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by brigid

Oktober 14, 2017

hunde, die jagen, enden nicht selten an der leine.
und das war’s dann.
wenn sie glück haben, ist es wenigstens ein lange schleppleine.

nicht falsch verstehen: eine schleppleien für den jagdlustigen hund macht durchaus sinn!
anfangs oder in besonders wildreichem gebiet.

noch mehr sinn macht es aber, ein vernünftiges anti-jagd-training aufzubauen.
damit der hund zumindest streckenweise auch wieder ohne leine unterwegs sein kann
und verlässlich bei seinem menschen bleibt.

im anti-jagd-training „verlernt“ der hund das jagen nicht.
wenn er eine starke anlage fürs jagen hat, dann geht die nicht einfach weg.
er kann aber lernen und üben, seine jagdimpulse im zaum zu halten
und stattdessen etwas zu tun, was dem menschen besser gefällt.

bevor man sich ans echte anti-jagd-training macht,
müssen ein paar voraussetzungen gegeben sein:

  • der normale rückruf muss absolut einwandfrei sitzen!
    wenn der hund nicht einmal dann verlässlich kommt, wenn nicht viel los ist, dann ist natürlich gar nicht dran zu denken, dass er noch kommen könnte, wenn er eine spannende spur in der nase hat oder ein reh vorbeiläuft.
  • die leinenführigkeit muss solide aufgebaut sein.
    nun hat leinengehen natürlich nicht direkt mit dem jagen zu tun.
    aber einerseits ist das leinentraining eine gute möglichkeit, die selbstbeherrschung des hundes zu schulen (die er ja braucht, wenn er nicht jagen soll).
    und andererseits ist es eine praktische notwendigkeit: ohne schleppleine geht es im anti-jagd-training nicht und da sollte der hund dann bereits gelernt haben, sich nicht in die leine zu stemmen und zu ziehen, sonst hat man 10 oder 20meter dahinter keine chance mehr.
  • der stresspegel muss im grünen bereich liegen.
    im anti-jagd-training wird vom hund viel impulskontrolle verlangt, und die klappt nur, wenn der stresspegel des hundes nicht zu hoch ist. wenn er vor lauter aufregung kaum mehr hört oder erst gar kein leckerchen mag, dann ist an kein vernünftiges training zu denken, schon gar nicht an ein anti-jagd-training.
  • die auslastung für den hund muss passen.
    die meisten jagdbegeisterten hunde sind ausgeprägte schnüffelnasen. viele jagen ja nicht nur auf sicht, sondern auch auf spur.  hat er für diese schnüffeleidenschaft kein anderes ventil und bietet man ihm keinen ausgleich statt des jagens an, dann ist das jagen natürlich umso interessanter.

fürs eigentliche anti-jagd-training gibt es unterschiedliche ansätze,
hier stell ich euch mal den vor, mit dem ich die besten erfolge erzielt habe.

und dabei läuft das anti-jagd-training in 3 schritten ab.

schritt nr. 1:  der super rückruf

der normale rückruf ist wichtig, klar.
aber meist nicht ausreichend, wenn es wirklich aufregend wird.
mal ganz abgesehen von dem risiko, sich den normalen rückruf im alltag schnell abzunutzen und zur langweiligen pflicht werden zu lassen für den hund.

wenn ein wildtier auftaucht, brauchen wir was stärkeres.
da darf der hund am besten gar nicht überlegen: soll ich oder soll ich nicht zu meinem menschen laufen?
es sollte ihn vielmehr reflexartig von den beinen reißen und begeistert zum menschen fliegen lassen!

das wird möglich, wenn man einen super-rückruf trainiert,
also ein spezielles signal, das dem hund ganz besonders tolles ankündigt
(damit er begeistert kommt)
und das seeehr sparsam eingesetzt wird!

damit der super-rückruf seine tolle wirkung nicht verliert,
wird er auch 10mal öfter nur so zum spaß und für tolle belohnung gerufen;
als man ihn im ernstfall verwendet.

wird der super-rückruf korrekt aufgebaut
und spannend gehalten,
dann hat man gute chancen,
den hund in dem moment,
wo er die witterung eines beutetiers aufnimmt,
noch abrufen zu können.

schritt nr. 2:  impulskontrolle festigen

egal ob rückruf oder super-rückruf,
ob „beute melden“ oder nur an der schleppleine bei wildsichtung gelassen bleiben –
immer brauch der hund dafür eines:

die fähigkeit, seine impulse im zaum halten zu können:
und das lässt sich zum glück schulen!

wenn der hund feststellt, dass er am besten fährt,
wenn er geduldig wartet oder sich selbst beherrscht,
wenn er übt, auch bei aufregung oder bewegungsreizen ruhig zu bleiben,
dann stärken wir seine impulskontrolle.

und die braucht er dringend, wenn jagdbares ins spiel kommt!

schritt nr. 3: beute melden

die höchste stufe des anti-jagd-trainings ist dann erreicht,
wenn dein hund beim anblick eines beutetiers
oder beim aufnehmen einer frischen witterung das folgend macht:

statt schnurstracks im gelände zu verschwinden,
bleibt er stehen, schaut dich an und „meldet“ dir,
dass er da was gefunden hat.

der hund lernt also, auf den jagd-auslöser mit einem anderen verhalten zu reagieren,
einem verhalten, das ihm ein höchstmaß an selbstbeherrschung abverlangt
und das daher sorgfältig aufgebaut werden muss.

ein bisschen mehr üben erfordert es schon,
aber es lohnt sich!

die 3 schritte des anti-jagd-trainings können zwar auch überlappend trainiert werden,
die reihenfolge ist aber schon wichtig. man kann nicht schritt 1 und 2 ersatzlos überspringen und gleich mit dem „melden“ anfangen wollen. das geht fast immer schief.

systematischer aufbau und geduld sind das,
was aus einem anti-jagd-training einen erfolg macht
und dem hund und seinem menschen endlich wieder entspannte spaziergänge schenkt!

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.