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by brigid

März 3, 2024

gelassenheit beim hund

mit der gelassenheit beim hund ist es so eine sache.
sie ist den wenigsten hunden in die wiege gelegt.

vor allem aber:
die meisten hunde lernen von anfang an das gegenteil.

sie machen die erfahrung, dass sie mit aufgeregtheit am besten weiter kommen.

gemeint ist damit nicht bloß der reale erregungspegel,
der natürlich vorkommt.
und der schwierig genug sein kann.

mit aufgeregtheit punkten?

gemeint ist vielmehr das gelernte „aufdrehen“.
sehr viele hunde entwickeln schon früh die verhaltensstrategie „action führt zum erfolg“.

das ist kein wunder.

denn wann werden sie vom menschen denn im alltag am meisten beachtet?
wann gibt es ansprache, signale und aufmerksamkeit jeder art?

dann, wenn der hund etwas tut.
wenn er mit aktiv werden reagiert.
meist mit einer unerwünschten form von aktivität.

dann schreitet der mensch ein und mahnt oder erteilt signale,
nimmt was weg oder unterbindet was
(oder verliert auch mal die nerven und wird heftig.)

der hund lernt: wenn ich aktiv werde, werde ich belohnt.
oft auch: je intensiver ich reagiere, desto schneller bekomme ich aufmerksamkeit.

bleibt der hund hingegen ruhig auf seinem platz liegen
oder läuft er entspannt an lockerer leine an allem vorbei,
geht er leer aus.

aus der vielzahl solcher erfahrungen bildet der hund eine verhaltensstrategie:
er nimmt das, was bislang gut funktioniert hat,
und reagiert in jeder lebenslage so.

schon haben wir einen hund, der bei jeder kleinigkeit aufdreht,
weil er gelernt hat: im leben muss man gas geben, wenn man zu was kommen will.

gelassenheit als strategie?

ganz anders sähe die sache aus,
wenn der hund von anfang an lernt:
der beste weg zum erfolg ist gelassen bleiben.

diese lernerfahrung muss ihm erstens ermöglicht werden.
solange der hund durch zuviel aufregung im leben unter stress steht,
sind gelassene reaktionen sehr schwer.

also muss zuerst der stresspegel gemanagt werden. was ja machbar ist.
(zum beispiel mit dem kurs „cooler hund“).

zusätzlich aber muss die gelassenheit auch eingeübt werden.
der hund macht ja immer das, was ihm erfolg einbringt.

geht er mit ruhigem verhalten, leer aus, warum sollte er es dann machen?
besonders, wenn er mit impulsivem verhalten oder unruhe rascher ans ziel kommt und zusätzlich vom menschen bestätigt wird?

da müssen wir schon den spieß umdrehen
und uns darauf konzentrieren, den hund immer dann zu belohnen, wenn er gelassen bleibt.

das heißt für unsereins:
fokus auf das erwünschte verhalten.
und rechtzeitig dran sein, solange der hund noch entspannt ist.

bei zwei übungen aus der grunderziehung kann man das gleich ganz wunderbar einüben
(nämlich für den hund und für sich selber):

erstens beim geduldigen warten, das man über ein entspanntes bleib aufbaut.
stichwort: wenn der hund im „bleib“ angespannt rumwetzt oder gar verfrüht aufsteht, läuft’s verkehrt.

zweitens beim leinentraining, wo es darum geht, die lockere leine zu belohnen
statt das ziehen an der leine zu korrigieren.
(ganz nebenbei erspart man sich viel geziehe und gezerre).

in abwandlung der (angeblich) indianischen geschichte von den zwei wölfen, die in jedem von uns um vorherrschaft kämpfen – der eine steht für liebe und vertrauen, der andere für hass und angst – und den der gewinnt „den man füttert“, könnten wir uns also fragen:

welchen hund füttern wir?
den aufgedrehten oder den gelassenen?

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.