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by brigid

September 30, 2018

hundebegegnung

„mein hund regt sich so auf, wenn wir andere hunde treffen“ ist eine der häufigsten beschwerden von hundemenschen.

kein wunder: andere hunde sind einfach sehr aufregend!
das ist also eine ganz normale reaktion, kein zeichen, dass dein hund gestört wäre.

allerdings ist es eine sehr mühsame reaktion!
sowohl für deinen hund als auch für dich.

ein spaziergang kann so nämlich schnell zum spießrutenlauf werden.
und wenn dein hund bei hundebegegnungen ausflippt, fängst du schnell an, bestimmte gegenden zu meiden, nur noch frühmorgens zu gehen oder die spaziergänge eher zu fürchten als dich drauf zu freuen.

nicht schön.

gleich vorweg: es muss nicht so bleiben!
(noch besser natürlich: du sorgst von anfang an dafür, dass dein hund lernt, anders damit umzugehen).

doch zuerst wollen wir uns anschauen, warum das überhaupt so ist.

1. artgenossen sind spannend!

je weniger kontakt ein hund zu artgenossen hat, desto aufregender findet er sie.

das ist ja auch nachvollziehbar:
stell dir mal vor, du würdest mit marsbewohnern leben. die kümmern sich zwar ganz lieb um dich, sind aber halt schon sehr fremd und anders.
und dann siehst du plötzlich einen anderen menschen!
wetten, du würdest auch an der leine zerren (wenn du denn grad an ner leine wärst) und unbedingt dort hinwollen?

genauso geht es deinem hund.

noch dazu erlebt er ja jede hundebegegnung als große aufregung (wegen der nächsten gründe)
und „lernt“ so die aufregung gleich mit.

2.  man darf immer hin und spielen

wer einen welpen hat oder einen verträglichen hund übernimmt, wünscht sich ja immer, dass man jemandem trifft, mit dem der hund nett spielen kann.

ich kann mich noch erinnern, dass ich bei meinem ersten welpen regelrecht ausschau danach gehalten hab, wo denn ein anderer hund ist, damit meiner kontakt haben kann!

natürlich schafft der welpe (oder der grad frisch übernommene hund) es noch nicht,
dann erst mal an lockerer leine und ganz entspannt hinzugehen oder zu warten, bis er abgeleint wird.

nein, er zieht natürlich oder fiept ein wenig oder bellt gar.
und damit das theater bald ein ende hat. lässt man sich mitziehen oder leint schnell ab.

je aufgeregter der hund sich gebärdet, umso schneller kommt er zum erfolg (dass er zum anderen hund kann).
und umso aufregender verläuft dann natürlich jede hundebegegnung!

was der hund dabei lernt:
wenn ich einen hund sehe, darf ich sicher gleich hin und kann gleich spielen!
und wenn ich nicht sofort hin kann, dreh ich auf und zerre, dann geht es schneller.
und wenn ich gar nicht hin kann, bin ich super frustriert und flippe aus.

was der hund dabei logischerweise nicht lernt:
cool bleiben, wenn ein anderer hund auftaucht,
sich höflich und gelassen annähern
oder auch mal in aller ruhe vorbeigehen und eben keinen kontakt haben.

die aufregung ist dann anerzogen, also selbstgemacht (ok, selbst verstärkt).
(wie gut, dass hunde auch bereit sind, umzulernen!)

3. vor hunden muss man sich fürchten

die aufregung beim hundekontakt kann natürlich auch nen ganz anderen effekt haben:

wenn deiner nämlich etwas sensibler oder zurückhaltender ist und dann von einem anderen bedrängt, umgerannt oder gar gemobbt wird, lernt er sehr schnell, dass man andere hunde fürchten muss!

ganz besonders schnell lernen das welpen – und leider kriegt man es als mensch oft gar nicht so schnell mit!
das sind dann die hunde, die mit einem jahr oder, also wenn sie erwachsen werden, „plötzlich“ anfangen, andere hunde zu verbellen oder ungut zu werden. obwohl sie doch bis dahin immer lieb waren und nett gespielt haben.
(kleiner hinweis: sie haben es eben nicht immer so nett empfunden).

dann sind jedenfalls begegnungen mit anderen hunden nicht nur aufregend, sondern lösen – zumindest in manchen fällen – auch unsicherheit oder gar angst aus.

also noch mehr aufregung!

wenn man die nicht erkennt, dann bleibt dem hund wenig anderes übrig, als sich mit entsprechendem gezetere zu wehren und den anderen vom leib zu halten.
noch mehr aufregung!

für alle 3 punkte gilt:
anspannung und stress im hundeleben sonst, machen alles noch mal ordentlich schlimmer!

ganz wichtig: entspannung!

die wichtigste zutat für hundebegegnungen ist entspannung!

also einmal entspannte hunde und zum anderen hunde, die gelernt haben, dass man bei der sichtung eines anderen hundes nicht in vollkommene aufregung verfallen muss.

hundebegegnungen leben  davon, dass du deinem hund ein paar wichtige dinge beigebracht hast.
also zum beispiel
– entspannt bleiben
– ansprechbar bleiben
– nicht einfach hinstürmen oder -zerren
– sich höflich annähern

(wie du ihm das beibringst, sag ich weiter unten dann gleich!)

aber da ist ja immer noch der andere hund!

deiner kann ja noch so höflich sein und gesittet warten,
wenn der andere einfach wie eine dampflok heranprescht und deinen über den haufen rennt
oder sích mit drohendem blick anpirscht,
was tust du dann?

der größte stressfaktor für den menschen ist ja oft, dass man nicht weiß, ob ein kontakt gut gehen wird oder nicht,
ob man seinen hund getrost ableinen und ihn begrüßen oder spielen lassen kann oder besser eben nicht!

den anderen hund einschätzen können

was dir dabei hilft, ist ein genauer blick auf den entgegenkommenden hund:

  • wie aufgeregt ist der?
  • nähert er sich „höflich“ oder nicht?
  • wie reagiert deiner grad drauf?
  • zeigt der andere beschwichtigungssignale?
  • zeigt deiner beschwichtigungssignale?
  • wie reagiert der andere mensch (und wie entspannt ist er)?

zugegeben: der genaue blick braucht ein bisschen schulung.
das ist aber leicht machbar
(jedenfalls wenn man sich für hunde interessiert, und das tust du ja 🙂 )

würdest du zum beispiel deinen hund zu dem hier hinlassen, wenn ihr euch begegnet?
(die auflösung gibt’s ganz unten)

hundebegegnung

 

zum genauen blick gehört auch noch, dass man einschätzen kann, wann die hunde alleine miteinander klar kommen und wann man einschreiten soll, weil zumindest einer von beiden überfordert ist oder gar eine rangelei droht.

rechtzeitig einschreiten (wenn nötig)

so ganz einfach ist das ja oft nicht zu erkennen.
(kleiner tipp: im zweifelsfall lieber einschreiten als was riskieren,
natürlich nur, wenn das nicht heißt, dass man die hunde immer gleich trennt, weil man sich nicht sicher fühlt).

schau mal die beiden an: würdest du da einschreiten oder nicht?
(auflösung ganz unten)

 

hundebegegnung

wie geht das nun?

wie bringt man seinem hund nun bei,

– entspannt zu bleiben, wenn ein anderer hund kommt
– auf dich zu reagieren und ansprechbar zu sein
– sich ruhig und gesittet zu nähern
– am anderen hund auch mal gelassen vorbeizugehen?

dazu gibt es erstens ein paar artikel hier im blog (einfach mit dem suchbegriff leinenbegegnung auf die suche machen).
wer’s aber genauer möchte und mit praktischen übungen für hund und mensch, für den hab ich brandneu den kurs „hundekontakt ohne probleme“! die infos dazu und die anmeldung findest du hier.

achtung: wenn dein hund mit anderen hunden eher wenig verträglich oder bereits ein leinenpöbler ist, dann eignet sich der kurs nicht so sehr für dich. dann schau dir lieber den „schluss mit leinenpöbeln“ an, der hilft euch besser weiter.

 

die auflösung:

fehlt noch die auflösung zu den beiden bildern:

  1. kontakt ja oder nein?
    nein! der hund hängt ziemlich angespannt in der leine und hat vor allem eine sehr verkniffene mimik. es ist damit zu rechnen, dass er jedenfalls schnell ranschießen würde und vielleicht sogar unfreundlich wird.
  2. einschreiten, ja oder nein?
    nein! die situation ist für beide hunde zwar etwas angespannt und sie fühlen sich nicht ganz wohl, sind beide aber am beschwichtigen und ohne vorwärtsdrall unterwegs. einschreiten oder einen rausrufen könnte die situation allerdings zum kippen bringen, also cool bleiben.

(im kurs „hundekontakt ohne probleme“ gibt es übrigens auch einiges an solchen bildbeispielen zum üben und analysieren)

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.