eine merkwürdige, aber gar nicht so seltene frage:
wie weit vor darf oder soll der hund laufen?
wie viel entfernung ist okay oder noch okay,
damit der hund noch aufmerksamkeit für seinen menschen aufbringt,
damit die kommunikation noch klappt
und damit der hund im bedarfsfall auch unter der kontrolle des menschen bleibt.
eine fixe meterangabe lässt sich dafür nicht wirklich machen,
zu unterschiedlich sind die hundetypen und die lebenssituationen,
doch einige allgemeine empfehlungen dafür gibt es sehr wohl:
1. keine rangordnung
wie weit der hund vor läuft, hat mit vielem zu tun, mit einem aber ganz sicher nicht:
der rangordnung.
diese idee der „rangordnung“ ist sowieso in irriges und zum glück längst überholtes konzept
(mehr dazu hab ich hier zusammengefasst).
dein hund macht sich nicht zu herrn im haus, weil er ein paar meter vor dir läuft
oder vor dir durch die tür geht.
der hund ist einfach schneller als der mensch.
wenn er in seinem normalen tempo unterwegs ist, ist er daher eher vor dir,
bleibt aber oft zum schnüffeln stehen oder untersucht eine stelle,
was dir die möglichkeit zum aufholen gibt und euch beide in etwa im gleichen abstand hält.
manchmal wartet dein hund auch schlicht, dass du aufschließt,
du rufst ihm eventuell zu, dass er warten oder wieder zurückkommen soll
oder hast mit ihm durch die „unsichtbare leine“ sowieso aufgebaut,
dass er nicht weiter als eine bestimmte entfernung von dir weg geht.
so weit alles gut.
2. in reichweite
wichtiger als die entfernung in metern ist dabei die „entfernung im kopf“.
bei jedem hund läuft es so, dass er (unter normalen umständen) gut ansprechbar ist,
solange er ganz nahe bei dir ist,
und es immer schwieriger wird, je weiter weg er ist.
so als würde euch ein gummiband verbinden,
dass mit ganz wenig dehnung noch super funktioniert,
dann aber immer weiter gedehnt (und unelastischer) wird, bis es irgendwann reißt.
beim einen hund kann es sein, dass er schon in 5 metern entfernung deutlich schlechter „hört“,
während ein anderer auch 30 meter weg noch total aufmerksam ist.
entscheidend dafür ist einerseits das tempo des hundes
(ein langbeiniger windhund ist nun mal mit ein paar schritten gleich viel weiter weg als ein schnaufender mops)
und natürlich dem, was du deinem hund beigebracht hast.
3. in verbindung
besonders aber hängt es daon ab, wie gut eure verbindung ist und auch auf entfernung bestehen bleibt.
auch das über weite strecken eine frage des lernens und der erfahrung,
die der hund mit seinem menschen gemacht hat.
hat ein hund eingeübt, immer einen teil seiner aufmerksamkeit beim menschen zu lassen,
funktioniert die kommunikation zwischen hund und mensch (und ist sie für den hund bedeutsam)
und hat der hund gelernt, sich am menschen zu orientieren
und im zweifelsfall mit einem blick zurück zum menschen und einem kurzen abwarten „nachzufragen“,
dann spielt die entfernung gar keine so große rolle.
(mit dem kurs „voll dabei“ kannst du das übrigens alles mit deinem hund ganz einfach aufbauen)
hat der hund hingegen seinem menschen gegenüber „zugemacht“,
weil da zuviel druck oder zuviel unverständliches oder einfach zu viel kommt,
dann nützt es auch wenig, wenn der physische abstand nur wenige meter beträgt.
fazit
es ist völlig in ordnung, wenn der hund vor dir läuft,
solange eure verbindung aufrecht bleibt.
die aber ist weniger eine frage der meter als der erziehung und der erfahrungen,
die der hund mit dir gemacht hat.
ein grund mehr, mit aufmerksamkeitstraining gute grundlagen zu legen
und sich in kooperation mit dem hund zu üben.
