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by brigid

September 14, 2025

hundeerziehung fehler

die fehler, die man in der hundeerziehung in den ersten tagen mit dem neuen hund macht, wirken sich besonders gravierend aus.
diese anfangsfehler passieren aber fast allen und das aus gründen.

weil man nämlich erstens noch keine signale oder übungen hat,
auf die man zurückgreifen könnte, um das verhalten des hundes halbwegs zu steuern.
und zweitens weil unser zugang zur hundeerziehung zu einem guten teil immer noch von veralteten methoden und unseren eigenen impulsen gesteuert ist.

fehler passieren natürlich auch später noch.
da wirken sie sich aber in aller regel nicht mehr so gravierend aus,
weil der hund dann schon viele positive und passende erfahrungen mit seinem menschen gesammelt hat
und weil das fundament fürs miteinander schon aufgebaut wurde.

in den ersten tagen aber sieht die sache ganz anders aus.
da wird einerseits die grundlage dafür gelegt, wie man miteinander umgeht und welche erwartungen der hund daher an den menschen ausbildet (und umgekehrt).

andererseits lernt der hund von der ersten minute weg, welche regeln und gesetzmäßigkeiten im neuen zuhause gelten
und speichert die besonders nachhaltig ab. er muss sich ja irgendwie orientieren können.
später was anderes einzuüben, wird ungleich schwerer.

schauen wir uns also die drei wichtigsten fehler an, die am anfang passieren.

(falls sie bei dir auch passiert sind oder andere mängel in der erziehung aufgetreten sind, keine sorge.
beim webinar „reset für den hund“, das in wenigen tagen stattfindet,
gibt es die anleitung dafür, wie man das wieder hinbiegt und einen neustart hinkriegt.
du kannst dich gleich hier dazu anmelden (kostenlos):

1. „nein“

der neue hund ist grad eingezogen, unweigerlich etwas überdreht,
und macht schnell irgendwas, was er nicht machen soll.

und schon kommt das „nein“, „lass das“ oder ähnliches.
wir wollen das ja nicht haben, er soll sich das erst gar nicht angewöhnen
und wir wissen nicht so recht, wie wir ihn sonst davon abhalten könnten.

noch dazu kennt er ja noch keine signale,
wir können ihn nicht einfach auf seinen platz schicken oder abrufen.
da liegt es nahe, dass wir sein verhalten erst mal irgendwie zu kontrollieren versuchen
und ihm verbieten landen.

auch das „nein“ oder „lass das“ kennt der hund noch nicht als signal.
es funktioniert daher nur, wenn wir es bestimmt genug sagen
und dem hund entschieden entgegentreten.
sprich: wenn wir ein gewisses maß an einschüchterung verwenden.

und das in genau den stunden und tagen,
in denen die basis für die beziehung und das vertrauen des neuen hundes zu uns gelegt wird.

wenn der hund später „dickköpfig“ wird, uns manchmal mit meideverhalten begegnet
und sich nicht an uns orientiert, liegen die wurzeln dafür in den verboten und dem „nein“ der anfangstage.

2. gerede

der zweite fehler hat seine ursache darin,
dass wir eben am anfang noch keine signale haben, die der hund schon gelernt hätte,
und dass wir uns gleichzeitig um den hund besonders bemühen.

besonderes bemühen beim menschen geht kaum ohne sprechen ab.
wir reden dem hund gut zu, wir „erklären“ ihm das eine oder andere
und er kriegt ganz allgemein viele wörter zu hören.

nun wird über das gerede und die zuwendung natürlich auch eine stimmung vermittelt.
unabhängig vom wortverständnis kann der hund die emotion hinter dem text erkennen
und empfindet etwas als beruhigend oder aufregend, bedrohlich oder sanft.
bewusst eingesetzt, könnte das eine positive wirkung haben.

allerdings lernt der hund noch etwas anderes:
die wörter selber sind bedeutungslos.
würden wir in dieser phase tatsächlich nur wörter verwenden, die auch später nichts zu bedeuten haben, wäre alles gut.

doch unweigerlich fordern wir den hund schon in diesen tagen mit bestimmten wörtern zu bestimmten dingen auf.
mit seinem namen möchten wir die aufmerksamkeit von ihm haben,
wir versuchen vielleicht, ihm das hinsetzen beizubringen und sagen ihm „sitz, sitz, sitz…“ vor
oder rufen ihm ein „stopp“ oder „warte“ oder „hierher“ zu, obwohl er das alles noch nicht gelernt hat.

dass so viele signale später nicht wirklich 100% funktionieren, liegt zum teil genau daran.
das erste mal, wenn ein signal-wort auftaucht, sollte dem hund die bedeutung bereits klar sein,
sonst wird es in die kategorie „hat nichts besonderes zu bedeuten“ eingeordnet.
das wort aus der kategorie wieder herauszukriegen, ist reichlich mühsam.

3. provisorien

die diskrepanz zwischen dem, was der hund noch nicht kann und was wir daher nicht von ihm verlangen wollen,
und dem, was wir aber eigentlich als fixe regeln etablieren möchten, führt zum dritten fehler.

wir verschieben das einführen der einen oder anderen regel auf später.
weil’s der hund ja noch nicht kann.

die regeln werden aber vom ersten moment an etabliert.
aus sicht des hundes ist das ein herausfinden, wie das neue zuhause funktioniert,
und was er da herausfindet, wird als regel abgespeichert.

dummerweise „funktioniert“ da einiges so, wie wir es später nicht haben wollen.
der hund ist ja in der anfangsphase noch ziemlich aufgeregt und macht sachen, die er sonst vielleicht nicht machen würde.
schon haben wir einen hund, der das anspringen von menschen oder das hetzen der katze als hausregel missversteht.

in manchen fällen ist es eher harmlos:
eigentlich sollte der hund nicht ins bett, aber weil er anfangs so arm war, durfte er und nun bleibt er da.

andere dinge machen uns später aber tüchtig zu schaffen:
wenn der hund die leine so kennen lernt, dass er durch ziehen am besten weiterkommt,
dann wird er das als erfolgsstrategie beibehalten.
besonders übel, wenn der hund als welpe zu uns kommt und dann später 30 oder 40kg am leinenende zerren.

provisorische regelungen sind in sachen hundeerziehung fatal.
gleich am anfang, beim ersten mal, ist es leicht, das verhalten des hundes in richtige bahnen zu lenken.
etwas falsch eingelerntes (nichts anderes ist ein provisorium) später umzulernen, ist eine ganz andere sache.

fazit

der eine oder andere fehler ist in der hundeerziehung unvermeidlich, da muss man sich keine illusionen machen.
manche aber wirken sich viel länger und heftiger aus als andere.
die weichen, die in den ersten tagen mit dem neuen hund gestellt werden, sind dabei besonders wichtig.

hunde sind zum glück ihr leben lang lernbereit und flexibel, man kann also das meiste wieder wettmachen
(tipps dazu gibt’s im webinar „reset für den hund“),
aber besser ist es allemal, wenn man sich die gröbsten schnitzer erspart.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.