hundebegegnungen sind für die allermeisten hunde sehr aufregend.
wenn man sie nicht von allem anfang an mit dem welpen oder dem neuen hund übt,
können sie zu einer herausforderung im alltag werden oder gar zu leinenpöbelei führen.
spaziergänge machen dann kaum noch spaß,
wenn man dauernd aufpassen muss, ob irgendwo ein anderer hund auftaucht
und der eigene dann womöglich an der leine zerrt und kaum mehr ansprechbar ist.
dagegen hilft dann nur noch eines: hundebegegnungen gezielt üben.
aber wie macht man das so, dass es auch was bringt?
viele gehen damit zum hundetrainer oder buchen social walks.
beide können in ihrer qualität sehr unterschiedlich sein und entweder sehr hilfreich sein oder aber sogar schädliche auswirkungen haben.
(mehr zum thema, wie social walks gestaltet sein müssen, damit sie einen sinn ergeben, gibt es im fachwebinar „social walks: wie, wann und für wen?“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst).
manche üben begegnungen in eigenregie, vielleicht unterstützt von helfern mit hunden, oder im alltag.
damit das ganze üben was bringt, müssen aber zumindest die folgenden drei kriterien erfüllt sein:
1. berechenbarkeit
das üben von hundebegegnungen hat das ziel,
dass der hund dabei gelassen bleiben lernt und nicht – wie im alltag sonst manchmal – heftig reagiert.
das lässt sich kaum erreichen, wenn man dazu nur die begegnungen zum üben nimmt,
die man im alltag so hat.
die sind nämlich zu unberechenbar und enden häufig damit,
dass der hund eben noch nicht so gelassen bleibt, wie man das gern hätte.
übungssituationen müssen vor allem eines sein: berechenbar.
die situation muss gut überschaubar sein und einem genug möglichkeiten zum richtigen reagieren mit dem eigenen hund lassen.
der andere hund muss berechenbar sein und soll sich nicht plötzlich unkontrolliert nähern oder selber unbeherrscht reagieren.
der andere mensch muss vorhersehbar reagieren und darf einem keinen strich durch die rechnung machen.
erst dann hat man die chance, dass man selber ruhig bleiben und das verhalten des eigenen hundes gut steuern kann.
und nur dann bekommt der hund die gelegenheit, die begegnung mit einem anderen hund bewältigen zu können.
ohne das organisieren von gezielten übungssituationen klappt das in der regel nicht.
man braucht dazu einen verlässlichen menschen mit einem idealerweise ruhigen und souveränen hund und ein gelände,
in dem man in ruhe üben kann und keine unguten überraschungen auftreten.
2. sicherheitszone
das übungsgelände ist nicht zuletzt deswegen so wichtig,
weil es einem ermöglichen muss, den eigenen hund in seiner „sicherheitszone“ zu führen.
er reagiert bei begegnungen auf den anderen hund ja deswegen heftig, weil er
a) sich unsicher fühlt und daher aufregt
b) zum anderen hinwill und ab einer gewissen nähe zum anderen ausflippt
in beiden fällen braucht er ausreichend entfernung zum anderen hund,
damit seine aufregung nicht überhand nimmt oder er sich gar verunsichert fühlt und daher abwehrend reagiert.
diese sicherheitszone kann unterschiedlich groß sein, je nach vorgeschichte des hundes.
reichen dem einen ein paar meter abstand und das laufen eines höflichen bogens um den anderen herum,
braucht der andere eine distanz von 100 metern, um noch halbwegs ruhig bleiben zu können.
beim üben von hundebegegnungen muss man jedenfalls den hund innerhalb seiner sicherheitszone halten.
geht alles gut, wird diese sicherheitszone im lauf der zeit immer kleiner werden,
weil der hund positive erfahrungen mit dem anderen sammelt und feststellt,
dass es keinen grund für große aufregung oder pöbelei gibt.
3. erfolgserlebnisse
vor allem aber stellt er dabei fest, dass ruhiges verhalten die beste strategie ist.
erstens fühlt es sich angenehmer an
und zweitens wird es vom menschen (jedenfalls anfangs) üppig belohnt.
damit diese wirkung sich einstellt, muss der hund aber tatsächlich halbwegs gelassen sein –
also nicht über signale irgendwie ruhig gehalten werden, aber innerlich brodeln.
und die belohnung muss tatsächlich als bestätigung für ruhiges verhalten kommen,
nicht als lockmittel vor der nase, mit dem man den hund versucht, am anderen hund vorbeizubekommen
(was für den notfall völlig ok ist, aber kein sinnvolles üben von begegnungen darstellt).
das ziel ist ja, dass der hund sich beim anblick eines anderen hundes nicht (mehr) aufregt und überfordert fühlt,
sondern sich gut fühlt, entspannt bleiben kann und weiß, für welches verhalten er mit einer belohnung rechnen kann.
man kann sich das üben von begegnungen auch so vorstellen, wie das sammeln von bonuspunkten:
jedes erfolgserlebnis bei einer begegnung ist ein bonuspunkt auf einem imaginären konto.
(und jede negative erfahrung bucht mindestens 10 punkte von diesem konto wieder ab).
hat man irgendwann genug bonuspunkte gesammelt,
bekommt man als belohnung einen hund, der gelassen an anderen hunden vorbei gehen kann.
fazit
hundebegegnungen zu üben, bringt nur dann was,
wenn der hund dabei eine positive erfahrung macht und entspannt bleiben kann.
überfordert man ihn mit zu schwierigen begegnungen oder bleibt er innerlich unruhige und zu aufgeregt,
dann erlebt er nur immer weiter, wie aufregend und schwierig hundebegegnungen sind
und wird daher keine fortschritte machen.
da könnte man sich das üben (und den frust für alle beteiligten) genauso gut sparen…
(ps: wer ein wirksames übungsprogramm gegen das leinenpöbeln haben möchte, kann gern mal hier rein schauen.)

