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by brigid

September 24, 2017

den hund streicheln ist dem menschen wohl in die wiege gelegt.
drum machen wir’s oft und gern und glauben,
der hund mag das genauso.

aber vorsicht: womöglich empfindet der das streicheln als strafe!

ich seh das total oft in hundekursen
(und ich bin sicher, ich hab das früher selber nicht anders gemacht):

da macht der hund was toll, bekommt als belohnung ein keks –
und wird dann noch gestreichelt.

und was macht der hund?
er duckt sich, dreht den kopf zur seite und beschwichtigt.

auf gut deutsch: er findet das ekelhaft!

lästiges tätscheln als strafe

aus etwas, was als belohnung gedacht war,
wird dadurch eine strafe.
denn strafe ist es immer, wenn man dem hund „was unangenehmes zufügt“.

das müssen keine bösen dinge sein,
ein lästiges tätscheln am kopf reicht schon,
um dem hund was zu verleiden.

ausserdem wissen wir ja:
hunde machen die dinge öfter und lieber,
die ihnen was angenehmes eintragen – also eine belohnung –
und lassen die dinge bleiben,
die was unangenehmes zur folge haben – also eine strafe.

da kommt der hund womöglich superflott aufs rückrüfsignal angerufen –
und dann wird er geknuddelt und am kopf getätschelt!
das lässt er dann in zukunft vielleicht lieber bleiben,
wenn er sich damit was unangenehmes einhandelt.

das heißt natürlich nicht, dass dem hund das streicheln immer unangenehm wäre!
natürlich nicht.

aber in bestimmten momenten, definitiv!
und bestimmte arten von streicheln auch.

kein streicheln in aktivphasen!

wer gemütlich und entspannt auf dem sofa liegt,
findet streicheln viel angenehmer und kann es genießen.

wer grade voll konzentriert was tut
und mitten in einer aktivphase steckt,
kann kein lästiges gefummel gebrauchen!

das geht dir sicher nicht anders:
stell dir nur vor, du arbeitest grad intensiv am pc
oder bist hochkonzentriert dabei, ein schwieriges rezept zu kochen
oder mit der bohrmaschine ein loch in die wand zu bohren.

das letzte, was du dann brauchen kannst, ist dein lieblingsmensch,
der dich umarmt und schmusen mag.
echt nicht jetzt!

dem hund geht’s nicht anders.
wenn er grad (mehr oder weniger) konzentriert bei der sache ist,
findet er streicheleinheiten auch nicht so prickelnd
und hätte lieber einfach stimmliches lob oder ein keks als belohnung.

wenn du ihn belohnen magst, dann halt also deine hände im zaum :-).

richtig streicheln

zum streicheln ist dann wieder zeit,
wenn ihr entspannt seid,
wenn dein hund von sich aus kommt
oder ihr zuhause gemeinsam am chillen seid.

damit dein streicheln dem hund auch wirklich angenehm ist,
gilt es dabei allerdings auch ein paar dinge zu beachten:

  • kein tätscheln am kopf –
    das finden fast alle hunde ekelhaft!
  • nicht von vorn über den hund beugen –
    denn damit bedrohst und bedrängst du den hund körpersprachlich
  • kein festhalten und dann knuddeln –
    denn aufgezwungene streicheleinheiten mag keiner
  • kein klopfen –
    zu fest mag’s kein hund. die faustregel: wenn du’s hören kannst, war’s zu fest!
  • kein hektisches gefummel –
    schnelle, hektische streichelbewegungen sind ziemlich unangenehm, also immer mit der ruhe!

ein paar dinge gibt es dafür, die hunde in aller regel ziemlich cool finden
und sehr genießen:

3 tipps für mehr streichelvergnügen

hunde mögen im allgemeinen sanfte und ruhige berührungen von menschen, die selber entspannt sind.
und die dabei in ihrer körperhaltung nicht bedrängend werden.

wenn du die folgenden 3 tipps beachtest, sollte das gut gelingen:

  1. selbe blickrichtung
    stell, setz oder hock beim streicheln so hin, dass du in die selbe richtung schaust, wie dein hund.
    das ist die beste garantie, dass du dich nicht versehentlich zu sehr drüberbeugst und drüberstülpst.
  2. sachtes kraulen
    eine sache findet fast jeder hund super: an der brust ein wenig (und sachte) gekrault zu werden,
    das geht sogar unterwegs und zwischendurch mal recht gut.
  3. nur eine hand
    nimm zum streicheln nur eine hand, damit kommst du nicht versehetlich ins klammern oder festhalten.
    außerdem unterschätzen wir oft, wie intensiv die menschliche hand sich fürs nervensystem des hundes anfühlt, da gilt dann: weniger ist mehr

eine sache, die viele hunde super genießen und von der sie sehr profitieren, sind die sanften berührungen der tellington-methode.

tellington-touches

dabei wird weniger gestreichelt, sondern vielmehr der hund gezielt mit sanften berührungen in seiner entspannung unterstützt und sowohl körperlich wie emotional unterstützt. die große wirkung von oft nur wenigen „TTouches“ ist immer wieder faszinierend.

wenn du mehr darüber erfahren magst, gibt es hier ein kostenloses webinar.

für alle, die auch ganz praktisch selber hand anlegen wollen, gibt es überdies den neuen online-kurs „tellington körperarbeit“, die infos dazu gibt’s hier: www.denktier.at/tellington

mögen deine hände für deinen hund immer gutes verheißen!

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.