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by brigid

September 28, 2025

hund schlechtes gewissen

überraschend viele hundemenschen haben ein schlechtes gewissen ihrem hund gegenüber.
in der regel übrigens genau die verkehrten.

also nicht die, die ihren hund vernachlässigen oder misshandeln.
sondern im gegenteil genau die, die sich besonders engagieren und für ihren hund nur das beste wollen.

das schlechte gewissen taucht manchmal phasenweise auf – immer dann, wenn man wenig zeit hat und denkt, der hund kommt zu kurz.
häufig aber ist es eine latente grundstimmung und das vage gefühl, dem hund nicht wirklich gerecht zu werden.

das schlechte gewissen

immer speist sich dieses gefühl aus zwei motiven:

erstens aus der sorge „es ist zu wenig“.
man möchte dem hund so viel bieten, wie nur geht –
und hat dauernd das gefühl, dass die zeit nicht reicht und dass es nicht genug ist.

verstärkt wird dieser eindruck noch durch die vielen appelle,
der hund müsse nur ja genug auslastung bekommen, genug bewegung kriegen, genug erleben.

da stellt sich bei vielen, die neben einem vollen arbeitstag und familiären verpflichtungen grade noch den täglichen spaziergang und ein, zwei übungen mit dem hund schaffen, das gefühl ein: mein hund kriegt nicht genug.

was fast nie stimmt.
der hund will ja keine 12 stunden des tages bespaßt werden,
sondern braucht seine 18 bis 20 stunden schlafen und ruhen und bekommt eher dann ein problem,
wenn man zu viel mit ihm macht und dauernd action herrscht.

der zweite grund für schuldgefühle ist die erkenntnis „ich hab so viel falsch gemacht“.
oder gar „ich hab alles falsch gemacht“.

auch das stimmt in der regel nur bedingt.
klar unterlaufen jedem und jeder ein paar fehler,
das merkt man spätestens dann, wenn der hund bei ablenkung oder in schwierigen momenten nicht mehr ansprechbar ist
und man selber da steht und nicht recht weiter weiß.

(sollte das auch bei euch ein thema sein, bist du herzlich eingeladen zum neuen webinar „ohren auf durchzug“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):

was auch vorkommt: man ist tatsächlich einiges verkehrt angegangen,
weil man bei einer hundeschule oder einem trainer war, die noch mit veralteten methoden, mit korrekturen und druck gearbeitet haben.
dann ist es tatsächlich zeit ein gründliches umdenken.

nicht aber für ein schlechtes gewissen.
das macht nämlich nichts besser.

innerer druck

das schlechte gewissen erzeugt stattdessen einen inneren druck beim menschen.
es entsteht eine innere anspannung und die schuldgefühle drücken auf die stimmung.

der mensch bekommt das selber oft gar nicht so deutlich mit.
der hund aber sehr wohl!
er reagiert auf die feinsten stimmungsschwankungen und hat nimmt schon die leichteste anspannung beim menschen wahr –
und bezieht sie auf sich.
er übernimmt den inneren druck vom menschen und das macht ihm zusätzlich zu schaffen.

ein schlechtes gewissen führt beim menschen wie beim hund zu stress,
unter dem beide und in der regel auch die beziehung leiden.

ohne dass daraus irgendwas produktives entstehen würde!
das schlechte gewissen bindet nämlich zusätzlich energie, die man besser einsetzen könnte.

besser machen

wenn ein tatsächlicher grund für ein schlechtes gewissen besteht,
weil für den hund wirklich was nicht passt oder weil man fehler im umgang mit dem hund gemacht hat,
machen nur zwei reaktionen sinn:

erstens überprüft man, ob das etwas ist, was man ändern kann.
in der regel besteht die möglichkeit, was besser zu machen.
sei es, dass man den alltag etwas umgestaltet und besser auf die bedürfnisse des hundes eingeht
oder indem man begangene fehler wieder ausgleicht (mehr dazu im oben genannten webinar).

die energie, die einen das schlechte gewissen kosten würde, ist allemal besser investiert,
wenn man sie für die nötigen veränderungen oder fürs üben verwendet.
das entspannt die situation nicht zuletzt auch dadurch,
dass man sich dem problem nicht mehr so ausgeliefert fühlt, sondern was unternimmt.

handelt es sich um einen der seltenen gründe für schlechtes gewissen, gegen den man beim besten willen nichts tun kann,
dann ist es besser, das so zu akzeptieren wie es ist.
man bemüht sich nach bestem wissen und gewissen und mehr geht eben nicht.
deswegen ein schlechtes gewissen zu haben, hilft auch nicht und bringt zur zusätzlichen stress.

fazit

ein schlechtes gewissen ist ein luxus, den sich ein hundemensch nicht leisten kann.
der hund leidet darunter, der mensch auch.

statt das schlechte gewissen zu haben, sollte man die energie dafür verwenden,
den grund dafür in anzugehen und nötige änderungen vorzunehmen.
oder man akzeptiert, was man nicht ändern kann, und macht sich keinen zusätzlichen stress deswegen.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.