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by brigid

Februar 26, 2017

den satz, man soll „den hund hund sein lassen“, hört man ja öfter. was ist damit aber eigentlich gemeint?

(achtung:  sehr unterschiedliche bedeutungen!)

wie macht man das, dass man einen hund in unserer heutigen welt hund sein lässt?

soll man ihn nicht „vermenschlichen“, weil das nicht hundegerecht ist?
kann man ihn ruhig jagen lassen, weil das der hundenatur entspricht?
darf man ihn nicht kastrieren, weil der dann nicht mehr richtig hund ist?
was soll der satz bloss bedeuten?

nun, das kommt ganz drauf an, von wem er kommt…..

meist gibt es 3 verschiedene richtungen, aus denen der satz kommt:

1.  nicht vermenschlichen ?

mit dem „nicht vermenschlichen“ ist das so eine sache…

wenn man darunter versteht, kein rosa nagellack mit schleifchen im fell  (oder ähnliche absurditäten), bin ich sofort einverstanden.

wenn man aber meint, dass der hund nicht aufs sofa soll, dass er ein minderwertiges lebewesen ist, dass man sich daher nicht soviele sorgen um ihn machen soll oder gar noch geld für eine operation ausgibt („um das geld kriegst du ja schon einen neuen hund!“) bin ich natürlich dagegen.

„den hund hund sein lassen“ hat manchmal leider diese bedeutung:
– mach doch nicht so ein gedöns um den hund
– lass ihn doch einfach im garten in einer hütte
– es ist ja „nur ein hund“
– der hat nicht die selben emotionen und bedürfnisse wie ein mensch
– usw.

nein danke!

es sind oft menschen ohne hund oder solche, die einem so kommen.
oder solche, die ihren hund vernachlässigen und schlecht behandeln und das dann als „natürliche hundeart“ rechtfertigen.

denen kann man nur entgegen: „man soll den hund glücklich sein lassen – oder die finger vom hund lassen“!

 

2.  nicht erziehen?

es gibt menschen, die ihren hund durchaus lieben und alle für ihn tun, die auch den satz „den hund hund sein lassen“ bemühen.

und manche hundetrainer, die das empfehlen.

gemeint ist damit dann:
– bloss nicht „dauernd“ am hund rumerziehen
– ja keine signale verwenden oder vom hund was verlangen
– keine leckerchen für richtiges verhalten
– etc.

…weil das ja alles gegen die hundenatur sei.
schließlich würden auch in einem wolfsrudel keine leckerchen verteilt.

hallo?

welches wolfsrudel managt seine mitglieder in einer wohnung in der großstadt und bringt den jungen leinegehen oder  nicht(!) jagen oder fressbares am wegesrand oder am tisch liegen lassen, bei?

hunde, die in der artfremden welt des menschen mit all ihren anforderungen nur mit ihrer angeborenen natur und ohne erziehung zurecht kommen müssten, wären arme tiere!

besonders übel wird diese form von „den hund hund sein lassen“, wenn natürlich erzogen wird – nämlich über druck und einschüchterung – und es dann zu problemen kommt, die einen überfordern:

plötzlich knurrt mich der hund an oder plötzlich kommt er nicht mehr, wenn ich ihn rufe – und dann lassen wir den hund eben mal hund sein?

das kann gründlich schief gehen!

 

 

also: gern den hund hund sein lassen,
wenn er sich mal im matsch wälzen
oder nach herzenslust rumschnüffeln mag,
auch wenn wir es grad eilig hätten.

 

 

aber bitte unbedingt den hund (freundlich) erziehen, damit er sich in unserer menschenwelt zurecht findet.

 

3.  nicht verbiegen

manchmal sollte das „den hund hund sein lassen“ eigentlich heißen:

„den hund er selber sein lassen“

also den hund nicht nach den eigenen erwartungen und ansprüchen verbiegen:

–  den fremden menschen gegenüber scheuen hund nicht zum therapiehund machen wollen
–  den distanzierten, eigenständigen hund nicht zum kuschelhund umfunktionieren wollen
–  den wasserscheuen retriever nicht um jeden preis zur wasserjagd ausbilden wollen
–  usw.

jeder hund ist anders, jeder hat seine talente und stärken – genauso wie seine abneigungen und weniger ausgeprägten fähigkeiten.

er soll ruhig sein dürfen, wie er ist!
wenn sein größtes talent ist, nach einem ausgiebigen spaziergang auf dem sofa zu liegen und das leben zu genießen: wunderbar! dann soll er genau das machen können.

vermutlich stimmen mir alle zu, wenn ich sage: ja unbedingt, jeder hund soll er selber sein dürfen!
in der theorie.

aber wie sieht es in der praxis aus?
was macht dein hund wirklich gerne und gut – und was, weil du es eben möchtest?

und achtung: wie weit kann dein hund er selber sein und wird nicht durch deine stimmungen und deinen stresspegel massiv beeinflusst?

schließlich ist es wirklich schwer, ein gechillter hund neben einem supergestressten, hektischen menschen zu sein (der auch noch dauernd action will) oder ein fröhlicher springinfsfeld neben einem dauerhaft deprimierten griesgram.

wenn du mehr zum thema „wie deine stimmungen deinen hund beeinflussen“ wissen magst, dann gibt es das im kostenlosen webinar.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.