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by brigid

September 7, 2025

hundeschule

wenn das verhalten des hundes zu wünschen übrig lässt und die menschen deswegen zur beratung kommen, taucht früher oder später fast immer die frage auf: warum hat mir das in der hundeschule niemand gesagt?

eine berechtigte frage.

fairerweise muss man dazu zwei dinge festhalten:
erstens kann die hundeschule nicht alle aspekte des alltagslebens mit dem hund abdecken.
grunderziehung ist nun mal was anderes als verhaltenstherapie.

und zweitens gilt das nicht für alle hundeschulen gleich.
die guten und modern arbeitenden hundeschulen mit gut ausgebildeten und hundeerfahrenen trainer:innen werden zum glück immer mehr.
leider gibt es aber immer noch viel zu viele hundeschulen, die nach schema 0815 vorgehen und bestenfalls mittelmäßig sind.
(von den wirklich grauenhaften ausbildungen mit strafmethoden wollen wir erst gar nicht reden).

im guten glauben vertraut man sich den trainer:innen an und kommt oft erst später drauf,
was fehlt, was schief gelaufen ist und was man auch selber anders hätte machen sollen.

wie man dann doch noch die kurve kriegt, wird uns demnächst im neuen webinar „reset für den hund“  beschäftigen, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst:

tradition statt forschung

die weniger guten hundeschulen verfolgen klarerweise keine böse absicht.
sie wissen es einerseits nicht besser
und sie haben andererseits einen anderen fokus.

das hundeschulwesen entstand im wesentlichen aus dem hundesport
und war die längste zeit in großen verbänden organisiert.
das hat klare konsequenzen.

erstens ein training, das auf die ziele des jeweiligen hundesports ausgerichtet war.
im mittelpunkt stehen jene aufgaben, die später bei turnieren erfolgreich gezeigt werden sollen.
wohlgemerkt bei turnieren mit vom menschen erdachten reglements und anforderungen.
vieles davon ist für das zusammenleben mit dem hund im alltag völlig irrelevant,
vieles wird vom trainingsgelände gar nicht in den alltag übertragen
und so manches könnte sogar fürs normale leben problematisch sein
(wenn man zum beispiel die „motivation“ des hundes durch hochputschen fördert).

zweitens sind große verbände egal in welcher branche in der regel ziemlich träge.
erst recht, wenn sie ehrenamtlich betrieben werden und viel an wissen tradiert wird.
da läuft hundeerziehung dann eben heute so wie vor 10 oder 20 oder 30 jahren.

es gilt der selbe „lehrplan“, es gilt der selbe übungsaufbau,
die kurse laufen ähnlich ab und die wettbewerbe sind die gleichen.

neue ansätze in der hundeerziehung, die erkenntnisse der hundeforschung aus den letzten jahren
und neue bedürfnisse der hund-mensch-teams setzen sich da nur sehr schwer und sehr langsam durch (wenn überhaupt).

das alles führt dann genau dazu, dass man in einer solchen hundeschule eben nicht das lernt,
was ma brauchen würde, um den hund sinnvoll aufs normale leben vorzubereiten.

drei beispiele mögen das verdeutlichen:

drei beispiele

fangen wir gleich mal an bei den simpelsten aller hundeschul-aufgaben:
den signalen der grunderziehung, also dinge wie sitz, platz, bleib oder herankommen.

1. färbung der grundsignale

wir wissen heute, dass bei jeder übung durch die klassische konditionierung auch eine grundstimmung abgespeichert wird.
jedes signal sollte daher die passende emotionale „färbung“ haben, um das sinnvoll zu unterstützen.

die übung „bleib“ zum beispiel ist eine entspannungsübung,
die dem hund umso leichter fällt, je ruhiger und gelassener sie aufgebaut wird,
je weniger anspannung der mensch und die lernumgebung vermitteln
und je genauer auf die entspannt verfassung des hundes geachtet wird.

das herankommen ist im gegensatz dazu das genau gegenteil:
da sind schnelligkeit, gas geben und begeisterung gefragt,
die das signal fürs herankommen beim hund auslösen soll
und die vom allerersten üben weg in dieses signal hineintrainiert werden müssen.

achtet man in deiner hundeschule auch darauf?
oder wird das „bleib“ mit nachdruck in der stimme und vorgebeugtem oberkörper vom menschen gemacht?
und ist das signal fürs herankommen eine freundlich gerufene einladung oder ein lautes kommando?

2. ruhe reinbringen

das bringt uns auch gleich zum zweiten beispiel und dem thema stress vs. entspannung.

die kursstunde in der hundegruppe ist für die hunde erstmal aufregend, besonders bei jungen hunden.
die anwesenheit der anderen hunde, die aufregung übers üben, der erwartungs- oder gar leistungsdruck vom menschen,
die ungeduld beim warten, und vieles mehr lassen den erregungspegel hochgehen.

an sich kein drama, das tut er im alltag ja auch öfter.
wichtig wäre nun, dass die trainer:innen alles in ihrer macht stehende unternehmen,
damit die hunde zur ruhe kommen und trotzdem ruhig und konzentriert arbeiten können.

ruheübungen, ruhepausen, entspannung beim menschen fördern und tipps dafür,
wie die hundemenschen den alltag mit dem hund stressärmer gestalten können,
müssen heute fix im programm eines jeden seriösen hundetrainings vorkommen.
sonst fehlt schlicht etwas entscheidendes.

3. hundekontakte gestalten

bei den hundeschulen gibt es zwei varianten:
bei den einen dürfen die hunde in der kursgruppe in spielpausen oder am anfang frei miteinander laufen und kontakt haben,
bei den anderen dürfen die hunde das nicht und bleiben die ganze zeit an der leine oder bei ihren menschen.

beides hat seine berechtigung, keins davon ist immer richtig oder immer falsch,
das kommt ganz auf die hunde und den kursaufbau an.

wichtig ist etwas ganz anderes:
lernen die hunde,  höflich miteinander umzugehen und die körpersprache des anderen zu respektieren?
lernen die hundemenschen, die körpersprache ihres eigenen hundes wie der anderen zu lesen und richtig darauf zu reagieren?
werden hundekontakte und hundebegegnungen so eingeübt, dass der hund im alltag danach ganz entspannt an anderen hunden vorbeigehen kann?

es bringt ja nichts, wenn der hund in der hundeschule lernt, den anblick von anderen hunden immer mit aufregung,
mit action oder frustration oder überforderung zu verbinden.
da geht oft schon bei der ersten welpenstunde vieles schief und die wurzeln für späteres mobbing oder leinenpöbeln sind heir zu finden.

fazit

man sollte sich immer fragen:
was brauche ich wirklich für einen entspannten alltag mit meinem hund?
und tragen die übungen aus dem hundetraining dazu tatsächlich bei oder nicht?

ganz egal, ob diese übungen in einer hundeschule, mit einem/r hundetrainer/in, unter online-anleitung oder in eigenregie gemacht werden.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.