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by brigid

Juli 30, 2017

würdest du manchmal gern wissen, was dein hund von dir denkt?
also wirklich von dir hält?

gedanken lesen ist vielleicht nicht ganz so einfach,
ein paar dinge kann ich dir aber verraten, die dein hund ganz sicher von dir denkt.

aber stopp!

bevor du weiter liest:
schreib doch mal 5 dinge auf,
von denen du glaubst, das dein hund sie über dich denkt.
und dann schau mal, ob es die selben sind oder ganz andere…

 

 

 

 

 

 

 

 

1.  du bist endlich da!

keiner kann sich so freuen, wenn du kommst, wie dein hund.
egal, ob du nun den ganzen tag weg warst oder grad mal 10 minuten draußen.

das hat natürlich seinen grund:
du bist der wichtigste bindungspartner deines hundes.

bindung gibt sicherheit und rückhalt,
so wie die anwesenheit der eltern einem kleinkind halt gibt.

unsere hunde bleiben ja immer ein wenig kind – neotenie heißt das in der ethologie. es macht den hund aus, dass er (im unterschied zum wolf) nie so ganz erwachsen wird.

(ok, manche noch mehr als andere).

daher bleibt der (elterliche) bindungspartner auch immer wichtiger als er für ein wirklich erwachsenes tier wäre.  und seine abwesenheit schmerzt ein wenig.

drum freut sich dein hund jedesmal so, wenn du kommst.

das heißt allerdings auch: so wirklich gern ist er nicht alleine.

er kann es, wenn er es gut gewöhnt ist und keine probleme hat, ein paar stunden verkraften.
aber viel lieber ist ihm, du bist da!

so schön die wiedersehensfreude auch ist, denk dran:
lieber wär deinem hund, du wärst erst gar nicht weg gewesen :-).

 

2. das meinst du nicht wirklich, oder?

kennst du diesen blick, wenn du von deinem hund was willst, und er schaut dich so an?

so als wollte er sagen: hmm… hab ich das richtig gehört? das meinst du jetzt aber eh nicht ernst, oder?

während er ein andermal sofort macht, was du gesagt hast.

warum bloß?

ganz simpel: weil du es eben nicht jedesmal ernst meinst.
jedenfalls nicht beim ersten mal.

und wenn dein hund grad findet, jetzt hätte er anderes zu tun,
dann kommt dieser blick: nicht wirklich, oder?

oder aber es kommt erst gar kein blick mehr.
er macht einfach sein ding
und über seinem kopf hinge in einem cartoon eine denkblase „das meinst du eh nicht wirklich“.

wenn du das vermeiden magst, dann solltest du es jedesmal wirklich ernst meinen, also:

  • jedes signal nur dann sagen, wenn du darauf bestehen wirst
  • jedes signal nur ein einziges mal sagen – und dann warten, dass dein hund es auch macht
  • jedes signal nur dann geben, wenn du die ersten beiden punkte einhalten kannst 🙂

 

3. ich hab dich voll lieb!

beim spazierengehen oder im lauf des tages kommt dein hund sicher immer wieder mal an und berührt dich kurz, leckt dir über die hand, streift an einem oberschenkel vorbei oder schmiegt sich richtig an dich ran.

die botschaft dabei ist recht klar: ich hab dich voll lieb. du bist da und alles ist gut.

hunde sind ja hochgradig soziale lebewesen und brauchen die gruppe (und wenn sie nur aus 1 weiteren lebewesen besteht), um sich sicher, geborgen und wohl zu fühlen.

um den zusammenhalt in der gruppe zu stärken, haben die hunde viele kleine routinehandlungen entwickelt, wie zum beispiel häufige kontaktaufnahme und zuwendung.

genau das macht dein hund bei dir.
und erntet damit hoffentlich das, was er in einer gut funktionierenden hundegruppe als antwort erhalten würde: nämlich ebenfalls eine geste der zuwendung, eine rückversicherung, das alles gut ist.

 

4. echt jetzt?

mit er zuwendung ist das so eine sache.

so toll sie ist, sie ist bei weitem nicht immer willkommen!

denk nur mal an deinen 8-jährigen, der schon gern noch mal kuscheln kommt.
aber wehe, mutter (oder vater) schmust ihn beim abholen von der schule vor den klassenkameraden ab!

geht gar nicht! igitt!

deinem hund geht’s manchmal ähnlich.
nicht wegen der klassenkameraden.

sondern weil es aktivphasen gibt und in denen ist kuscheln nur nervig.
und dann gibt es entspannungsphasen, da ist kuscheln super.

(dir geht’s wohl nicht viel anders: wenn du grad hochkonzentriert an was arbeitest und dein partner kommt dich umarmen und schmusen, wird sich deine begeisterung auch in grenzen halten).

denk das nächste mal dran, wenn dein hund grad eine aufgabe toll gemacht hat – zum beispiel einen rückruf oder eine geschicklichkeitsaufabe oder so – und du versucht bist, ihn mit streicheln zu belohnen…

es wäre keine belohnung!
es wäre nur lästig (oder gar eine strafe).

heb dir deine streicheleinheiten also lieber für den richtigen moment auf.

 

5. du bist so toll!

das wunderbare an hunden ist: sie urteilen nicht!

deinem hund ist es egal, ob deine frisur richtig sitzt, dein auto so toll ist wie das vom nachbarn oder dich andere nett, arrogant, vorbildlich, langweilig oder was immer finden.

er findet dich toll!
genau so wie du bist.

er überlegt nicht, wie er dich „verbessern“ könnte.
er nörgelt nicht an dir rum.
er akzeptiert und liebt dich genau so wie du bist.

daran könnten wir menschen uns ein vorbild nehmen!

und erstens: unseren hund genau so akzeptieren und lieben, wie er ist (was nicht heißt, dass man ihm nicht das leben mit etwas erziehung leichter machen darf)
– statt ihn zu vergleichen mit dem hund, den wir mal hatten, oder dem hund von bekannten, der ja soooo brav ist.
– oder statt dauernd vor augen zu haben, dass er noch nicht perfekt ist und dies oder jenes daher erst mal geschehen muss.

und zweitens: wir könnten dem beispiel unserer hunde folgen und uns selber so akzeptieren und lieben wie wir sind.  genauso wie unsere hunde, die wären begeistert davon!

 

ps:  wenn du noch mehr verstehen magst, was in deinem hund grad vorgeht, dann schau dir doch mal den kurs hundesprache verstehen“ an, bei dem lernst du deinen hund ganz genau zu lesen!

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.