näher kommt
und ihm einfach noch einen leckeren happen zuwirft und wieder geht,
muss der hund die annäherung des menschen nicht mehr fürchten.
er verliert ja nichts.
(anmerkung: bei wirklicher ressourcenverteidigung und wiederholten vorfällen mit knurren bitte kompetente und positiv arbeitende, sachkundige hilfe holen).
4. medizinische abklärung
eine medizinische abklärung, weil einen der hund anknurrt?
was hat das eine mit dem anderen zu tun?
nun, unter umständen viel.
denn wenn der mensch dem hund zum beispiel bei der fellpflege oder beim krallenschneiden weh tut,
weil es schon ein bestehendes schmerzgeschehen zum beispiel im bewegungsapparat gibt,
dann kann er schon mal knurren.
mal ganz abgesehen davon, dass schmerzen und körperliches unbehagen stress erzeugt
und den hund reizbarer macht.
erhöhte reizbarkeit und rasches verfallen in abwehrhandlungen wie knurren oder schnappen
kann auch eine folge einer schilddrüsenfehlfunktion sein.
der ganz zum tierarzt – und sei es nur, um körperliche probleme ausschließen zu können – macht also jedenfalls sinn.
5. vertrauensaufbau
als letztes bleibt noch die sache mit dem vertrauen.
das ist nämlich jetzt angeknackst.
einerseits beim menschen, den gerade der eigene hund angeknurrt hat.
das nimmt keiner von der heiteren seite.
andererseits beim hund, der gerade die erfahrung gemacht hat,
dass sein eigener mensch ihn so bedrängt (in seiner subjektiven wahrnehmung),
dass ihm nichts anderes übrige geblieben ist, als sich zu wehren.
beide brauchen nun etwas zeit und einen etwas vorsichtigeren umgang miteinander,
um wieder vertrauen aufbauen zu können.
dabei hilft ein genaues achten auf die körpersprache des hundes,
damit man schon die ersten anzeichen von unbehagen mitkriegt
und darauf auch reagieren kann – was wiederum dem hund beim vertrauensaufbau hilft.
ein entspannter umgang mit dem hund ist ebenfalls wichtig,
wenn auch nachvollziehbar am anfang vielleicht eine herausforderung für den menschen.
(kleiner tipp: durchatmen, schultern lockern).
schließlich muss man sich um den auslöser des knurr-vorfalls kümmern.
der hund soll ja lernen, dass man ruhig was abgeben kann,
dass der mensch sich der futterschüssel nähern oder sich aufs sofa zum hund setzen kann
oder was immer es war.
die sache will behutsam, in kleinen schritten und so aufgebaut werden,
dass der hund sich damit sicher fühlt und erst gar keinen anlass für abwehr mehr hat.
mehr tipps dazu dann demnächst im webinar „vertrauen auf tuchfühlung“.

