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by brigid

Mai 10, 2015

da hat dein hund eine aufgabe so schön gemacht und du freust dich und willst ihn tüchtig belohnen!
und ohne es zu wollen, strafst du ihn dann! der arme…

und sag jetzt dich, du machst das nicht! du doch nicht.
du weisst doch schließlich, wie belohnen geht, oder?

dann sag ich dir:
es ist uns allen schon passiert!
mir auch!

weil wir menschen sind und halt so unsere kleinen hunde-unkompatiblen eigenheiten haben :-).

die sache ist nämlich die:  der hund orientiert sich an dem, was tatsächlich geschieht und nicht an der absicht, die wir damit verfolgen.  er registriert jegliche reaktion und alles, was er da grade so erfährt –  nicht bloss das eine keksi, das du ihm grade entgegenstreckst und das du für das zentrale geschehen hälst. also für die belohnung.

wenn alles um das keksi herum mehr strafe als belohnung ist, dann zählt das keksi nicht mehr wirklich.

wenn du erst gar kein keksi verwendest (es gibt schließlich auch andere formen der belohnung) und dein ersatzangebot ist zwar als belohnung gemeint, wird vom hund aber anders gesehen, dann ist es womöglich mehr strafe als sonst was.

es zählt immer, wie der hund etwas erlebt!
nicht, wie du es gemeint hast.

sagen wir mal so:  wenn ich  „du volltrottel“ zu dir sagen würde, das aber ganz liebevoll und nett meine,  könnte trotzdem passieren, dass du dich nicht rasend freust.

3 sachen beobachte ich besonders häufig, wo die sache mit der belohnung nach hinten losgeht und in strafe umschlägt:

(wenn du deinem hund übrigens garantiert eine extra-freude machen magst, dann bestell die unten genannte kostenlose broschüre!)

1. deine begeisterung

das klingt jetzt blöd, ist aber wirklich so:

deine freude kann deinem hund auch zu viel sein!

da haben wir nun alle gelernt, wir sollen uns mit unserem hund freuen.
wir sollen ihn positiv motivieren.
wir sollen uns nicht scheuen, uns für den hund zum kasperl zu machen.

aber!
wenn du eh schon aufgeregt warst – weil du halt generell ein bissl „aktiver“ bist, grad einen angespannten tag hattest, so mit deinem hund mitgefiebert hast bei der übung – und nun freust du dir den berühmten „haxen“ aus und hüpfst begeistert tirillierend vor deinem hund auf und ab…

glaub mir: er freut sich vielleicht nicht ganz so drüber!

je nach naturell hab ich schon hunde gesehen, die sofort überdrehen, stress-gähnen oder sogar regelrecht zusammenzucken und in meideverhalten übergehen.

belohnung sieht anders aus!

stell dir nur vor, du bringst deinem lieblingsmenschen seinen lieblingskuchen mit nach haus.
und dann führt der einen regelrechten veitstanz um dich herum auf, wird total hysterisch und brüllt freudig rum. und du selber hast aber ein sehr sensibles gehör und zartes nervenkostüm.

eben.

anspannung und aufgeregtes getue sind vielen hunden schnell mal zuviel.  also achtung.

freu dich bitte unbedingt weiter!
aber leiser. und sanfter.
dann ist es tatsächlich eine belohnung – auch für den hund 🙂

 

2. leckerli aufdrängen

du möchtest deinem hund als belohnung ein leckerli geben und er nimmt’s nicht gleich?

weil  ihn das öde trocken-keksi nicht genug interessiert, weil er von den 1000 leckerli davor schon pappsatt ist oder – und das ist meist der grund – weil er schon zu aufgeregt und gestresst ist.

was dann gerne passiert – man hält dem hund das leckerli nochmal hin, ein bisschen deutlicher.
weil vielleicht hat er’s ja nicht gesehen.
vielleicht hat er’s ja nicht mitgekriegt.
und weil wir halt so unbedingt dem hund sein leckerli geben möchten.

wir stopfen es ihm fast schon ins maul.
(„jetzt nimm doch schon deine belohnung!“)

wenn du dir das bild ausmalst:
da steht ein mensch, sagen wir mal so 1,70 meter groß.
und davor  oder daneben ein hund, so ca. 50cm hoch.
und der mensch will dem hund ein leckerli ins maul schieben.
was passiert da?

genau: drüberbeugen, von oben, von vorne, bedrohliche körperhaltung, physisches bedrängen, igitt!

der hund beschwichtigt dann meist eh schon auf teufel komm raus. wendet den kopf ab,  (manchmal hab ich das gefühl, sie versuchen sich innerlich wegzubeamen, um auf diese grobheit nur ja nicht eingehen zu müssen).

und weil der hund den kopf wegdreht, wandert die hand samt dem menschen dran hinterdrein, kommt noch näher und versuchtm  das leckerli ins abgewanderte hundemaul zu bringen.

so ein bissl, wie wenn ein kleines kind seinen spinat nicht essen mag und mammi/pappi stößt nach und schiebt den löffel zum entrüstet abgewandten kindermund.

belohnung? definitiv nicht!!!

 

3.  tätscheln und knuddeln

oje, das streicheln hab ich auch auf die liste der  „unabsichtlichen strafen“ gesetzt?
ja, sorry. ist aber so.

wobei es da zwei verschiedene ausprägungen gibt:

a) unhöfliches gegrapsche, das kein hund mag

kein hund (ok, keiner, den ich bislang kennen gelernt hab) mag gern auf dem kopf getätschelt werden von einem menschen, der sich von vorn über ihn drüberbeugt. und keiner mag ganz fest gehalten, umarmt und ordentlich durchgeknuddelt werden.

schau dir einfach mal ihren gesichtsausdruck dabei an!
und die beschwichtigungssignale!
und das schütteln danach (=stress)!

und dann tu’s nie wieder.
und lass nicht zu, dass irgendwer sonst das deinem hund antut!

b) nettes streicheln im falschen moment

ein höfliches streicheln, miteinander kuscheln, an der brust gekrault werden oder ähnliches, was dein wirklich mag, kann natürlich eine belohnung sein!

aber!
großes aber!

nicht im falschen moment!

in einer aktivphase ist körperliche berührung meist total störend.
und unangenehm.
und lästig.

wenn du grad dabei bist,….
– irgendein kompliziertes computer-problem in den griff zu kriegen (oh ja, diese woche kann ich davon wieder ein lied singen!)…..
– oder die letzten entscheidenden und eiligen handgriffe an deinem perfekten festtagsessen zu erledigen……
….und dann käme dein lebensmensch und umarmt dich innig und schmust dich ab.

freust du dich dann?
ist das eine belohnung?

siehst du!
alles zu seiner zeit.

deinem hund geht es da nicht anders. in den ruhephasen zwischen übungen oder abens auf dem sofa (oder seiner decke vor dem sofa) kann streicheln und kuscheln die tollste sache der welt sein.
achte aber drauf, ob es das auch unmittelbar nach dem hindernis-parcours oder der gelösten nasenarbeits-aufgabe wirklich ist.
wenn du sicher sein willst, ob etwas für deinen hund wirklich eine belohnung ist, dann gilt eines:

höre weniger auf deine impulse und emotionen.
schau mehr auf deinen hund :-).

dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen mit euren belohnungen!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.