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by brigid

März 4, 2017

nimmt ein pferd den kopf hoch, so freut das den reiter wenig.

das entspricht nicht dem, wie man’s gerne hätte nach reitlehre – egal welcher
(diese einigkeit unter verschiedenen reitlehren ist ja schon beachtlich, es muss also wichtig sein).

was ist aber so verkehrt dran, wenn das pferd den kopf hoch nimmt?

1. rücken weg

um den menschen im sattel gut tragen zu können, muss das pferd den rücken aufwölben.

nur dann kann es ohne schaden zu nehmen, gewicht im rücken haben.
(nur dann ist es übrigens auch für den menschen wirklich angenehm)

den rücken aufwölben kann das pferd aber nur in der richtigen körperhaltung:

da muss die bauchmuskulatur arbeiten.
da muss die hinterhand aktiv sein.
und da muss es den kopf entspannt nach vorne und unten dehnen.

mit hohem kopf geht gar nichts.
geht der kopf hoch, wird automatisch der rücken nach unten gedrückt.
wie ein hohlkreuz.

und dann ist schluss mit feinem reiten.

 

2. verbindung weg

fürs feine reiten hätte man auch gern eine feine verbindung am zügel,
eine in die das pferd sich vertrauensvoll hindehnt,
und wo es weich im genickt nachgibt.

das setzt erstens eine weiche hand des reiters voraus
und zweitens – erraten – eine tiefe kopfhaltung.
(wobei mit tief jetzt die korrekte vorwarts-abwärts dehnung gemeint ist, nicht die nase am boden :-))

das hat seine biomechanische logik:
wenn das pferd den kopf hoch nimmt, kommt die energie aus der hinterhand nicht mehr durch
(meistens ist da aber ohnehin grad keine)
und der winkel zur reiterhand stimmt auch nicht mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

ein weiches halten der verbindung kann so nicht mehr funktionieren.

 

3. denken weg

am unmittelbarsten und unangenehmsten macht sich aber eine andere wirkung bemerkbar:

geht der kopf hoch, dann schaltet das pferd um von ruhigem denken auf panisches reagieren!

seine ursache hat das im nervensystem and darin, dass bestimmte körperhaltungen mit bestimmten verhaltensweisen zusammenhängen.

ein gelassenes pferd hat den kopf entspannt unten.
ein aufgeregtes oder fluchtbereite pferd nimmt den kopf hoch.

da funktioniert auch andersrum:

geht der kopf hoch, weil der mensch den pferderücken durch seinen schlechten sitz im sattel wegdrückt, wird dadurch auch ein gelassenes pferd unruhiger und hektischer.

bringt man ein aufgeregtes pferd dazu, den kopf nach unten zu nehmen, dann entspannt es sich und wir automatisch gelassener.

noch ein problem:

ein pferd, bei dem der kopf hoch geht, kann nicht mehr richtig denken – die falschen gehirnareale sind aktiviert, der kampf-oder-fluchtmechanismus ist angeworfen und lernen oder das abrufen von gelerntem funktionieren nur noch schlecht.

das alles verlockt dazu, den kopf „künstlich“ runter kriegen zu wollen.

was wenig bringt oder die sache sogar noch schlimmer macht.

versucht man in einer unüberlegten reaktion den kopf des pferdes am zügel wieder runterzuziehen, wird es definitiv problematisch.

das endet meisten mit gezerre, das pferd wehrt sich und wird immer nervöser – zu recht.
der mensch fühlt sich zunehmend unsicher oder verärgert und hängt sich noch mehr in den zügel – nachvollziehbar aber total schädlich.

versucht man, sich das alles zu ersparen, in dem man das pferd mit hilfszügeln daran hindert, den kopf hoch zunehmen, macht das die sache nicht viel besser.

das pferd wird zwar mechanisch daran gehindert, den kopf zu weit nach oben zu nehmen, hat aber immer noch den impuls dazu.   meist endet das ganze mit noch mehr verspannungen im pferd und der tendenz, ohne hilfszügel den kopf erst recht nach oben zu nehmen.

zum glück gibt es auch einfache und sehr wirksame methoden, wie man das pferd dazu bekommt, den kopf entspannt nach unten zu nehmen und seine gelassenheit wieder zu erlangen.

dazu dann nächstes mal mehr …

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über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.