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by brigid

Juli 2, 2023

wenn der hund insgesamt mehr gelassenheit an den tag legen soll
oder in manchen situationen zu aufgeregt reagiert, dann wird oft geübt:

nämlich entweder direkt das gewünschte verhalten – zum beispiel an lockerer leine wo vorbei gehen –
oder aber impulskontrolle selber.

beides ist nicht verkehrt.

beides ist aber zum scheitern verurteilt, wenn nicht alle drei dinge vorhanden sind,
die der hund für gelassenes verhalten braucht,
und die er noch dazu in der richtigen reihenfolge aufbauen muss.

impulskontrolle ist dabei erst das letzte davon.
sie klappt erst, wenn der hund die anderen beiden dinge als fundament dafür hat.

was die drei dinge sind?

1. stressabbau

solange ein hoher pegel an stresshormonen den hund umtreibt,
kann er schlicht und einfach nicht gelassen reagieren.

der hohe erregungspegel lässt ihn impulsiv, übermäßig emotional und aufgedreht sein.
selbstbeherrschung ist ihm in diesem körperlichen zustand schlicht nur sehr begrenzt oder gar nicht möglich.

was man dabei nicht vergessen darf:
stress entsteht nicht nur durch unangenehme dinge oder in extremen lebenslagen,
sondern genauso aus positiver aufregung und im normalen alltag.
schließlich ist stress nichts anderes als etwas zu viel aufregung – und davon beinhaltet so ein hundealltag öfter mal zuviel.

der erste schritt in richtung gelassenheit muss daher immer aus stressabbau und stressvermeidung bestehen,
sonst trainiert man bei allem anderen gegen windmühlen an.

2. gleichgewicht

je aufgeregter der hund ist, desto mehr kippt er aus dem lot.
mit dem körperlichem gleichgewicht geht aber auch das emotionale/psychische gleichgewicht verloren.

je aufgeregter der hund ist, desto mehr fällt er „nach vorne“.
er verteilt also sein körpergewicht nicht mehr gleichmäßig auf vorderbeine und hinterbeine,
sondern es verschiebt sich nach vorne.

denkt man sich eine linie die vorderbeine und hinterbeine entlang, dann sind die parallel beim hund im gleichgewicht und der hund kann leichter gelassen bleiben.

anders bei einem aufgeregten hund: die gedachten linien sind nach vorne geneigt, das gewicht mehr im vorderteil des körpers und oft die beine nach hinten ausgestellt:

bei starker aufregung fällt das ganze noch extremer aus:

an gelassenheit ist dann nicht mehr zu denken, der hund ist in diesem zustand oft auch schwer ansprechbar.

das problem dabei:

die körperhaltung entsteht zuerst durch stress und aufregung,
kann aber gewohnheitsmäßig werden und dem hund auch dann als tendenz erhalten bleiben,
wenn sich der stresspegel wieder normalisiert hat.
schlechtes körpergefühl oder ungünstiger körperbau begünstigen das mangelnde gleichgewicht zusätzlich.

die schulung des gleichgewichts beim hund ist daher ein zentrales element für mehr gelassenheit.
leider unterbleibt es (meist mangels bewusstsein dafür) nur allzuoft.

(einfache tipps, was man für verbessertes gleichgewicht konkret tun kann, gibt es dann im nächsten blog-artikel.
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3. impulskontrolle

erst im dritten schritt kommen die übungen zur impulskontrolle dran,
erst jetzt haben sie aussicht auf erfolg.

vorausgesetzt es sind wirkungsvolle übungen,
die der hund in den alltag überträgt und nicht nur im „übungsmodus“ abspult,
sonst aber nicht anwendet.

darin besteht nämlich der trick:
der hund soll geduld und selbstbeherrschung in diversen lebenslagen lernen
und nicht nur einzelne „spiele“.

zusätzlich hilft es, wenn in seinem alltag ohnehin verständliche regeln vorhanden sind
und der mensch sich im umgang mit dem hund in konsequenz übt
(impulskontrolle ist ja nicht nur eine aufgabe für den hund …)

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.