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by brigid

Juni 18, 2017

ein hund der jagt, macht niemandem wirklich freude.
den eigenen menschen nicht, weil der hund abhaut und sie um seine sicherheit fürchten.
den jägern nicht, die sich um den wildbestand in ihrem revier sorgen.
und schon gar nicht den gejagten tieren.

dabei gehört jagen natürlich zum ganz normalen hundeverhalten. bei manchen rassen oder hunden ist es stärker ausgeprägt, bei anderen weitgehend unterdrückt und andere scheinen sich an ihr genetisches erbe gar nicht mehr wirklich zu erinnern (glücklich, wer so einen erwischt!)

wer einen hund hat, der jagt, hat jedenfalls 3 dinge zu tun – und zwar noch lange, bevor man an eigentliches anti-jagd-training überhaupt denken kann.

(weiterführende infos und tipps gibt es im webinar „das jagdverhalten des hundes“)

 

  1. herausfinden, ob es wirklich jagdverhalten ist

    dass ein hund einem aufspringenden hasen hinterherrennt, heißt noch gar nicht automatisch, dass er ein unerwünschtes jagdverhalten hat!

    wenn etwas sich schnell vom hund wegbewegt, löst das bei sehr vielen hunden einen hetzreflex aus.  nichts anderes steckt ja auch hinter wurfspielen: ein ding bewegt sich schnell weg (ein ball oder frisbee) und der hund hetzt im reflex hinterher.

    es kann also gut sein, dass der hund ohne jede jagdliche ambition hinterher hetzt.
    es kann sein, dass stress dieses hetzverhalten viel wahrscheinlicher macht.
    es kann daher sein, dass es gar nicht um die jagdbeute geht!
    (und keine anti-jagd-training nötig ist, sondern impulskontrolle und stressabbau reichen).

    für die gehetzten beutetiere macht das allerdings keinen unterschied und muss daher unbedingt unterbunden werden! selbst wenn der hund gar nicht wirklich wüsste, was er mit dem beutetier anfangen soll, wenn er es denn erwischen würde.

  2. jagdepisoden unbedingt vermeiden

    jagen ist ein stark selbstbelohnendes und überdies „ansteckendes“ verhalten. mit jedem mal, wo der hund jagen geht, wird das problem also größer und größer!

    ausserdem kann es leicht passieren, dass auch ein erwachsener hund ohne vorherige jagdliche ambitionen sich von einem jagenden hund mitreißen lässt und so das jagen für sich entdeckt.

    in jedem fall muss man daher unbedingt vermeiden, dass der hund die gelegenheit zum jagen bekommt. das fängt schon bei kleinigkeiten an, wie dem vermeintlich „lustigen“ hinterherjagen von vögeln im garten, und gilt erst recht für aufregende jagdausflüge im wald.

    in der praxis bedeutet das:
    – hetzspiele vermeiden
    – jagen auch im harmlosen rahmen (vögel, schmetterlinge, etc) unterbinden)
    – den hund in wildreichen gegenden an der schleppleine sichern

    gemeinsame spaziergänge mit einem fürs jagen bekannten hund und dem eigenen (noch nicht jagenden) sollte man sich ebenfalls sehr gut überlegen!)

  3. bombenfesten rückruf trainieren

    die grundlage für jegliches weitere training am unerwünschten jagdverhalten ist ein bombenfester rückruf.

    man kann nicht vom hund erwarten, dass er sich von einem aufspringenden wildtieren abrufen lässt, wenn er nicht mal in normalfall verlässlich kommt oder sich von einem spielkameraden oder eine kauartikel wegrufen lässt.

    das systematische und mit schrittweise schwierigeren ablenkungen geübte kommen auf rufen schult gleich eine weitere wichtige fähigkeit: selbstbeherrschung! und das ist etwas, was der hund auf jeden fall und in große maße braucht, wenn er lernen soll, das jagen bleiben zu lassen.

wenn der hund nicht wirklich oder nur gering jagdlich motiviter ist, reichen manchmal schon die oben genannten maßnahmen, bei den anderen allerdings braucht es zusätzlich ein gezieltes anti-jagd-training. doch dazu ein andermal mehr….

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.