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by brigid

Oktober 1, 2017

suchspiele für den hund erfreuen sich großer beliebtheit.
vor allem beim hund!

sie haben nur einen nachteil:
der mensch muss erst was verstecken gehen.

und bei einem auch nur mittelmäßig routinierten hund heißt das,
dass der mensch üblicherweise wesentlich länger unterwegs ist beim verstecken
als dann der hund beim suchen.

unbequem.

was liegt also näher, als sich die sache etwas weniger mühsam zu machen
und das teil einfach zu werfen?

egal ob leckerchen oder suchobjekt,
zumindest ein stück weit werfen erspart einen schon was.

tu’s nicht!

nicht bloss deswegen, weil das werfen und hinterherhetzen in den stress führen kann.
sondern vor allem, weil es deinem hund die suchstrategie versaut.

ja, genau.
das suchen wird dadurch beeinträchtigt!
und damit auch der gewünschte auslastungseffekt für den hund.

das liegt daran, dass beim hund sehr unterschiedliche strategien zum einsatz kommen,
je nachdem, ob nun auge oder nase zum einsatz kommen.

(anmerkung: ich beziehe mich hier explizit nicht auf dummy-training,
das ist nochmal ne eigene geschichte)

ursprung jagdverhalten

seinen ursprung hat das ganze im jagdverhalten der hunde.
da gilt ja: auge vor ohr vor nase.

soll heißen: zuerst schnappt man sich die beute, die man sehen kann.
klar, die ist auch am nächsten dran und es kostet die wenigste energie,
sie zu erwischen.

danach erst nimmt man die beute, die man (nur) hören kann,
also das getier, das im gebüsch raschelt,
stöbert’s auf und schnappt es dann.

und erst an dritter stelle wird die nase eingesetzt,
also jene beute gejagt, deren spur man erst mit der nase verfolgen muss.

so weit so verständlich: der hund (oder vielmehr ursprünglich der wolf)
setzt auf energieeffizienz und jagt lieber den hasen, den er schon sehen kann,
als den, dessen spur er erst mühsam verfolgen müsste.

im prinzip setzen die hunde auch sonst ihre sinne in etwa dieser reihenfolge ein,
um zum gewünschten erfolg zu kommen.
also erst das auge, dann erst irgendwann die nase.

natürlich gibt es dabei große unterschiede zwischen einzelnen rassen und sogar einzelnen hunden.
so als faustregel stimmt das aber schon.

ist das nun nicht eigentlich egal beim suchspiel,
ob der hund es nun mit den augen findet oder mit der nase?

nein. ist es nicht!

den mit den augen findet er wenig.
und die auslastung (die wollen wir ja haben und bieten) gibt’s viel mehr über die nase.
weil das unterschiedliche suchstrategien sind.

strategie auge

wenn man dem hund sein suchobjekt (oder leckerchen) wirft,
damit er es dann sucht,
dann verwendet er dazu in aller regel das auge.

er folgt also der wurfbewegung,
versucht sich die stelle zu merken,
rennt dann dorthin und schnappt sich das teil
(oder muss eine weile rumsuchen).

auslöser für das suchverhalten ist das durch die luft fliegende teil.
das ist für den hund auch gut zu erkennen.

das hundeauge ist nämlich besonders gut darin, bewegungen wahrzunehmen.
aber weniger gut darin, unbewegte objekte im gras oder auf entfernung zu erkennen.

genaugenommen wird dadurch auch nicht direkt ein suchverhalten ausgelöst,
sondern zuerst mal ein hetzen hinter der wurfbewegung her.
erst an der landestelle setzt dann ein suchen ein –
wenn es nicht einfach ein drüberstolpern ist.

das hat folgende nachteile:

  • der hund folgt einfach der bewegung und sucht nicht wirklich gezielt
  • das suchen hat einen sehr geringer anteil an der sache (=weniger geistige auslastung)
  • der hund wird recht hektisch bei dieser art von wurf/suchspielen
  • der hund findet das ding nicht mehr, wenn es nicht geworfen wurde.

ganz anders sieht die sache aus, wenn die nase zum zug kommt.

strategie nase

wenn der hund die nase einsetzt, um etwas zu finden,
dann muss er dabei langsam und konzentriert vorgehen.

für die suche via nase sind andere gehirnareale im einsatz,
nicht das reaktive hetzen, sondern das „kühle denken“
sozusagen das überlegte schnüffeln.

das macht die sache ja auch so energieintensiv,
was der wildlebende wolf/hund beim jagen dann vermeidet,
wenn es billigere beute gibt.
was wir für unsere haushunde aber gern zur auslastung nutzen.

wenn der hund gelernt hat, seine nase einzusetzen, um etwas zu finden,
hat das gleich mehrere vorteile:

  • die suchspiele können viel anspruchsvoller werden und der hund findet trotzdem, was er sucht.
  • ruhiges und überlegtes vorgehen werden als verhaltensstrategie eingeübt.
  • der hund wird gelassener und ruhiger
  • er wird geistig und artgerecht ausgelastet.

es spricht also alles für den einsatz der nase als suchstrategie!

daher bitte nichts werfen, sondern lieber verstecken gehen und hinlegen.
und nicht vergessen: der hund schätzt die anspruchsvolle suche, nicht bloss das rasche finden :-).

übrigens…
wer anregungen für verschiedene anspruchsvolle suchspiele (samt trainingsaufbau) haben möchte: die gibt’s im kurs „schnüffelnase“.

und wer einen hund hat, der gern mit den augen arbeitet, und dem gern geeignete spiele und auslastung bieten möchte, für den wäre der kurs „denkspiele“ grad richtig, da muss der hund nämlich genau schauen!

 

 

 

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.