schnüffelspiele kommen üblicherweise dann ins programm, wenn man mehr für die geistige auslastung des hundes tun möchte
oder aber wenn man eine bestimmte ausbildungsrichtung wie zum beispiel mantrailing einschlägt.
oft ist das erst dann der fall, wenn „alles andere“ halbwegs erledigt ist,
wenn also die grunderziehung steht und allfällige probleme erfolgreich bewältigt wurden.
bis dahin kommen die meisten über ein bisschen leckerchen-suche kaum hinaus
und nehmen sich schon gar nicht die zeit, gezielte suchaufgaben mit ihrem hund aufzubauen.
schließlich steht ja anderes (noch) im mittelpunkt.
so nachvollziehbar das sein mag, so verkehrt ist das in vielen fällen.
man könnte sich sogar so manches problem ersparen oder zumindest erleichter,
wenn man schon frühzeitig mit sinnvoller nasenarbeit anfängt und damit nicht wartet,
bis alles andere unter dach und fach ist.
besonders gilt das für drei hundetypen:
1. aufgeregte hunde
meist sind es junghunde oder neu übernommene hunde mit vorgeschichte,
die einem erst mal mit ihrem impulsiven verhalten auf trab halten.
sie können mit aufregung schlecht umgehen, haben kaum impulskontrolle
und demgemäß kümmerst man sich erst mal um ihre alltagserzieheung und darum,
ihre impulsivität unter kontrolle zu bringen.
aufgeregte hunde brauchen aber dringend nasenarbeit!
natürlich nicht nur, was sonst noch nötig ist und wie man der aufregung im hund generell beikommt,
damit beschäftigen wir uns demnächst ausführlicher im neuen webinar „was tun mit dem hibbel-hund?“.
beim aufgeregten hund dreht sich nämlich viel darum,
ihn nicht im „mittelhirn-modus“ aktiviert zu haben.
dort wird sein verhalten von emotione und impulsen gesteuert, nicht vom klaren denken.
wir sollten uns vielmehr darum bemühen, ihn in den „großhirn-modus“ zu bekommen
und ihm zu ermöglichen, dass er überlegt und mit kühlem kopf vorgeht.
genau das fördert die nasenarbeit und das macht sie so wertvoll.
je ruhiger und konzentrierter der hund sucht, desto besser für seine gelassenheit.
achtung: die betonung liegt auf ruhiger und konzentrierter suche.
das beliebte „sprinkeln“ kann dabei in manchen fällen kontraproduktiv sein.
beim „sprinkeln“ wird einfach eine handvoll kekse auf eher kleiner fläche wie einem teil des gartens ausgestreut,
die der hund dann suchen und auflesen darf.
geht er dabei systematisch vor und arbeitet über die nase, ist alles in ordnung.
dann kann das sprinkeln eine tolle möglichkeit sein, den hund kurzfristig zur ruhe zu bringen oder ihm einen einstieg in die nasenarbeit zu vermitteln.
es gibt aber auch hunde, die auf das sprinkeln mit hektischem herumgerenne reagieren,
die eher mit den augen als der nase suchen (vor allem, wenn sie zusehen konnten, wie die kekse ausgestreut wurden)
und die sich ziemlich reinsteigern könnten.
entweder weil sie futter so toll finden und sich daher über die vielen herumliegenden kekse schnell aufregen.
oder weil sie rasch in frust geraten, wenn sie nicht alles sofort finden und sich dann noch mehr aufregen.
2. unsichere hunde
auch bei unsicheren oder ängstlichen hunden denkt man nicht als erstes an suchspiele.
vielmehr ist man in der regel damit beschäftigt, ihnen die angst vor bestimmten dingen zu nehmen,
sie an die dinge ihrer lebenswelt zu gewöhnen und vertrauen aufzubauen.
dabei kann gerade für sie die nasenarbeit einen durchbruch bringen.
denn erstens sind erfolgserlebnisse das beste gegenittel gegen unsicherheit.
nun kann man dem hund auf unterschiedliche weise zu erfolgserlebnissen verhelfen,
am einfachsten (und am planbarsten!) ist es aber mit suchspielen, die man so gestaltet,
dass der hund sie gut schaffen kann.
denkspiele oder andere formen geistiger auslastung sind für unsichere hunde oft schwierig,
weil sie überwindung kosten, um sich mit was neuem zu beschäftigen,
oder weil der unsichere hund rasch aufgibt, wenn er etwas nicht sofort versteht oder schafft,
die nase einsetzen können aber auch unsichere hunde von anfang an gut.
nasenarbeit hat auch den vorteil, dass man sie einfach „mitnehmen“ kann.
sie kann dadurch helfen, dem hund neue umgebungen oder situationen leichter zu machen,
weil man ihm mit einem suchspiel dort ein ventil gibt und positive assoziationen aufbauen kann.
gerade bei unsicheren hunden sollte man daher frühzeitig mit suchspielen anfangen,
die natürlich an den hund angepasst werden.
wichtig: auch beim unsicheren hund funktioniert die nase ausgezeichnet!
also nicht allzulange bei zu leichten suchspielen hängen bleiben.
3. extrem-schnüffeln
bei jenen hunden, die sowieso die ganze zeit mit der nase am boden kleben,
und vor lauter schnüffeln kaum ansprechbar sind, greift man meist auch nicht als erstes zu schnüffelspielen.
im gegenteil: manchmal besteht die sorge,
dass man damit das sowieso schon extreme schnüffeln des hundes noch weiter verstärken könnte
und er dann ganz in seiner geruchswelt verschwindet.
das ist aus zwei gründen falsch:
erstens ist das extrem-schnüffeln häufig eine zeichen für eine extreme stress-belastung
(genauer hab ich das hier mal beschrieben).
dann gilt, was unter punkt 1 angeführt wurde:
nasenarbeit einsetzen gegen zu große aufregung.
zweitens kann das intensive schnüffeln ein hinweis darauf sein,
dass der hund eine überdruchschnittlich gute nase hat, ein großes schnüffelbedürfnis mitbringt –
und dieses völlig unausgelastet ist.
ein beagle zum beispiel hat ungefähr dreimal so viele riechzellen wie andere hunde
und damit eine exzellente nase (gepaart mit großer intelligenz).
die will auch was zu tun bekommen!
gelegentliches leckerli-suchen reicht da nicht.
(man gibt ja auch nicht einem brillanten philosophen nur bilderbücher zu lesen).
sie brauchen eine wirkliche herausforderung für die nase,
also suchaufgaben, die entsprechend anspruchsvoll gestaltet werden können.
sonst suchen sie sich ihre beschäftigung nämlich selber und das ist in den meisten fällen beim menschen weniger erwünscht.
(solche aufgaben finden sich übrigens im kurs „schnüffelnase“ mit konkreter anleitung)
fazit
schnüffel-aufgaben sind nicht die „kür“, zu der man dann übergeht,
wenn die pflichtaufgaben wie leinegehen oder rückruf abgearbeitet sind,
oder zu denen man dann greift, wenn man grad ein bisschen spaß haben möchte.
sie sind immer eine bereicherung für jeden hund, auf die er nicht verzichten sollte,
vor allem aber pflichtprogramm für aufgeregte, unsichere und besonders nasen-motivierte hunde.