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by brigid

Juni 29, 2025

attraktiv für den hund

den rat „mach dich mal attraktiv für den hund“ haben viele schon bekommen:
– wenn der hund auf den rückruf nicht gleich hört
– wenn er bei einer übung nicht recht mitmachen mag
– wenn er andere hunde spannender findet als seinen menschen
und so weiter.

nun ist das nicht falsch.
es bringt aber herzlich wenig, hin und wieder mal betont fröhlich rumzuhüpfen
oder dem völlig abgelenkten hund mit leckerchen vor der nase rumzuwedeln,
solange die meiste zeit ein ganz anderer umgang herrscht.

genau das ist die krux mit der hundeerziehung.
sie bringt uns nur zu leicht in eine rolle, in der wir grade nicht so …äh…attraktiv… für den hund sind.
wer „attraktiver“ sein möchte, sollte eher ein paar dinge lassen oder anders angehen….

erziehungspflichten

ganz ohne erziehung geht es nun mal nicht.
der hund braucht fürs zusammenleben und für seine eigene sicherheit ein paar regeln.
und die müssen wir ihm erst beibringen.

leinenführigkeit oder sind üblicherweise nicht das, was wir mit spaß und spiel verbinden würden.
da geht es vielmehr drum, was der hund soll und muss.

nicht selben setzt beim menschen dabei ein oberlehrerhafter tun, strenge oder gar eine portion genervtheit ein.
attraktiv ist das für den hund klarerweise nicht.
der geht dann eher dazu über, den menschen zu meiden und die ohren auf durchzug zu schalten.
und schon kämpfen wir darum, zumindest die aufmerksamkeit des hundes zu bekommen.

dabei geht es natürlich auch anders.
wenn wir die vorstellung „pflicht“ in unserem kopf durch „spielerisch lernen“ ersetzen,
änderst sich der zugang gleich.

wer sagt denn, dass es nicht ein lustiges spiel für den hund sein kann, was freiwillig abzugeben?
oder dass wir dem hund nicht zeigen können, wie fein es ist, ganz von sich aus mit seiner aufmerksamkeit bei uns zu bleiben?

als kleines beispiel dafür gibt es hier ein ganz einfaches bindungsspiel gratis für dich zum runterladen.

spaßbremse

nun gibt es situationen im leben mit hund, wo es schwer ist daraus ein spiel zu machen,
das der hund lustiger findet als das, was er gerade tut oder tun möchte.

wir können ihn nun nicht zu jedem menschen oder anderen hund einfach hinrennen lassen,
wir müssen ihn von wildtieren oder nachbar’s katze abrufen
und wir können nicht zulassen, dass er die neuen schuhe zerbeißt oder irgendwelchen potentiell gefährlichen müll schluckt.

in diesen momenten werden wir zu absoluten spaßbremse für den hund.
wir stehen zwischen ihm und dem, was großen spaß machen könnte
und holen ihn da weg oder verhindern, dass er etwas machen kann.

attraktiv ist das natürlich nicht.
schon gar nicht, wenn das meiste, was wir dem hund sagen, in diese kategorie fällt.

dagegen helfen drei dinge:

erstens das selbe ohne jeden anlass tun, zum beispiel nur zum spaß rufen oder sich einfach so mal ein spielzeuge vom hund geben zu lassen und ihn dafür üppig zu belohnen.

zweitens geht es viel einfacher, wenn wir für die kritischen momente davor schon signale und übungen aufgebaut haben,
und zwar als lustiges spiel!
dann kann es durchaus sein, dass der erlernte und konditionierte spaß aus der übung zumindest mithalten kann mit dem,
was der hund grad tun möchte und wir ihm eine brauchbare alternative anbieten.

drittens schließlich kann rechtzeitiges aufbauen von übungen helfen,
dass der hund erst gar nicht in eine situation gerät, wo wir zur spaßbremse werden müssen.

wenn mir der hund jeden anderen hund oder jedes wildtier erstmal anzeigt und „meldet“,
kann ich ihn gleich belohnen und muss ihn nicht mühsam abrufen.
wenn der hund es kennt, dass er freiwillig einen radius um mich einhält und an der „unsichtbaren leine“ unterwegs ist,
erspar ich mir sowieso viel ruferei, weil der hund ja im einflussbereich bleibt.

körpersprache

die alltäglichste sache der welt ist gleichzeitig die, die uns oft am unattraktivsten für den hund macht:
unsere körpersprache.

als menschen sind wir nun mal größer als der hund,
wir haben in der regel mehr anspannung im körper durch unseren eigenen alltagsstress
und wir sind als spezies direkter und frontaler in unserem kontaktverhalten, als es hunden angenehm ist.

wer sich für den hund attraktiv machen möchte, nimmst sich daher vor allem zurück.
in der lautstärke, im „bestimmten“ auftreten, im wilden gestikulieren und ihm frontal auf den hund zugehen.

wir halten das oft für nebensächlichkeiten,
der hund kennt uns ja schließlich, ist uns gewöhnt, weißt, dass wir nichts böses wollen…
aber überleg mal: wie „attraktiv“ würdest du einen menschen finden, der dir ständig zu sehr auf die pelle rückt und etwas zu laut spricht?

wenn wir uns einen körpersprachlich etwas anderen umgang mit dem hund angewöhnen,
können wir uns nicht nur im alltag für den hund angenehmer machen,
es fällt uns dann leichter, in kritischen momenten tatsächlich einladend und attraktiv für den hund zu bleiben.
(wie man das am schnellsten hinkriegt, erfährst du im kurs „hilf deinem hund“)

fazit

„attraktiv“ für den hund zu sein ist keine sache des augenblicks,
sondern der beziehung zwischen mensch und hund und der art und weise, wie man in der hundeerziehung vorgeht.

mit etwas umsicht, mit spielerischem lernen von wichtigen lektionen und einem grundsätzlich sanften verhalten
kommt man dann übrigens kaum noch in situationen, wo man plötzlich „attraktiver“ werden müsste.
etwas vorsorgen bringt da viel!

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.