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by brigid

November 8, 2014

gleich vorweg: beagles sind wunderbare hunde!
witzig, aufgeweckt, hochmotiviert, verspielt, menschenbezogen, alles mögliche mehr.

so wie viele andere hunde auch.  wie bei allen anderen hunden auch entscheidet natürlich die erziehung und der umgang mit ihnen im täglichen zusammenleben darüber, ob sie brav sind oder weniger brav, aufmerksam sind oder nicht so ganz.

wenn man klagen über beagles hört, dann sind es in aller regel zwei punkte:

1. sie sind so verfressen!

willkommen im club! fragt mal die labrador-leute. oder maroni-haltende menschen wie mich. oder menschen, die einen hund mit streunergenen aufgenommen haben, oder…

wobei: zugegeben, manche beagles sind schon extradreist und klauen einem das butterbrot vom teller, während man mal kurz in die zeitung schaut. hab ich selber gesehen! das hat allerdings nur bedingt mit dem beagle zu tun. und es kann einem bei so manch einer anderen rasse auch passieren.

verfressenheit mag ein thema sein.
fressbares klauen mag ein thema sein.
wie bei vielen anderen hunden auch.

das also ist noch keine schreckliche wahrheit.  was also ist punkt 2?

2. sie hauen gerne ab.

präziser formuliert: sie hauen gerne ab, um auf futtersuche zu gehen! und weil sie dabei immer was finden, kommen sie so schnell auch nicht zurück. weil meistens die herankommen-motivation nicht so gut aufgebaut ist wie die futtersuche-motivation.

oder andersrum formuliert: wenn ich eine halbe leberkäs-semmel im gebüsch wittere (oder noch ekeligeres), verfressen bin und mich entscheiden muss zwischen dem gratisfutter im gebüsch und einem genervt brüllenden menschen, von dem ich mir nicht viel (gutes) zu erwarten haben, wie werde ich mich da wohl entscheiden?
eben.

das teilen sie übrigens mit ganz vielen anderen hunden!

futtermotiviert + eigenständig und gelassen + gute nase = schwierig für den menschen!

wobei jetzt das stichwort gefallen wäre: gute nase!

es gibt nämlich einen unterschied zwischen beagles und anderen hunderassen:

der beagle hat DREIMAL so viele riechzellen wie der durchschnittshund!!!

ist das schrecklich?

schrecklich gut – für den beagle. denn der wittert den leisesten hauch eines futterkrümels noch auf kilometer entfernung.
schrecklich anstrengend für den menschen, der die hungrige monsternase erziehen will, bei ihm zu bleiben.

die kombination von futtermotiviertheit, unerschrockenheit (im allgemeinen) und riechleistung macht den beagle recht besonders. kann übrigens noch getoppt werden, in dem man einen beagle mit einem labrador kreuzt :-).

da ist das training eines verlässlichen herankommens eine besondere aufgabe! und unabdingbar, unverzeichtbar, lebensnotwendig… wenn man den hund nicht zu einem leben an der leine und im hochsicherheitstrakt verdammen will.

dafür verdanken wir beagles auch lektionen wie das „supersignal“, das ein verzweifelter beagle-halter erfunden hat, der seinem hund nicht mehr bloss beim abhauen aus dem garten zuschauen wollte. er hat das supersignal trainiert, um seinen beagle bei einem auf dem hacken umkehren und in den garten zurückgeflogen kommen beobachten zu können!

noch ein paar fakten zur hundenase.

mal die größenordnungen im vergleich:
– der mensch hat 5 millionen riechzellen
– der durchschnittliche hund hat 200 millionen riechzellen! 40 mal so viel! mindestens.
– der beagle hat 3x so viele riechzellen, also an die 600 millionen
– einige andere rassen (und manche individuen),  zum beispiel viele jagdhunde, liegen irgendwo dazwischen, deutlich über dem durchschnittshund, nicht ganz so weit oben wie der beagle.

die nase ist das hochleistungsorgan des hundes! wir können uns kaum vorstellen, wie ein hund die welt wahrnimmt.

das muss in etwa so sein,  als würden alle um dich herum die welt in nebelhaften grautönen verschwommen sehen und nur du siehst sie bunt und farbig und klar. und der beagle wär dann sozusagen der super-HD-seher!

warum das wichtig ist?

stell dir mal vor, so ein nebelseher „versteckt“ dir einen knallroten ball in der grünen wiese – 5 m vor deinen füßen. dann ruft er begeistert „such“. was würdest du dir denken?

unseren hunden geht’s bei leckerli-spielen definitiv genau so.
jede/r, der eine leckerlisuche mit dem hund schon öfter als 5mal gemacht hat und das leckerli immer noch in einem umkreis von höchstens 30 schritt versteckt, möge sich an die nase fassen
(und alle, die schon seit monaten oder jahren solche suchspiele machen und nicht weiter als 50 schritt von ihrem hund wegkommen, erst recht!)

hunde brauchen aufgaben für ihre nase! hunde mit besonders toller nase brauchen besonders anspruchsvolle aufgaben! also lasst euch was einfallen, leute!

sonst sucht sich hund selber was,  siehe beagles (und ähnliche) und ihre abenteuer.

es gibt übrigens eine wunderbare anekdote, die der neurologe und autor oliver sacks in einem seiner bücher erzählt: ein junger mann kann plötzlich riechen wie ein hund, intensiv und berauschend. nach zwei oder drei wochen verliert er die fähigkeit schlagartig wieder – und verfällt in eine depression, weil die welt so „farblos“ geworden ist.

fragst du dich da nicht auch manchmal, wie wohl dein hund die welt wahrnimmt?
und was er von deinen suchspielen hält?

ps: wenn du wirklich spannende suchspiele machen magst und ein paar anregungen brauchst,  schau dir doch mal den online-kurs „schnüffelnase“ an).

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.