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by brigid

Dezember 11, 2016

hast du auch einen von den hunden, die überall fressbares finden und schneller runterschlucken als du pieps sagen kannst?

das ist nicht bloß ekelig (für unsereins jedenfalls, für den hund fällt davon ja leider manches in die kategorie leckerbissen).

das kann auch gefährlich werden. schließlich weiß man nie, ob da nicht ein giftköder ausgelegt wurde.

was aber tun mit den „müllschlucker-hunden“?

welcher typ ist dein hund?

eins mal vorweg:  alle möglichen dinge fressen, die man so findet (inklusive kot und aas), ist ganz normales hundeverhalten. schließlich entstanden die ersten hunde rund um die abfallhaufn der ersten menschlichen siedlungen!

es gibt aber hunde, bei denen dieses verhalten übermäßig ausgeprägt ist. und das kann unterschiedliche ursachen haben:

  • die verfressenen:
    ich will ja keiner rasse zu nahe treten, aber manche stehen nicht umsonst im ruf, fürchterlich verfressen zu sein. ich sag nur labrador oder beagle!  andere retriever und individuen passen aber auch in das schema. diesen hunden wurde die – nennen wir es mal höflich – hohe futtermotivation schon in die wiege gelegt. dein job ist es jetzt, das in die richtigen bahnen zu lenken.
    was zum glück recht einfach geht, solange du auch was leckeres anzubieten hast! die verfressenheit schlägt ja überall zu, nicht nur im acker, sondern auch in deiner nähe.
  • die hungrigen:
    wenn ein hund mal die erfahrung gemacht hat, längere zeit zu hungern oder fast verhungert zu sein, dann bekommt alles fressbare einen ungemein hohen stellenwert. der hund schlägt zu, wenn es was gibt – denn man weiß ja nie, ob nicht auch wieder magere und hungrige zeiten bevorstehen!das betrifft einerseits notfall-hunde, die mal länger hungern musste. das gute daran: wenn die eine zeit lang (auch mal eine längere zeit lang) mitbekommen haben, dass immer genug zu futtern da ist, nimmt das gierige runterschlingen von allem möglichen langsam ab.das betrifft andererseits sehr viele hunde aus streuner-populationen, also meist dem auslands-tierschutz, für die die eigenständige futtersuche ein überlebensprogramm darstellt. damit hört man nicht so schnell auf, bloß weil es täglich fixe mahlzeiten gibt. mit denen zu trainieren, kann schon etwas langwieriger sein. denn mal ehrlich: wenn man seine streuner-überlebensprogramme drauf hat, dann ist fressbares hundertmal wichtiger als ein mensch!
  • die mangel-leider:
    wenn sich dein hund nur phasenweise snacks aus feld und wald holt, dann kann das ein hinweis sein, dass ihm grade irgendwas fehlt: seien das bestimmte enzyme im darm, die beim jungen hund mit noch nicht ganz ausgereiftem magen-darmtrakt vielleicht grade fehlen, oder irgendwelche mineralstoffe oder spurenelemente.
    in dem fall wäre es vernünftig, das erst mal (alternativ)medizinisch abchecken zu lassen und die ernährung kritisch unter die lupe zu nehmen.

wenn mal geklärt ist, warum dein hund das macht, dann kannst du dich im nächsten schritt an die ursachenbehebung (bei den hungrigen und den mangel-leidern jedenfalls) machen.

und danach geht’s ans training!

denn ohne training – und zwar konsequentes und intensives training – geht da leider nichts!

3 trainingswege stehen dir zur verfügung – und du brauchst zumindest zwei, am besten alle drei!

 

1. bombenfester rückruf

dein rückruf muss wirklich sitzen. ich meine wirklich!

nicht bloss im geschützten rahmen in der hundeschule oder im garten, sondern immer und überall und prompt. egal, ob da andere hunde sind, dein hund grad am schnüffeln ist oder ob du ein spielzeug oder leckerchen als ablenkung ausgelegt hast und deinen hund daran vorbei rufst.

erst wenn du ein schweineohr in die wiese legen und deinen hund frei rumlaufen lassen und jederzeit vom schweineohr wegrufen kannst, seid ihr soweit, dass es auch im gelände klappen kann.

also systematisch aufbauen und üben!

 

2. „tauschen“

wenn dein hund was gefunden und schon im maul hat oder grad dabei ist, es aufzunehmen, dann brauchst du ein signal wie „tauschen“, auf das hinauf dein hund sofort alles ausspuckt, was er hat (oder gar nicht erst aufnimmt) und begeistert zu dir gelaufen kommt, um sich seine belohnung abzuholen.

egal, ob das in der wohnung und dein neuer schuh oder unterwegs und irgendwas totes ist.

und erraten!
das will geübt sein.
und zwar gut!

das tauschen muss den hund schritt für schritt lernen, erst mit etwas uninteressantem, das du gegen was leckeres austauscht. dann mit was immer tollerem, das er gegen gleichwertiges oder auch mal weniger tolles eintauscht und was du hin und wieder auch nicht zurückgibst.

das schrittweise, geduldige training ist der schlüssel zum erfolg!
und es lohnt sich.

wenn du mal auf 20 meter entfernung deinem hund, der offenbar grad was „leckeres“ gefunden hat, ein fröhliches „tauschen“ zurufen kannst und er kommt eifrig angelaufen, dann merkst du, wie sehr sich das training gelohnt hat.

mehr zum „tauschen“ gibt’s in diesem  video.

 

3. „melden“

du kannst deinem hund auch beibringen, dir seine fundstücke anzuzeigen und zu „melden“ (manchmal auch als „zeigen und benennen“ bezeichnet).

im prinzip geht das so wie bei der objektsuche auch, dass dein hund lernt, mit sitz oder platz (oder was auch immer du als verhalten haben willst) anzuzeigen, dass er das er den gesuchten gegenstand gefunden hat.

warum nicht auch fressbares so anzeigen?
zugegeben, das braucht schon einiges an selbstbeherrschung beim hund – und an training vorher.

plus: es braucht etwas überwindung vom menschen, weil der hund des öfteren als belohnung fürs anzeigen sein fundstück danach auch bekommen soll. und das nicht nur in übungssituationen, wo du was appetitliches hingelegt hast, sondern auch im echten leben, wenn er mal was weniger appetitliches, aber ungefährliches gefunden hat.
(ja, igitt!)

es ist dafür aber was sehr feines, wenn dein hund dir vertrauensvoll seine fundstücke meldet, statt möglichst schnell runterzuwürgen, bevor du sie ihm klauen kannst! das training macht sich also allemal bezahlt.

 

das einzige, was nicht wirkt: nichts tun :-).
sachen finden und fressen ist selbstbelohnend. das hört nicht von selber auf.

man kann es hinnehmen, wenn es in der jeweiligen gegend gefahrlos ist.
und hoffen, dass es auch gefahrlos bleibt.
oder aber – und das würde ich dringend empfehlen – man kann mit dem üben beginnen.

am besten gleich heute!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.