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by brigid

Oktober 12, 2025

leineziehen

leineziehen ist etwas, mit dem sich alle hundemenschen herumschlagen,
manche kurz, die meisten eher länger.

hunde kommen nun mal nicht mit der fähigkeit, an lockerer leine zu laufen zur welt.
das muss man ihnen erst beibringen.
was auch für den menschen nicht so einfach ist.

die leine muss ja in aller regel schon am allerersten tag mit dem hund dran,
also dann, wenn er das leinegehen noch gar nicht kennt.
schneller als man schauen kann lernt der hund schon in den ersten tagen, was an der leine passiert: er zieht.

leineziehen als programm?

der mensch steht dem meist etwas hilflos gegenüber.
er lässt den hund ziehen, weil der ja weiterkommen muss – man selber möchte das auch –
und man nicht weiß, wie es anders ginge.

sehr viele ratschläge, die man gegen das leineziehen bekommt, sind herzlich unbrauchbar
(wenn nicht sogar bedenklich).

wer wissen mag, wie es tatsächlich leicht und ziemlich rasch funktioniert, ist herzlich eingeladen zum neuen webinar „leine gehen leicht gemacht“, einen platz kann man sich gleich hier reservieren (kostenlos):

bei kaum einer aufgabe der hundeerziehung stellt sich schneller und nachhaltiger frust ein als beim leinentraining.
mit dem ergebnis, dass man den hund die meiste zeit halt ziehen lässt.
auch wenn es nervig ist.

erst wenn das ziehen zu heftig ist, versucht man was dagegen zu tun –
stehenbleiben, richtungswechsel, den hund ermahnen usw.
meist mit kurzlebigem erfolg, wenn überhaupt.

stellt sich die frage: ist das eigentlich eh ok?
wenn man selber mit dem ziehen halbwegs klar kommt,
ist leinentraining dann überhaupt so wichtig?

ja. ist es.
weil das andere ende der leine noch viel stärker betroffen ist.

leineziehen und reaktives verhalten

beim gehen an lockerer leine schult der hund etwas,
was er im ganzen leben braucht und was sich schmerzlich bemerkbar macht, wenn es fehlt:
impulskontrolle.

die eigenen impulse im zaum zu halten, ist etwas, was der hund lernen und üben muss.
die selbstbeherrschung braucht er ja nicht nur, damit die leine schön locker bleibt.
er braucht sie besonders bei begegnungen, bei aufregung, bei ablenkung,
wo er trotz allem immer noch auf seinen menschen hören und gelassen bleiben kann.

wie soll er das schaffen, wenn er es nicht geübt hat.
mehr noch: wie soll er das schaffen, wenn er täglich das gegenteil übt.
wenn er an der leine jedem impuls folgt und mal da hin und mal dorthin zieht und damit erfolg hat?

das leineziehen verstärkt den mangel an gelassenheit auch noch auf andere weise.
je mehr der hund sich in die leine hängt, desto mehr verändert das sein körperliches gleichgewicht.
er lehnt sich dabei nach vorne und „vergisst“ seine hinterbeine hinter sich.

ist der hund aber körperlich nicht im gleichgewicht, kann er es auch emotional nicht sein.
alleine die körperhaltung – also das nach vorne lehnen – steigert die aufregung.
(ist bei uns menschen übrigens genauso: lehn dich mal locker im stuhl zurück und versuch, dich gleichzeitig aufzuregen. geht kaum)

außerdem steigt beim leineziehen die spannung im hundekörper.
mehr spannung heißt aber: mehr anfälligkeit für aufregung, weil die anspannung in den muskeln die alarmbereitschaft steigert.

körperliche folgen vom leineziehen

die spannung macht sich auch auf andere weise schmerzhaft bemerkbar.
buchstäblich schmerzhaft.

chronische verspannung sind die folge von auch nur gelegentlichem aber regelmäßigem leineziehen.
besonders schlimm dann, wenn der hund dabei auch noch am halsband geführt wird.
das gibt dann nicht nur verhärtungen und verspannungen der nacken-muskulatur,
sondern außerdem auf dauer schädigungen der halswirbelsäule.

zieht der hund am brustgeschirr bleiben ihm letztere  erspart.
die verspannung landet bei ihm statt im nacken dann im schulterbereich, vor allem vorne,
und häufig ist auch ein druckpunkt mit verspannungen an der stelle zu beobachten,
wo die leine am brustgeschirr befestigt ist.

die verspannungen sind nicht nur unangenehm und steigern  – siehe oben – die alarmbereitschaft,
sie können auch den gesamten bewegungsapparat beeinflussen, wenn sie chronisch werden.
und das werden sie bei regelmäßigem ziehen unweigerlich.

der hund nimmt dann eine fehlhaltung ein,
belastet zum beispiel die schultern und ellbogen zu sehr
und setzt die hinterhand nicht mehr richtig.

dazu kommt eine gewisse schiefe, weil er üblicherweise nicht exakt grade vor dem menschen läuft
und die leine in gerader linie hintersich her zieht, sondern er läuft leicht links oder leicht rechts vom menschen.
die zugkräfte wirken also nicht gleichmäßig, sondern schief auf ihn ein.
der hund stemmt sich dann zum beispiel mit dem linken vorderbein mehr gegen die leine,
was wechselwirkungen über die wirbelsäule entlang zum rechten hinterbein mit sich zieht.

die körperlichen auswirkungen werden erst nach und nach wirksam,
je länger und intensiver der hund eben zieht.
viele beschwerden der späteren jahre wie probleme mit ellbogen oder knien werden meist gar nicht mit dem leineziehen in verbindung gebracht, obwohl das einen ordentlichen beitrag dazu leistet.

fazit

das für den menschen nervige leineziehen hat für den hund massive auswirkungen:
einerseits auf sein verhalten und seinen mangel an gelassenheit,
andererseits auf seinen körper durch verspannungen und fehlbelastungen im bewegungsapparat.

leineziehen ist also nichts, was „halb so wild“ wäre.
man kann dem hund und sich selber viel ersparen, wenn man ein bisschen energie fürs leinentraining aufbringt.

was sind schon zwei, drei wochen leinentraining im vergleich zu rund 15 jahren gezerre an der leine
und all den negativen auswirkungen auf den hund?

(tipps fürs leinentraining gibt’s im oben genannten webinar) 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.