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by brigid

Oktober 25, 2020

online hundeschule

wenn der hund sich nicht anfassen lässt oder jedenfalls nicht an allen stellen seines körpers, dann ist das ein problem.
und zwar gleich in mehrfacher hinsicht.

erstens ganz praktisch, weil das bedeutet, dass es schwierig wird mit körperpflege oder einfacher verarztung.
wie soll man eine kleine wunde desinfizieren oder auch nur zecken entfernen, wenn der hund einen nicht an die stelle lässt?

zweitens ist es ein problem für die beziehung.
denn auf beiden seiten besteht dieser kleine (oder manchmal auch größere) vorbehalt:
„was ist, wenn ich hinfassen muss?“ (mensch)
„was will der mit seiner hand da?“ (hund)
uneingeschränktes vertrauen sieht anders aus.

und drittens ist es ein problem für den hund.
die unberührbarkeit hat ja in der regel einen grund:
hypersensibilität gegen berührung,
mangelnder körperkontakt in der sozialisaitonsphase
oder – leider im häufigsten fall – schlechte erfahrungen mit berührungen.
in jedem falls leidet der hund dadurch unter einschränkungen  und muss im zweifelsfall mit bedrängtwerden oder zwang rechnen.

schlechte erfahrungen heißt nicht gleich, dass er geschlagen oder misshandelt wurde.
(das ist nochmal eine ganz andere geschichte).
es reicht, wenn er berührungen als
– zu intensiv oder zu häufig
– als bedrängen und übergriffigkeit
– als zwang und unangenehm
erlebt hat. online hundeschule

und das passiert schnell!

da reicht es, den welpen gelegentlich festzuhalten, damit man ihn in ruhe abtrocknen kann.
oder den hund beim tierarzt zu fixieren für eine nötige behandlung
oder dauerndes gestreichelt werden von allen möglichen und deren großtanten.
je sensibler der hund, je zurückhaltender sein naturell, desto schneller empfindet er das als furchtbar,
bis er – meist erst als erwachsener – beschließt, dass er sich das nicht mehr bieten lässt.

und dann haben wir den salat.
der hund lässt sich nicht mehr anfassen,
jedenfalls nicht überall und nicht problemlos.
was tun?

das allerwichtigste gleich vorweg: ja nichts aufzwingen!
das macht alles nur noch schlimmer.

1. sicherheitsgefühl

ein hund, der dem menschen (bzw. seinen händen) schon vorsichtig oder misstrauisch begegnet,
braucht als erstes sicherheit.
bevor wir uns noch ans üben von berührung machen, muss der hund lernen,
dass er sich rund um den menschen und dessen hände sicher fühlen kann.

jede annäherung geschieht nur so (und so weit), wie der hund sich noch wohl fühlt.
jede berührung, auch jedes streicheln passiert so, dass der hund das angenehm erlebt.
beim geringsten anzeichen von unbehagen oder unsicherheit hört der mensch sofort auf.

dazu muss man natürlich sein ausdrucksverhalten genau im auge haben
und die ersten, leisesten anzeichen von unbehagen erkennen.
weil genau das oft übersehen wird oder schief geht, gibt es dazu am 3.11. tipps im neuen (und kostenlosen)  „hunde richtig „lesen“ und besser verstehen“. du kannst dich gleich hier dazu anmelden:

2. angenehme berührungen

wenn man das vertrauen des hundes in berührungen (am ganzen körper) wieder herstellen will,
fängt man am besten mit jenen berührungen an, die der hund mag.
an den stellen, wo er es angenehm findet,
wo er gerne gestreichelt wird.

viele hunde akzeptieren kraulen hinter den ohren oder an der brust gerne,
selbst wenn der restliche körper eher tabu ist.
(falls der hund einen gar nicht in die nähe lässt, fängt man natürlich nicht gleich mit berührungen an,
dann lieber ab zu einer fachkundigen person zur beratung).

eine zeit lang konzentriert man sich darauf,
wirklich nur angenehme formen von berührungen stattfinden zu lassen.
dann bleiben die pfoten eben mal schmutzig oder der hund ungebürstet.
der fokus liegt erst mal darauf, dass der hund einen erfahrungsschatz von positiven empfindungen mit der menschenhand aufbaut.
neben dem normalen streicheln an den angenehmen stellen, ist die tellington-körperarbeit dazu sensationell gut geeignet.
sie hilft auch sehr beim nächsten schritt…

3. behutsame gewöhnung

ist man mal soweit, dass der hund nicht mehr vorsichtig schaut,
wenn die menschenhand näher kommt oder sich zu heiklen körperstellen bewegt,
dann kann man mit dem eigentlichen gewöhnungsprogramm beginnen.

denn klar soll der hund sich daran gewöhnen, dass er am ganzen körper berührt wird
(es könnte ja mal notwendig werden).
das prinzip dabei ist immer:

dort anfangen, wo es am leichtesten geht.
und nur so wenig machen, wie der hund noch gut nehmen kann.
aber systematisch und regelmäßig.

dann arbeitet man sich an die nächste stelle vor.
wieder behutsam, langsam, unter beachtung des ausdrucks des hundes
und bis der hund auch diese stelle problemlos akzeptieren kann.

am besten ist es, den hund gleich auch auf allfällig nötige pflegehandlungen vorzubereiten
und ein vernünftiges medical training aufzubauen.

noch besser ist nur, das medical training schon zu machen,
lange bevor man es mit dem hund überhaupt braucht
und so, dass die probleme mit nicht anfassen lassen erst gar nicht entstehen,
weil der hund ja schon geübt hat, dass nichts dabei ist, sich überall anfassen zu lassen,
die ohren säubern, die krallen kürzen oder sich in den rachen greifen zu lassen.

wenn du das mit deinem hund noch nicht gemacht hast, dann aber schnell!
(einen online-kurs dazu hab ich hier für dich, da kannst du gleich loslegen).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.