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by brigid

November 23, 2025

hund belohnen ohne futter

wie man den hund belohnen auch dann belohnen kann, wenn man keine futterhappen dabei hat oder er aus gesundheitlichen gründen nur sehr sparsam oder sehr spezifisch mit leckerchen bedacht werden kann, ist immer wieder eine frage.

eine wichtige frage.
denn ohne belohnung klappt das bestätigen von erwünschtem verhalten nicht.

futterbelohnung ist zwar die gebräuchlichste, praktischste und für die meisten hunde begehrteste form der belohnung,
aber natürlich nicht die einzige.

daher wollen wir  heute mal einen blick darauf werfen,
was es sonst noch so gibt,
was als belohnungsformen sonst empfohlen wird
und was tatsächlich die gewünschte wirkung hat (und was nicht!).

1. „was er grade will“

fangen wir mit der pauschalsten empfehlung an:
als belohnung wirkt das, was der hund gerade haben möchte und dann auch bekommt.

wenn er zum beispiel zu einer bestimmten stelle will (um zu schnüffeln oder weil dort jemand ist),
dann ist es für ihn eine belohnung, dorthin zu können.
belohnt wird dabei sein verhalten, mit dem er die stelle erreicht.
also entweder leineziehen – wenn der mensch das zulässt und er damit ans ziel kommt.
oder eben lockere leine, wenn der mensch das hinkommen zu der stelle als belohnung fürs schöne leinegehen einsetzt.

um nach dem motto „was er grade will“ vorgehen zu können,
muss man klarerweise wissen, was der hund denn nun eben möchte.

das ist nicht immer so eindeutig wie im genannten beispiel.
nehmen wir nur mal begegnungen an der leine:
will der hund nun wirklich hin, ist er nur aufgeregt und es steigt nur die aufregung, wenn er hin kann
oder will er sich den anderen hund gar vom leib halten?

man braucht schon ein gutes gespür dafür, welches motiv und welches bedürfnis hinter dem verhalten des hundes steckt.
mehr noch: man muss verstehen, welche bedürfnisse aus sicht des hundes vorrang vor anderen haben
und wichtiger sind als andere, ebenfalls vorhandene motive.

auf dieses thema gehen wir demnächst im webinar „hundebedürfnisse verstehen“  genauer ein, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):

2. lob

als bestätigung für sein verhalten nimmt der hund auch die aufmerksamkeit seines menschen
(wenn er die grade haben will und wichtig genug findet).

loben mit der stimme und freundliche worte können daher gezielt als belohnung eingesetzt werden.
es muss einem allerdings klar sein, dass es sich dabei um eine sogenannte „sekundäre“ belohnung handelt.

das heißt: die worte vom menschen sind nicht automatisch belohnend, wie futter das zum beispiel ist,
sondern weil der hund gelernt hat, dass sie etwas positives bedeuten.

am besten funktioniert das daher, wenn man ein bestimmtes wort zum loben verwendet,
das man anfangs und dann auch gelegentlich immer mal wieder mit futterbelohnung kombiniert.
dann bekommt das wort ein wenig geschmack vom leckerchen ab und wird eher als bestätigung verstanden.

vorausgesetzt die stimmlage passt.

ein genervt hervorgepresstes „gut so“
mit einem deutlichen unterton von unzufriedenheit oder genervtheit funktioniert eher weniger.
auch alles laute oder heftige ist für den hund weniger angenehm.

das lob-wort sollte daher eher leise, sanft und jedenfalls freundlich ausfallen,
damit es eine tatsächlich belohnende wirkung entfalten kann.

3. spiel

bei spielen mit dem hund muss man vorsichtig sein.
da kommt darauf an, welches spiel das ist
und ob der hund das mit seinem verhalten davor in verbindung setzt.

wenn der hund aus einem geduldigen „bleib“ mit einem such-signal entlassen wird
und gleich direkt darauf ein suchspiel machen kann,
dann wirkt dieses suchspielt tatsächlich als belohnung fürs „bleib“ davor.

verwendet man ein zerrspiel als belohnung dafür,
dass der hund auf den rückruf prompt zum menschen gekommen ist,
dann kann das manchmal funktionieren, manchmal aber weniger gut.

es kann den menschen aufregender und attraktiver für den hund machen,
so dass er vielleicht eher kommt, wenn eine ablenkung da ist.
allerdings putscht es den hund auch ziemlich auf und man läuft gefahr,
dass er dadurch bei der nächsten ablenkung nicht mehr so gut ansprechbar ist.

vor allem aber ist ungewiss,
ob der hund das spiel wirklich mit seinem eigenen verhalten (dem herankommen) verknüpft
oder nicht einfach mit dem menschen – sozusagen als ein angebot,
das er nur dann aufgreift, wenn er möchte und nicht, weil er gerufen wird.

immer vorausgesetzt, der hund empfindet das zerrspiel überhaupt als angenehm.
als belohnung wirkt etwas ja nur dann, wenn der hund es als positiv erlebt.
fällt ein zerrspiel sehr grob aus und reagiert der mensch nicht auf subtile körpersprachliche zeichen des hundes,
dann kann es sogar sein, dass der hund nur mit „spielt“,
weil er nicht loslassen kann und aufgedreht ist,
die sache aber gar nicht so toll findet, wie der mensch denkt.

4. streicheln

dasselbe gilt auch fürs streicheln.
wir menschen mögen das gern und möchten es daher auch als belohnung einsetzen.
viele hunde mögen gestreichelt werden auch – aber bei weitem nicht immer!

streicheln und körperkontakt sind etwas für mußestunden und entspannte phasen.
kuscheln am sofa ist ganz was anderes als in einer aktivphase angetascht zu werden.

man muss sich nur mal anschauen, mit wieviel beschwichtigungssignalen hunde reagieren,
wenn sie zum beispiel fürs herankommen auf rückruf mit knuddeln und kopftätscheln „belohnt“ werden.
da wird das streicheln manchmal schon zur strafe für den hund.

da wir den hund meist für etwas beim üben oder unterwegs belohnen wollen –
also in einer aktivphase, nicht während der entspannung –
taugt das streicheln nur sehr bedingt als wirkliche belohnung für gewünschtes verhalten.

da ist große vorsicht angebracht.
körperkontakt kann dem hund zwar sozialen rückhalt und beistand signalisieren,
den holt er sich aber in der regel von selber
und der sollte automatisch verfügbar sein, nicht nur als belohnung für etwas „richtig gemachtes“.

5. entspannung

eine sache gibt es noch, die man als belohnung einsetzen kann
und die wenige bewusst nutzen.

die eigene entspannung, die der hund nämlich angenehm findet.
außerdem entspannt er sich dabei automatisch selber und auch das fühlt sich gut an.

für den aufbau von schwierigen übungen wird es nicht reichen,
wenn der mensch seinen hund mit ein paarmal tief ausatmen und sich entspannen belohnt,
für zwischendurch im alltag ist das aber eine tolle möglichkeit
und tut im übrigen nicht nur dem hund gut.

fazit

die gute alte futterbelohnung ist und bleibst die effektivste form der gezielten belohung für den hund.
welche der anderen möglichkeiten man nutzen kann,
kommt sehr auf den hund und auf die jeweilige situation an.
man muss dabei nur genau hinschauen, ob der hund das auch tatsächlich als belohnung empfindet
oder es nur die absicht in unserem kopf war.

den eigenen hund gut zu kennen, ist die voraussetzung dafür, ihn wirksam mit oder ohne futter belohnen zu können.
(weitere tipps dazu dann im oben erwähnten webinar).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.