BLOG


by brigid

Mai 7, 2017

hast du auch einen hund, den immer alle streicheln wollen? die hübschen kleinen sind davon besonders betroffen und welpen sind erst recht richtige menschen-magneten.

aber wie ist das nun?

muss sich der hund das gefallen lassen?
soll er zu allen hin und sich knuddeln lassen?
ist es unhöflich, das jemandem zu verwehren?
was tun, wenn dein hund das nicht mag?
kann es sich negativ auf deinen hund auswirken?

wer einen großen, grimmig dreinschauenden und zurückhaltenden hund hat, kennt das problem vermutlich nicht. alle anderen schon.

da ist man mit dem hund unterwegs und trifft jemanden. schon wird der hund ungefragt geknuddelt.
der besuch ist kaum bei der tür rein, der hund wuselt mittendrin und springt am besucher hoch, der ihn dafür auch noch streichelt und lobt.
ja, es kann einem sogar passieren, dass man mit dem welpen an der leine an einem straßen-cafe vorbeimarschiert und plötzlich findet man den welpen am schoß eines wildfremden menschen wieder (ist mir tatsächlich mal passiert, echt!)

das kann mit der zeit ganz schön lästig werden!

nicht nur dir, deinem hund erst recht!

und die probleme habt dann ihr zwei, dein hund und du!
dieses ungefragte anfassen kann nämlich unangenehme konsequenzen haben und zu echten problemen führen:

1.  hinstürmen und anspringen

wenn du einen freundlichen und menschenbezogenen welpen oder hund hast, der sich sowieso über alles freut und bei jedem in begeisterungsstürme verfällt, dann wird das mit jedem mal streicheln durch fremde schlimmer.

grade bei welpen will man den natürlich nicht an der leine weiterzerren und lässt es eben zu. der hund lernt dann aber, dass das normale und gewünschte verhalten ist:

jeden menschen stürmisch begrüßen, begeistert hochspringen und sich zuwendung und streicheleinheiten holen.

das mag (für den menschen) noch ganz nett sein, wenn es ein kleiner knuddeliger welpe oder lieber kleiner wuschel-hund ist. wenn es mal ein ausgewachsener 30 oder 40kg hund macht, verflüchtigt sich der charme der hundebegrüßung rasch.

du stehst dann da mit einem hund, der es nicht anders gelernt hat, der an der leine austickt, weil er unbedingt zum menschen hin will und den du kaum halten kannst!

nicht so schön.

das kannst du dir alles ersparen, wenn dein welpe oder hund von anfang an lernt, dass man andere menschen manchmal begrüßen kann (und zwar möglichst ruhig) und an anderen einfach vorbeiläuft, auch in aller ruhe.

ruhig vorbeigehen muss genauso normal sein, wie ein freundliches begrüßen.
dann gibt es keine probleme mehr.

(wenn du mehr tipps zum umgang mit deinem welpen oder junghund haben magst, dann kannst du dich hier zum kostenlosen webinar „was in der welpenerziehung wirklich zählt (und dir oft keiner sagt)?“ anmelden.

2. scheu vor berührungen

vielleicht ist dein hund ja ganz freundlich mit menschen, reagiert aber sehr sensibel auf berührungen.

es gibt so hunde, denen es von der hautsensibilität und vom nervensystem schnell zu viel wird, wenn sie viel gestreichelt werden. die menschliche hand kann ganz schön intensiv sein!

solche hunde mögen zwar menschen und ihre nähe, sind mit streicheln und anfassen aber schnell überfordert.

das sieht nur keiner so schnell!
vor allem ein fremder, der deinen hund nicht kennt.
und dann wird weitergestreichelt und gestreichelt, obwohl dein hund sich schon wegduckt oder ganz überdreht wird und herumkaspert.

wird dem nicht sofort ein riegel vorgeschoben, kann es schnell passieren, dass der hund scheu vor der menschlichen hand entwickelt.

klar, wenn die immer unangenehme empfindungen auslöst!

der welpe lässt es sich vielleicht noch gefallen, der erwachsene hund vielleicht nicht mehr.
und selbst wenn – ein ergebenes über sich erdulden lassen ist ja auch nicht das, was du dir für deinen hund wünscht!

 

3. angst vor fremden menschen

am schlimmsten sind die ewigen streicheleien für unsichere oder ängstliche hunde.

nennen wir die sache doch mal beim namen:

dieses streicheln durch die anderen ist schlicht ein übergriff.
ein bedrängen, womöglich bedrohen und einschüchtern.

manche hunde halten einfach still und fürchten sich leise,
andere wehren sich und knurren
(und lernen schnell, dass sie nur so in ruhe gelassen werden).

in beiden fällen wächst eines: die angst vor fremden menschen!

genau das, was du natürlich nicht brauchen kannst.
wo du vermutlich grad dran arbeitest: dass dein hund zutrauen fasst zu anderen menschen,
und dann kommt der nächste und tascht ihn wieder an…

was also tun?

es mag schon sein, dass andere menschen deinen hund gern streicheln würden.
sei es, dass sie hunde einfach gern mögen
oder dass sie glauben, dass macht man eben so.

sie haben aber keinesfalls das recht dazu!

und du bist nicht verpflichtet, das zuzulassen.
und dein hund hat das schon gar nicht hinnehmen zu müssen.

es ist immer (immer!) deine entscheidung, ob du das erlaubst!

du hast dabei nämlich nur eine verpflichtung – deinem hund gegenüber.
es ist dein job, für seine sicherheit zu sorgen,
darauf, dass er sich wohl fühlt
und dass er nichts verkehrtes lernt.

kann schon sein, dass man manchmal  etwas deutlicher werden muss,
um jemandem vom streicheln abzuhalten.
gelegentlich braucht man den einen oder anderen trick, um es zu verhindern
(mein liebster: „achtung, der hat einen hautpilz!“ – wirkt immer 🙂 )

wenn’s einem wichtig ist, klappt es aber immer.
und wichtig ist dir das wohlergehen deines hundes ja.

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.