man will es keinesfalls und doch kann es passieren: der hund rennt weg.
die einen nehmen’s auf die leichte schulter, weil der hund sowieso gleich wieder kommt,
die anderen machen sich (oft zu recht) sorgen, dass was unerfreuliches passieren könnte.
wenn der hund nicht gleich wieder kommt, gehen die wogen hoch: ärger, frust, sorgen, angst…
und immer ist da die frage: was mach ich nun am besten?
darauf gibt es heute ein paar antworten.
1. vorsorgen
am besten wäre es klarerweise, wenn der hund erst gar nicht wegrennt.
spazierengehen ohne leine macht für den menschen nur den halben spaß,
wenn man dauernd aufpassen muss oder sorge hat, dass der hund gleich anhaut.
für den freilauf braucht der hund ein paar grundregeln und etwas vorbereitung.
nur so bleibt die verbindung zwischen hund und mensch auch ohne leine aufrecht.
ein guter rückruf ist dafür zwar wichtig, reicht aber nicht aus.
was noch notwendig ist, damit es im freilauf keine problem gibt, ist demnächst thema im neuen webinar „sicher & entspannt ohne leine“.
wenn man einen hund hat, der noch nicht so weit ist,
der auf den rückruf nur hört, wenn es keine ablenkung gibt,
der jagdlich motiviert ist und noch kein anti-jagd-training absolviert hat
oder der gerne auf eigene faust streunen geht, dann gibt es nur eins:
(vorerst) schleppleine.
und dann das nötige training.
sonst endet der freilauf nicht nur damit, dass der hund halt wegrennt,
sondern jedesmal mit der lernerfahrung, dass wegrennen super funktioniert.
der hund würde es dadurch immer weiter festigen und immer öfter abhauen.
2. rufen?
wenn der hund durchstartet, ruft man den hund natürlich. ‚
leider ist das in der regel der ungünstigste moment für einen rückruf – wenn er nicht schon sehr gut trainiert wurde.
mehr erfolgschancen hat man, wenn man den hund im ansatz zum rennen erwischt
(bei manchen geht es auch auf den ersten zwei, drei metern noch gut),
oder wenn der erste rennimpuls vorbei ist und der hund schon ein paar dutzend meter gelaufen ist.
egal, wann man ruft, es gilt immer eines:
wenn der hund aufs erste rufen nicht kommt, ist es jedenfalls verkehrt und sinnlos, gleich nochmal zu rufen.
er lernt damit nur eines:
mein mensch ruft eh so lange, bis ich wieder da bin, das erste mal gilt also nicht.
natürlich ist es schwer, dem hund, der gerade im wald verschwindet, nicht mehrfach hinterher zu rufen.
die zurückhaltung macht aber sinn und verhindert, dass man sich den rückruf völlig entwertet.
ausgenommen in einer situation:
wenn der hund schon ein weilchen weg ist und man macht sich aktiv auf die suche,
dann macht man den hund durchs rufen auf sich aufmerksam,
der vielleicht grad irgendwo herumirrt.
am besten verwendet man dazu aber einfach den hundenamen und nicht den rückruf.
es geht ja nur darum, dass man akustisch auf sich aufmerksam macht und der hund einen orten kann.
das suchen gehen ist allerdings nicht immer die beste strategie.
3. standort
wenn der hund weg rennt, hat man im grund drei möglichkeiten:
a) hinter her rennen:
was problematisch ist, weil man den hund damit weiter von sich weg treibt und außerdem eh zu langsam ist. das macht daher nur sinn, wenn der hund auf einen anderen hund oder menschen zustürmt und man ihn von dort wegholen kann.
b) stehenbleiben und warten:
das ist im regelfall die klügste variante.
rennt der hund einem spannenden geruch oder einem wegrennenden wildtier hinterher,
so ist das üblicherweise eher ein kurzer ausflug, von dem er nach ein paar minuten an den ausgangsort zurückkehrt.
die bindung zum menschen ist durch die kleine eskapade ja nicht beeinträchtigt, daher zieht es ihn dorthin zurück.
blöd nur, wenn der mensch dann nicht mehr da ist, weil er voller sorge selber in der gegend herumstiefelt und den hund sucht.
das sollte man nur in erwägung ziehen, wenn der hund sich bekanntermaßen schlecht orientiert,
wenn er in panik geraten war (dann merken sie sich die strecke oft nicht) oder wenn er seit stunden weg ist.
c) nach hause gehen:
wenn man in der gewohnten umgebung ist, laufen manche hunde von selber nach hause.
meist entsteht das dadurch, dass sie den menschen an der stelle, von der sie weggelaufen sind, nicht wiederfinden
und daher eigenständig heim laufen. sie kennen sich im gebiet ja gut aus.
es kann auch vorkommen, dass der hund zum auto läuft, wenn man damit unterwegs war.
im fremden gelände ist das eher schwer, aber nicht unmöglich (weil der hund auf den eigenen spuren retour laufen kann),
im bekannten gelände, wo man oft hinfährt und immer an der selben stelle parkt, ist das wahrscheinlicher.
bevor man den hund irgendwo suchen geht,
sollte man daher auf jeden fall erst zu hause bzw. den auto-abstellplatz kontrollieren,
ob der hund dorthin gelaufen ist.
4. tracker
den kummer mit nicht wissen, wohin der hund verschwunden ist, kann man sich ersparen,
wenn der hund einen GPS-tracker trägt (vorausgesetzt, akku und reichweite des geräts reichen).
der tracker sollte aber das letzte mittel der wahl zur sicherheit sein,
zum beispiel bei angsthunden für den fall, dass entgegen allen vorkehrungen (panik-geschirr, schleppleine) doch mal was passiert.
er kann kein freibrief dafür sein, einen hund ohne leine laufen zu lassen, der regelmäßig abhaut
und die gegend unsicher macht.
schwierig einsetzbar ist der tracker bei kleinen hunden, weil die teile eine gewisse größe und gewicht mitbringen,
die sie für kleine hunde zu schwer werden lassen können.
also gut überlegen, ob ein tracker – außer dem guten gefühl für einen selber – dem hund auch wirklich was bringt.
5. wenn er zurückkommt…
ist der hund schließlich wieder da – ob nach einer minute oder 10 oder einer stunde –
dann ist vor allem eines wichtig: die eigenen emotionen im zaum halten!
der hund verknüpft das verhalten des menschen in diesem augenblick mit seinem zurückkommen.
wie wir reagieren, bestimmt also maßgeblich mit, wie gerne der hund das nächste mal zurückkommt.
schimpfen und strafen sind damit völlig tabu.
wir wollen dem hund ja nicht beibringen, dass er uns besser nicht mehr in die nähe kommt.
aber auch schlecht verhohlener ärger oder vor erleichterung mit streicheleinheiten überschütten und durchknuddeln kommen beim hund unangenehm an.
das weitere vorgehen direkt nach dem zurückkommen hängt nun davon ab:
→ war der hund nur ganz kurz weg und kam auf rückruf nicht?
dann entweder für die nächsten paar minuten anleinen, wenn er sehr aufgekratzt ist,
damit er nicht gleich nochmal in versuchung kommt, solange er noch aufgeregt vom rennen ist.
wenn er nicht allzu aufgeregt ist, kann man die leine weglassen (man will ja das zurückkommen auch nicht jedesmal mit anleinen sanktionieren), macht dann aber am besten ein paar rückrufübungen ohne jeden anlass, um den rückruf wieder zu festigen.
→ war der hund ein paar minuten oder länger unterwegs?
dann ist davon auszugehen, dass sein aufregungspegel recht hoch ist und damit die impulskontrolle gelitten hat.
daher besser in aller ruhe an die schleppleine nehmen und heimwärts gehen.
und am besten gleich überlegen, welche trainingsmaßnahmen ab dem nächsten tag angegangen werden,
damit das weglaufen nicht häufiger wird und man den hund trotzdem nicht nur an der leine haben muss.
fazit
egal, ob der hund sekunden, minuten oder stunden weg war, eines ist immer das gleiche:
es gibt einen lerneffekt.
der hund hat die erfahrung gemacht: wegrennen ist eine option für mich.
das klappt, das macht spaß, darauf hab ich vielleicht öfter lust.
das können wir nicht einfach so stehenlassen.
wir müssen uns vielmehr überlegen, was die ursache war und vor allem: wie wir das in zukunft vermeiden können.
ein paar tipps dazu gibt es dann im oben genannten webinar „sicher & entspannt ohne leine“