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by brigid

November 30, 2025

fremde hund streicheln

wenn fremde den hund streicheln wollen, wirft das immer ein dilemma auf.
soll man das zulassen?
wäre es unfreundlich, das zu verbieten?
sollte man heutzutage nicht jeden möglichen beitrag zu mehr hundefreundlichkeit leisten?

andererseits ist da die frage, ob das dem hund gegenüber fair ist.
die wenigsten menschen verhalten sich nach hunderegeln höflich, sondern sind übergriffig.
vielleicht mag der hund das gar nicht und erduldet es nur.
vielleicht wird er dabei hibbelig und überdreht (was er und du danach ausbaden müssen).

wie macht man’s also richtig?

das kommt nicht zuletzt auf den hund an.
wenn der hund sich von anderen menschen schnell bedrängt fühlt oder sich über andere rasch aufregt,
ist das immer schwierig.

selbst wenn der hund völlig gelassen ein paar streicheleinheiten von fremden akzeptiert,
bleibt immer noch die frage:
ist es klug, wenn menschen lernen, dass man jeden hund einfach anfassen kann?

mit den folgenden drei tipps fällt die entscheidung vielleicht leichter.

1. deine entscheidung

die wichtigste regel gleich zuerst:
es  muss deine entscheidung bleiben, ob jemand deinen hund anfasst oder nicht.

nicht die entscheidung des anderen menschen.
nicht die entscheidung deines hundes.

dazu darf dein hund klarerweise nicht auf jeden passanten zustürmen und ihn freudig begrüßen.
das ist den meisten passanten nicht so angenehm
und das risiko, dass mal was ungutes passiert, ist hoch.

außerdem sind das üblicherweise die ohnehin zu ungestümen hunde,
die sich mit jeder begrüßung und erst recht mit dem durchgeknuddelt werden noch weiter hochfahren.
als das, was sie eher nicht brauchen.

im umkehrschluss heißt das:
du musst deinen hund bei dir und außer reichweite der anderen halten,
bis du selber die entscheidung getroffen hast,
ob ein direkter kontakt, begrüßen oder streicheln für alle ok sind oder nicht.

was dabei unglaublich hilft, ist ein funktionierendes aufmerksamkeitssignal, 
mit dem du deinen hund erst mal auf dich fokussierst,
bis du entschieden hast, ob er bei dir bleiben soll oder du ihn freigibst,
so dass er begrüßen gehen kann.

(wenn du kein verlässliches aufmerksamkeitssignal hast, kannst du das mit der kostenlosen „aufgepasst challenge“ aufbauen)

2. schutzfunktion

ob du den hund freigibst, damit er begrüßen gehen kann,
hängt von zwei dingen ab:

erstens: ob der hund das überhaupt mag
zweitens: ob der andere mensch sich gut genug benehmen kann

sehr viele menschen beugen sich immer noch von vorne über den hund drüber,
tätscheln ihn am kopf oder knuddeln ihn mit beiden händen durch.

man muss ich das gesicht des hundes dabei nur anschauen!
so viele beschwichtigungssignale sieht man selten auf einmal.

so duldsam der hund auch sein mag,
so nett der andere mensch das auch meinen mag,
unterm strich bleibt eines: übergriffigkeit.

das speichert der hund ab.
fremde menschen werden immer mehr zum synonym für eine etwas unangenehme erfahrung.
das will man ja auch nicht unbedingt.

eine der wichtigsten aufgaben, die der mensch unterwegs hat,
besteht darin, den eigenen hund vor solchen übergriffen zu schützen.

was dabei hilft:
– von vorneherein abstand halten
– sich selber als puffer zwischen dem anderen menschen und dem eigenen hund positionieren
– menschen notfalls mit freundlichkeit oder falls nötig mehr nachdruck wegschicken vom eigenen hund

der hund sollte dabei natürlich mitspielen.
daher bringt man ihm am besten bei, ein verlässliches „sitz + bleib“ neben oder hinter einem einzuhalten.

3. frage des respekts

wenn einem das alles ein bisschen übertrieben vorkommt
und der eigene hund das problemlos „toleriert“ (merke: nicht genießt, sondern toleriert),
dann sei noch eine überlegung hinzugefügt.

würde man es ok finden, wenn sich ein fremder mensch plötzlich ein baby oder kleinkind hochheben und abschmusen würde?
natürlich nicht!
das wäre ein grober regelbruch, suspektes verhalten und völlig inakzeptabel.

warum sollte ein ähnliches verhalten dann beim hund akzeptabel sein?
hat der nicht genauso beschützt werden und respektvollen umgang verdient?

es ist kein grundrecht von menschen, dass man jeden hund einfach anfassen kann
und der das gefälligst zu akzeptieren hat.
noch nicht mal dem eigenen hund gegenüber wäre es fair,
ihn jederzeit zu betatschen und zu streicheln, egal ob er das will oder nicht.
so was macht man einfach nicht, wenn man auch nur einen funken respekt dem anderen gegenüber hat.

fazit

hunde sind keine streichelobjekte,
schon gar nicht für x-beliebige menschen, die einem begegnen.
es ist daher das gute recht eines jeden hundemenschen, solche kontakte und übergriffe zu unterbinden.

gegen eine gelegentliche freundliche begrüßung, die für alle beteiligten passt, spricht hingegen gar nichts.
vielleicht bietet sie sogar eine gute möglichkeit, jemandem etwas über höfliche körpersprache dem hund gegenüber zu vermitteln.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.