konsequenz ist in der hundeerziehung wichtig, so weit so klar.
doch muss man wirklich durchgehen konsequent sein oder kann man es auch mal lockerer angehen?
anders gefragt: gibt es momente, wo man es mit der konsequenz mal nicht ganz so genau nehmen muss?
bevor wir darauf eingehen, klären wir noch mal kurz, was unter konsequenz zu verstehen ist.
häufig wird das nämlich falsch ausgelegt als strenge dem hund gegenüber, der sich gefälligst ans angesagte zu halten hat.
mit strenge, einem scharfen tonfall oder ähnlichem hat konsequenz nichts zu tun.
konsequenz heißt einfach: was gilt, gilt.
anders (und wissenschaftlicher) formuliert: es geht um die beständigkeit des handelns.
in den gleichen umständen tun wir immer dasselbe.
die gleichen verhaltensweisen führen zu den gleichen folgen.
regeln einhalten
in der hundeerziehung:
wir geben regeln vor und an die halten sich alle beteiligten.
ein „sitz“ heißt immer, dass der hund sich hinsetzt.
ein rückruf bedeutet immer, dass der hund gleich kommt.
wenn der hund aufs sofa darf, darf er das immer
und wenn er nie was vom tisch bekommt, gilt auch das immer.
regeln erhalten für den hund dadurch ihre gültigkeit,
dass sie immer gleich bleiben und sich auch der mensch immer daran hält.
immer, ohne ausnahme.
ist es nämlich so, dass der hund mal aufs sofa darf und mal nicht,
mal fürs anspringen eines besuchers bestätigt und mal ignoriert wird,
ergeben sich für ihn daraus keine fixen muster, an denen er sich orientieren könnte.
fehlt die vorgabe (also das fixe muster, die regel) dann macht der hund das,
wonach ihm in dem moment ist.
was dem menschen nicht immer passt.
doch ihn dafür dann abzumahnen, ist eigentlich unfair,
wenn wir selber die regeln nicht eingehalten haben.
noch einen grund gibt es dafür, regeln konsequent einzuhalten:
variable belohnung
wenn ein verhalten des hundes manchmal zum erfolg führt und manchmal nicht,
landen wir damit lerntheoretisch gesehen in der variablen belohnung.
im unterschied zu konstanten belohnung (jedes einzelne mal wird das verhalten belohnt)
gibt es dabei nur gelegentlich und für den hund nicht unbedingt vorhersehbar eine bestätigung.
der haken an der geschichte: die variabel belohnung wirkt auf dauer viel spannender als die konstante.
der hund hat immer die erwartung: diesmal aber könnte es wieder zum erfolg führen
und versucht daher sein (meist unerwünschtes) verhalten mit umso größerer begeisterung.
wenn der mensch seine eigenen regeln nicht konsequent einhält,
erzieht er damit den hund zum regelbruch, weil er den viel spannender macht.
das sollte man sich also gut überlegen!
verlässlichkeit
mal ganz abgesehen davon, dass bei allen „regeln“, bei denen es darum geht,
dass der hund auf signal ein bestimmtes verhalten ausführt, verlässlichkeit gewünscht ist.
die entsteht aber nur, wenn der hund wirklich jedes mal aufs signal das gewünschte verhalten ausführt
und damit seinen erfolgserlebnis hat.
er soll erst gar nicht verweigern (und feststellen, dass das ohnehin keine konsequenzen hat)
oder nur nach lust und laune auf die signale des menschen reagieren.
natürlich heißt das im umkehrschluss:
der mensch gibt ei signal nur, wenn er weiß, dass der hund das auch umsetzen kann.
dann aber gilt das signal, und zwar beim ersten mal.
jedenfalls dann, wenn man verlässliches verhalten in ein paar kernbereichen (wie rückruf) erhalten will.
für den hund ist das auch viel einfacher als das rätselraten,
wann der mensch ein signal nun ernst meinen könnte und wann er eh nur irgendwas sagt,
dann sowieso mehrfach wiederholt oder es gar bleiben lässt.
keine ausnahmen?
das klingt nun so, als gäbe es da keine ausnahmen von der konsequenz.
über weite strecken gibt es die auch nicht.
ausnahmen sind aber unter bestimmten bedingungen möglich.
denn hunde lernen situationsabhängig, inklusive menschenabhängig.
wenn beim einen menschen gilt, dass nie an der leine gezogen werden darf,
kann das bei einem anderen menschen (und dem selben hund) durchaus anders aussehen –
nicht wünschenswert, aber an sich möglich.
wenn im eigenen zuhause gilt, dass der hund aufs sofa darf,
folgert daraus nicht automatisch, dass er beim besuch bei verwandten auch auf deren sofa darf.
man kann dem hund durchaus beibringen, welche regeln wo gelten.
man könnte ihm auch beibringen, dass er auf aufforderung des menschen unter bestimmten umständen was darf, was sonst nicht erlaubt ist – dass der hund, der sich vor gewitter fürchtet, zum beispiel auf ein signal hinauf zu seinen menschen ins bett springen darf, wenn es donnert. (einfacher ist es allerdings, wenn überall die selben regeln gelten).
eine letzte (sinnvolle) ausnahme gibt es noch bei signalen:
der mensch kann sich natürlich jederzeit überlegen, ob er in manchen momenten auf ein bestimmtes signal verzichtet
und dem hund damit das ausführen einer vielleicht unangenehmen aufgabe erspart.
fordert man den hund üblicherweise auf, sich hinzusetzen,
wenn man jemanden trifft oder einem jemand entgegenkommt,
dann kann man das dem hund, der sich nicht gern ins nasse oder auf spitze steine setzt ersparen und fordert statt dessen was anderes (steh, bleib,…)
wichtig ist dabei immer, dass der mensch eine klare information gibt,
wann eine bestehende regel durch was anderes ersetzt wird.
fazit
konsequenz ist das bindemittel, das in der hundeerziehung die spielregeln zusammenhält.
was der mensch vom hund fordert – sich immer an die regeln zu halten – muss er dabei auch selber einhalten.
kann das manchmal anstrengend sein, selber immer konsequent zu bleiben?
ja, sicher.
für den hund ja auch.
vielleicht hilft es ja, wenn man sich bewusst macht,
dass man dem hund damit das leben wesentlich einfacher und die (menschen)welt verständlicher macht.

