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by brigid

März 31, 2024

hund hört nicht

„der hund hört nicht“, ist eine der häufigsten beschwerden von hundemenschen.
gemeint ist damit zweierlei:
dass der hund nicht auf den menschen reagiert und die ohren auf durchzug einerseits
und dass der hund nicht tut, was der mensch ihm sagt, andererseits.

die schuld wird bevorzugt beim hund gesucht.
der wäre halt stur oder verzogen,
aufsässig oder unwillig.

auch bei erziehung und training werden defizite geortet.
man wäre selber nicht genügend führungsperson,
es hätte dem hund zuviel durchgehen lassen und wäre zu wenig konsequent gewesen
oder es gäb kein ausreichendes vertrauen vom hund zu seinem menschen.

während manches davon seine berechtigung hat,
fehlt doch eine sache, die beim „hören“ des hundes eine schlüsselrolle spielt:

die kommunikation zwischen mensch und hund.

genauer gesagt: eine gut funktionierende, klare und verständliche kommunikation.
da kommen nämlich häufig fehler vor, die zur folge haben, dass der hund nicht hört.

diese drei (häufigsten) fehler gilt es zu vermeiden:

1. herrischer tonfall

es steckt der hundeerziehung (immer noch!) in den knochen,
dass der tonfall dem hund gegenüber „bestimmt“ sein muss
und man dem hund befehle oder kommandos erteilt.

das rührt nicht etwa daher, dass sich das als besonders wirkungsvoll erwiesen hätte
oder dass die hundeforschung und fachleute das empfohlen hätten
(die würden sich hüten!),
sondern liegt daran, dass die hundeausbildung vom militär „erfunden“ wurde.

so sah sie denn auch aus und in den rund 100 jahren seither hat sich viel zu wenig geändert.

wenn der mensch sich nun vor dem hund militärisch in haltung wirft,
mit lauter und tiefer stimme nachdrückliche kommandos gibt,
ist das alles andere als hundegerecht.

es wirkt auf den hund einschüchternd und unfreundlich.
die folge: der hund legt meideverhalten an den tag.

er versucht, sich dem unangenehmen menschen zu entziehen.
die sensibleren reagieren verunsichert und verschreckt,
die robusteren werden dickfellig und „ignorant“.
beide „hören“ dann nicht mehr gut.

kein wunder!

wer von uns würde sich schon gern kommandos an den kopf blaffen lassen?
einer freundlichen einladung hingegen würden wir sofort folgen!

2. doppelbotschaften

ein freundlicher tonfall alleine garantiert allerdings auch noch keine gute kommunikation.

bei der kommunikation denken wir menschen als erstes an die sprache,
an unsere signale und die wörter, die wir zum hund sagen.
die spielen natürlich auch eine rolle.

der hund orientiert sich aber noch wesentlich stärker an der körpersprache des menschen.
die ist unter hunden das wesentliche kommunikationsmittel.
auch wir menschen reagieren unbewusst stark auf die körpersprache von anderen.

wenn nun der gesprochene text und die körpersprache nicht übereinstimmen,
wird es schwierig.

wenn der hund sich vor etwas erschreckt oder fürchtet,
und wir ihn versuchen, mit gutem zureden zu beruhigen,
während wir selber erschrocken sind und uns anspannen,
was kommt dann wohl beim hund an?

genau: zuallererst reagiert er auf die körpersprache.
was wir dabei an tönen von uns geben, spielt eine nachgeordnete rolle.

die doppelbotschaften passieren uns auch im alltag und beim üben immer wieder:
der hund soll auf den rückruf rasch herangelaufen kommen,
doch wir stehen mit blockierender körperhaltung da.
der hund soll für etwas belohnt werden, doch stattdessen tätscheln wir ihn am kopf
(mehr zum tätscheln hier).

worauf es bei der körpersprache ankommt und wie wir das miteinander mit dem hund verbessern können, behandeln wir übrigens demnächst im neuen webinar „feinheiten der verständigung“, für das du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):

3. bedeutungslosigkeit

wenn der hund nicht hört, kann das allerdings auch gelernt sein.
der hund hat gelernt, dass die äußerungen seines menschen nichts zu bedeuten haben.
daher blendet er sie aus und ignoriert den menschen.

schließlich strömen jeden tag tausende reize und geräusche auf den hund ein.
da muss er herausfiltern, was relevant ist und was alles nicht.
er kann ja nicht auf alles immer hören und reagieren.

der filter, den er dazu verwendet, ist einfach:
bringt mir das etwas?
ist das für mich wichtig?
betrifft es mich direkt (positiv oder negativ)?

wenn ja, dann nimmt der hund das wahr und reagiert.
wenn nein, wird das ausgefiltert und ignoriert.

blöd nun, wenn die signale des menschen in letztere kategorie fallen.
dort landen sie, wenn wir zu oft dinge von uns geben,
die für den hund ohne bedeutung bleiben

– weil wir sie sowieso x-mal wiederholen
– weil es für den hund keinen unterschied macht, ob er reagiert oder nicht
– weil er oft genug leer ausgegangen ist, wenn er darauf reagiert hat, und es nun bleiben lässt.

er lernt dabei jedesmal: das geht mich nicht wirklich was an, das ignorier ich.

unsere schlampigkeiten in der erziehung und im timing unserer signale und bestätigungen rächt sich damit,
dass der „hund nicht hört“.
da sollte man die schuld dann besser bei sich suchen und nicht beim hund….

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.