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by brigid

Mai 3, 2020

online hundeschule

„warum macht mein hund das“ ist eine der häufigsten fragen, die gestellt werden.
das fragt man sich selber, die hundetrainerin, das internet, die nachbarin…
ein großes rätselraten im versuch, den hund zu verstehen.

vieles ist uns zwar klar,
aber manchmal sind sie nicht leicht zu durchschauen.
was soll das denn bringen, wenn er besucher erst wütend verbellt und dann überschwänglich begrüßt, wenn sie erst mal im wohnzimmer sind?
warum geht er den anderen hund plötzlich an, mit dem er bislang so nett gespielt hat?
und wieso dreht er neuerdings beim rückruf 3 meter vor dir ab und lässt sich nicht mehr anleinen, obwohl ihr das so gut geübt hattet?

da gibt es natürlich viele motive und möglichkeiten, die eine rolle spielen können.
die wichtigsten kategorien und einen kleinen überblick dazu bietet das kostenlose webinar „warum macht er das? wie hunde (wirklich) ticken“ am 12.5.2020,  zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:

für diesmal wollen wir uns aber drei häufige aussagen anschauen, die du sicher auch schon gehört oder selber getätigt hast.
vor allem aber werfen wir einen blick darauf, was wirklich dahinter steckt.
online hundeschule

1. „das weiß er doch, dass er das nicht darf“

hinter dem entnervten stoßseufzer steht immer der frust darüber, dass der hund schon wieder was macht, was er nicht soll.
zum xten mal.
obwohl man’s ihm 100 mal gesagt oder gezeigt hat, dass das so nicht geht.
und trotzdem hat er’s grad wieder gemacht.

das liegt entweder daran, dass er’s zwar weiß, aber trotzdem macht,
weil ein anderes motiv stärker ist als das wissen.
(soll ja auch bei menschen vorkommen, dass sie rauchen oder sich von junkfood ernähren, obwohl sie’s eigentlich besser wissen).

sehr oft allerdings, weiß es der hund tatsächlich nicht.
beziehungsweise sieht er die sache anders als du.
er weiß, dass er nicht ins bett darf oder keine schuhe zerbeißen soll, wenn du gerade zuschaust.
er weiß, dass immer an der leine ziehen kann, wenn du es eilig hast.
er weiß, dass er alles fressen kann, was er unterwegs findet, wenn er nur schnell genug ist.

die liste ließe sich beliebig erweitern.
fast immer steckt dahinter, dass der mensch versucht hat, dem hund über strafe (schimpfen, etc. ) was abzugewöhnen.
und strafe funktioniert halt nicht wirklich.

wichtig wäre also, es dem hund erstens so beizubringen, dass er gern das richtige macht.
und zweitens darauf zu achten, dass er auch in der verfassung ist, dass zu tun, und ihm nicht emotionen oder aufregung dazwischen kommen.

2. das hat er noch nie gemacht

hier ist nicht die faule ausrede gemeint, mit der manche hundehalter versuchen,
das schlechte benehmen ihres hundes zu entschuldigen,
der grad deinen angegangen ist oder einen radfahrer am hosenbein vom rad geholt hat.
das ist zu durchsichtig.

nein, hier ist die rede vom ehrlich erstaunten ausruf angesichts einer tat,
die der hund so tatsächlich noch nie gemacht hat.
das kann auch ganz was harmloses sein.

meine maroni zum beispiel hat 11 jahre ihres lebens jeden mülleimer im haus ignoriert,
bis ich eines tages heimkam und den inhalt auf dem küchenboden verteilt fand.

dafür gibt es in der regel drei erklärungen:

erstens: der hund hatte bislang noch nie die gelegenheit für etwas.
sagen wir mal, der sonntagsbraten stand noch nie in reichweite unbewacht da, erst heute.
da hat der hund dann aber zugeschlagen

zweitens: der hund kommt eben erst auf die idee.
das passiert tatsächlich, dass manche verhaltensweisen auftauchen,
weil es irgendeinen trigger gibt und der hund denkt: he, könnte ich mal das und das machen.
das jagdverhalten ist ein beliebtes beispiel dafür:
da kümmerst sich der hund jahrelang um kein wild
und dann rennt er einmal mit einem anderen hund hinterm hasen her und jetzt haben wir den salat.

drittens aber – und das ist der häufigste grund – kommt es gar nicht so unerwartet.
der hund hat ein ähnliches verhalten in viel unauffälligerer und niedrigerer dosierung schon früher gemacht,
da fiel es aber nicht auf oder störte nicht weiter.

wer sieht schon, wenn der hund scih im wilden spielen dutzendfach ein wenig bedrängt fühlt, aber weiter spielt
bis ihm eines tages der kragen platzt und er „aus heiterem himmel“ den anderen anblafft.
auch meine maroni hatte ihr leben lang eine neigung, fressbares aus leckerlibeutel (bevorzugt anderer menschen)
oder vom wegesrand zu mopsen, wenn man nicht aufpasste.
der weg zum mülleimer (und der nach hühnerfaschiertem riechenden verpackung vom katzenfutter) war da gar nicht so weit.
eigentlich ein wunder, dass sie den mülleimer nicht schon jahre früher geplündert hat!

hier heißt es also: entweder genau schauen, ob der hund das wirklich das allererste mal macht oder nicht schon längst einen hang dazu hat.
oder aber verhindern, dass er das noch einmal macht.

3. „der braucht mal klare grenzen“

wenn der satz von nachbarn oder sonstigen „hundekennern“ kommt, ignorier ihn ruhig.
wenn du aber selber da stehst und dir, deinem hund oder sonst jemandem erklärst:
„so, jetzt wird’s aber zeit für klare grenzen“,  dann
– war der hund „schlimm“
– hört er nicht gut (genug) auf dich
– und macht öfter sein eigens ding statt deines.

nicht so selten macht der hund übrigens alles so wie immer, nur der mensch ist grad im stress und reagiert schneller gereizt.
oder er es in einem ungünstigen moment gemacht und das ist einem peinlich.

ein bisschen schwingt gelegentlich die sorge mit, dass der hund sich als boss aufspielt und nur noch macht, was er will.
da kannst du beruhigt sein, das mit der rangordnung läuft erstens anders (wie du hier nachlesen kannst)
und hat zweitens mit „ungehorsam“ nichts zu tun.
der ist immer eine sache von erziehung und der (mäßig ausgebildeten) impulskontrolle des hundes.

also lieber durchatmen, sich selber an der nase nehmen und überlegen:
welche regeln hält der hund denn nicht ein und wie könnte man ihm das besser beibringen?

natürlich spielen immer auch emotionen, das naturell und andere faktoren eine rolle. doch dazu dann mehr im webinar „warum macht er das? wie hunde (wirklich) ticken“.

 

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.