BLOG


by brigid

Oktober 26, 2014

keinesfalls, nie und nimmer darfst du deinen hund im bett schlafen lassen!!!

richtig?

liest man doch soooo oft, hört man noch öfter. ist bei vielen total verpönt!

ich weiss gar nicht, wie oft mir  hundemenschen schon ganz verlegen und verschämt zugegeben haben, ihr hund würde aber schon hin und wieder bei ihnen im bett liegen.
die verlegenheit kommt ja wo her! die hat ja keiner mit der muttermilch aufgesogen. die wird einem eingetrichtert. weil eben siehe oben:

der hund darf keinesfalls ins bett!

dann ist er nämlich „dominant“!

dann liegt er da in diesem bett und sinnt auf meuterei gegen dich.
und überlegt, wie er dir als nächstes den autoschlüssel entreißen könnte!
dann räkelt er sich da gemütlich, während er plant, erst die bundesregierung zu stürzen (ok, naja….kein kommentar)
und als nächstes die weltherrschaft zu erobern!

gefährlich!!!! uihhhh!!!! ja nicht erlauben!!!!

wenn du mich fragst: purer schwachsinn.

schon bei den wölfen, die das ja angeblich alles erfunden haben, ist es vollkommen schnurz, ob mal ein jungwolf auf gleicher höhe oder gar höher liegt als der papa.  das einzige, was bei denen zählt: macht der jungwolf platz, wenn der papa das wirklich will.
dann ist alles gut.

also sinngemäß auf dich und deinen hund übertragen:  kannst du auch noch ins bett, wenn dein hund schon mal drin liegt, oder nicht?

(anmerkung: falls dein hund dich tatsächlich nicht ins bett lassen sollte, hast du tatsächlich ein problem. zwar mit höchster wahrscheinlichkeit kein „dominanz“-problem, aber ein verhaltensproblem, für das du dir bitte möglichst rasch professionelle unterstützung holst).

dass dein hund ins bett will (oder aufs sofa), hat natürlich gute gründe. schließlich gibt es wenige hunde, die das dauerhaft ablehnen würden!

die wahren gründe, warum der hund ins bett will

grund nr. 1:  es ist bequem!

setz dich oder leg dich doch mal eine halbe stunde auf den platz deines hundes – bevorzugt, wenn der wo anders liegt, damit du ihn nicht verdrängen musst :-).

dann leg dich zum vergleich eine halbe stunde aufs sofa oder in dein bett.

und dann sag mir: wo ist es bequemer?

eben!

und jetzt stell dir mal vor, du ziehst vorübergehend zu einem freund/einer freundin. total nettes willkommen, du wirst super bekocht.
aber – aufs sofa darfst du dich nicht setzen!
sonst glaubst du womöglich noch, du bist hier der chef!

du sollst bitte ein bisschen tiefer sitzen – das wär dir vielleicht sogar wurscht, wenn es wenigstens bequem wäre und nicht der harte boden so drücken würde!  ich wette mir dir: kaum ist der gastgeber aus dem haus, setzt du dich erleichtert aufatmend auf die bequeme couch!

wie maroni das übrigens auch macht :-). natürlich vollständig illegal. sie darf nämlich nicht aufs sofa und nicht ins bett. wegen der wahren gefahren…. doch dazu gleich.

grund nr. 2: er will dir nahe sein.
oder wenigstens eingehüllt in deinen tröstlichen geruch liegen.

hunde sind nun mal soziale lebewesen und wollen gesellschaft. untereinander betreiben sie das sogenannte „kontaktliegen“, also zusammengekuschelt rücken an rücken oder sonstwie in berührung liegen. die wärme und die vertrautheit teilen. sehr entspannend! sozusagen löffelchen-liegen auf hundeart.

das würde der hund gern auch mit dir machen.
und da du eben da oben auf dem sofa oder da oben im bett bist, will er da auch rauf.

zwei gute gründe, ihn da zu haben!
oder?

was ist denn nun mit den gefahren?

es gibt sie.
aber es sind andere als die gemein hin genannten!

die wahren gefahren vom hund im bett

ob du den hund ins bett lässt oder nicht, ist reine geschmackssache. eine persönliche entscheidung.
aber bedenke, dass es konsequenzen hat!

gefahren…naja, ich geb zu, das wort ist vielleicht ein bissl übertrieben. macht sich aber gut im titel :-).

konsequenzen also.
nämlich die folgenden.

1. hundehaare!
immer und überall. und so frisch und sauber die laken auch sein mögen, 5 minuten mit hund und alles ist vorbei. das ist weiter nicht dramatisch, schließlich gibt es staubsauger und waschmaschine.
denk aber bitte dran, dass dein hund auch dann ins bett will, wenn der staubsauger oder die waschmaschine (oder – ein gütiges schicksal sei vor – gar beide gleichzeitig) kaputt sind.
und vergiss nicht, dass dort, wo die haare herkommen, auch zecken oder flöhe herkommen könnten. auch nichts, was jetzt laufend passiert, aber auszuschließen ist es nicht.

was nämlich vermieden werden soll:
– dass es dir plötzlich reicht mit dem dreck
– oder du panisch den floh springen siehst
– oder so was
und du dann plötzlich beschließt: der hund muss raus aus dem bett. und bleibt draußen! basta!

das wär nämlich echt unfair. wie soll dein hund das bitte verstehen?
eben noch durfte er.
und jetzt – ohne einen für ihn erkennbaren grund – zicken herrchen oder frauchen plötzlich rum. verbannen ihn.
unfair!

2. belagsdichte
manches ist  eine frage der praktikabilität. simple mathematik sozusagen:

wieviele m² bettfläche dividiert durch wieviele lebewesen im bett ergibt wieviel cm² pro lebewesen?

du fängst an mit der einen oder anderen katze und einem kleinen hund. und eines tages stehst du da wie ich
(vor nicht allzu langer zeit zumindest noch)

4 katzen und alle wollen ins bett.
4 hunde, davon drei große und eine freche.
und genau das ist der grund, warum maroni nicht ins bett darf, und die anderen hunde auch nicht.

es ist schlicht zu wenig platz!

und noch ein aspekt: es fehlt ihnen die gemeinsame kuschelkultur.
der eine hund will mit den katzen spielen, aber nicht alle katzen schätzen das.
der andere hund will den katzen nur ja nicht zu nahe kommen. und es beruht vollkommen auf gegenseitigkeit.
der dritte hund weiss nie so recht, wem von den anderen beiden er es nachmachen soll.
also keine so gute idee, die alle gemeinsam ins bett zu packen.

und ja, noch ein faktor: ich möchte da auch noch rein.
und in ruhe schlafen!
ich bin da vielleicht ein bissl eigen… aber pfoten im gesicht und mich winzigst zusammenfalten müssen, mag ich nicht recht.

unsere belagsdichte ist eindeutig zu hoch!

überleg dir das bitte für dich  – auch wieder bevor du deinen hund daran gewöhnst, dass er im bett schlafen darf.  denn später rausschmeissen ist nicht so fein.

das passiert übrigens überraschend oft, wenn sich die menschliche belagsdichte ändert! sprich, wenn ein neuer freund oder eine neue freundin einzieht zum teilen von tisch und bett.
dann muss der hund plötzlich raus.und findet das naturgemäß nicht so gut!

3. altersbeschwerden und ihre folgen…
noch was gibt es zu bedenken.

irgendwann mal wird dein hund alt. (wir hoffen sogar sehr alt!)

mit dem alter kommen aber manchmal beschwerden….
der rücken tut weh, die gelenke tun weh, man wird steifer und unflexibler…auch als hund.
ist platz genug da, dass du deinen hund dann nicht versehentlich tritts und ihm weh tust?
wie würde dein hund denn reagieren, wenn ihm was wirklich weh tut und er kriegt dann noch einen ordentlichen schubser ab?
knurrig, beleidigt, stumm leidend?
und magst du dann noch immer mit ihm gemeinsam im bett schlafen und kommst damit zurecht?

die ultimative herausforderung: vielleicht wird der alte hund ein bissl inkontinent…
kommst du damit im bett zurecht?

was ich nämlich wirklich fies fände, wenn dann ausgerechnet der alte hund aus dem bett geschmissen wird! der verkraftet es vielleicht am schlechtesten…

fazit

will ich mit all dem sagen, dass dein hund bloss nicht im bett schlafen soll?

auf gar keinen fall!
er soll ruhig, wenn er das will und es für dich passt.

ich will zwei sachen:
– ich will nicht, dass der hund eines tages plötzlich wieder rausgeschmissen wird aus dem bett. wie schon erwähnt, find ich nicht so fair.
– ich will, dass dein hund ein genauso bequemes plätzchen (oder besser noch: mehrere) hat wie du am sofa oder im bett, falls er nicht dorthin soll.

also los: betten machen für die hunde! kuschelig, warm, weich, gut gepolstert, mit kopfstütze oder kissen oder als höhle, oder was immer deinem hund das liebste wäre!

denn wie du ihn bettest, so liegt er!

 

ps:  ja natürlich gibt es auch hunde, die erst gar nicht ins bett oder aufs sofa wollen. denen die nähe zu viel wär. die es zu heiß fänden usw.
aber um die ging es heute nicht 🙂

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.