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by brigid

März 17, 2024

schlechtes gewissen hund

wer kennt es nicht, das schlechte gewissen dem hund gegenüber.
manchmal sind es kleinigkeiten, wie der zu kurz geratene spaziergang oder dass man schon so lange keine neuen denkspiele ausprobiert hat.

doch es gibt auch größere brocken:
da gibt’s den leinenruck am kettenwürger, der einem von einem trainer alter schule empfohlen wurde.
oder das „unterwerfen“ des hundes nach fernsehtrainer-manier
und anderes, was dem hund tatsächlichen schaden zugefügt hat.

ich erinnere mich da an den jungen mann, der seinen überschwänglichen jungrüden
für drei wochen bei einem trainer abgegeben hat, der ihm das blaue vom himmel herab versprochen hat.
und der einen gebrochenen hund zurück bekam.

naiv, dumm vielleicht, aber jedenfalls keine böse absicht.
die schuldgefühle waren umso größer.

fehler vs. schuld

tatsache ist: wir sind menschen.
daher machen wir fehler.
wir bemühen uns zwar nach kräften, möglichst viel richtig zu machen.
es kann aber gar nicht immer gelingen.
manchmal bauen wir eben mist.

wir gehen im moment nach bestem wissen vor,
doch nachher weiß man’s manchmal besser
oder hat neue informationen und lernt dazu.

da bringt es nichts, sich ewig den alten fehler vorzuwerfen
oder sich in schuldgefühlen zu verlieren.

denn die helfen einem erstens nicht weiter
und belasten zweitens wieder den hund.

schlechte stimmung

ein schlechtes gewissen drückt auf die stimmung.
es erzeugt eine innere anspannung im menschen,
die uns die unbefangenheit und die unbeschwertheit nimmt.

unsere schlechte stimmung übertragen wir am direktesten – erraten –
auf den hund.

er ist der erste und am meisten davon betroffene,
wenn wir nicht gut drauf sind.

woher unsere schlechte stimmung kommt, ist dem hund dabei egal.
ob wir uns im job geärgert haben oder uns dem hund gegenüber wegen irgeneines fehlers schlecht fühlen,
macht für den hund keinen unterschied.
er spürt nur, dass wir nicht gut drauf sind
und übernimmt die stimmung und den damit verbundenen stress.

das alleine ist schon ein grund, sich das schlechte gewissen zu sparen.
es kriegt ja doch nur wieder der hund ab.

energieverschwendung

zweitens sind schuldgefühle energieverschwendung.

es ist schon wichtig, sich einen fehler einzugestehen und ihn zu analysieren.
dann aber ist der wichtige nächste schritt die frage.
wie vermeide ich das in zukunft?
wie mache ich das besser?

das ist hundertmal wichtiger, als sich in selbstvorwürfen zu ergehen.
die kosten einen genau die energie,
die man eigentlich brauchen würde, um es besser zu machen.

der hund hat wesentlich mehr davon,
wenn wir uns überlegen, wie wir’s das nächste mal anders hinkriegen
oder einfach ne runde mit ihm zu spielen.

steckt man in einer situation fest, wo man das gefühl hat,
dem hund nicht gerecht zu werden und es grad nicht besser geht,
gilt erst recht:

keine energie auf ein schlechtes gewissen verwenden.
lieber kritisch nachfragen:
mache ich alles, was mir möglich ist?
dann ist es gut und eben im moment so.

oder hab ich noch die eine oder andere möglichkeit nicht genutzt,
dann verwendet man die energie besser dafür.

das alles soll bitte nicht missverstanden werden als ein freibrief für ungeniert mist bauen.
wir gehen schon davon aus, dass redliches bemühen und beste absichten gegeben sind.

wenn’s trotzdem mal schief geht, bin ich aber ziemlich sicher,
dass die hunde uns das nicht vorwerfen
und besser dran sind ohne unsere schuldgefühle.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.