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by brigid

Juli 15, 2018

zweiter hund

wär’s nicht nett, wenn ein zweiter hund einziehen würde?
die frage stellt sich fast jeder hundemensch früher oder später.

so ein knuddeliger kleiner welpe, den der erwachsene hund gleich miterziehen kann.
oder ein lustiger zweiter zum spielen für den ersten.
oder ein vertreter einer anderen rasse, die man auch gern gehabt hätte.

gründe gibt es viele.
aber welche davon sind gut?
und wann sollte man eher die finger von einem weiteren hund lassen?

einen zweiten hund dazuzunehmen, ist eine entscheidung fürs leben.
jedenfalls für das leben der beiden hunde!
wie würden die sich entscheiden?

hier sind ein paar dinge, die man sich vor der entscheidung gut überlegen sollte:

(und was man beim zusammenleben und beim gemeinsamen training beachten sollte, ist thema im webinar „mehr hunde als einer“)

1. vierbeinige gesellschaft

niemand versteht einen hund besser als ein anderer hund.
mit einem angehörigen der selben spezies kommunizieren zu können, ist schon ganz was besonderes!

stell dir nur vor, du würdest als einziger mensch unter schimpansen leben oder unter marsmännchen.
die können noch so lieb und freundlich sein, es ist einfach nicht das selbe.

das gefühl, problemlos verstanden zu werden,
die selben eindrücke und wahrnehmungen teilen,
ganz ähnliche impulse und interessen haben,
das kann ein mensch einem hund schlicht nicht bieten, so viel er sich auch bemüht.

das für sich genommen würde dafür sprechen, dass jeder hund mindestens einen zweiten im haus hat!
allerdings sind da noch ein paar andere dinge zu berücksichtigen…

2. verträglichkeit

zwei x-beliebige hunde zusammen zu stecken, ist natürlich nicht die beste idee.

du willst ja auch mit irgendwem, den du womöglich nicht ausstehen kannst, zusammen leben müssen!

wenn ein hund mit anderen hunden unverträglich ist, dann stellt sich die frage nach dem zweiten hund meist ohnehin nicht.

aber auch bei grundsätzlich verträglichen hunden sind ein paar dinge zu beachten:

  • passen die hunde vom ihrer art her zusammen?
    zu einem sensiblen kleinen sollte man zum beispiel nicht grad nen ungestümen grobmotoriker nehmen.
    wieviel indididualdistanz braucht jeder, wie höflich oder direkt sind die hunde?
  • passen die hunde vom alter her zusammen?
    einem gemütlichen senior kann ein nerviger aufgedrehter welpe oder junghund schon mal lästig werden.
    andersrum sind zwei gleichaltrige junghunde auch nicht immer die beste idee, weil die sich dann oft gegenseitig nur schwer zu ruhe kommen lassen.
  • passen die hunde vom spielverhalten her zusammen?
    wenn hunde zusammenleben und miteinander spielen wollen, muss das spielverhalten kompatibel sein. ein reiner läufer wie der windhund wird mit einem körperbetonten rangler wie einem boxer oder pitbull keine große freude haben. genau genommen kommt keiner von beiden auf seine kosten und der mensch ist dauernd gefordert, die hunde auseinander zu halten.

die wichtigste frage aber:

würde dein hund sich selber diesen anderen aussuchen?

im idealfall kann er das sogar, weil du ihm den neuen erst mal vorstellst und schaust, ob sie sich vertragen.

schließlich gibt’s nichts blöderes als ne hunde-WG, in der die beiden sich nur stumm erdulden oder lautstark bekriegen.

 

3. soziales lernen

hunde lernen zuallererst von anderen hunden.

das kann vorteile haben:

etwa, wenn ein unsicherer hund durch einen souveränen, ruhigen zweiten mehr stabilität gewinnt.
oder wenn der eine vieles schon kann und der neue sich an ihm orientiert und dadurch die spielregeln im haus leichter erlernt.

aber achtung!

fast immer lernen sie zuerst den „blödsinn“:

der eine steckt den anderen mit seiner bellerei an.
der eine lernt vom anderen, wie man einen komposthaufen plündert oder dass hasen jagen lustig ist.
der eine schaut sich vom anderen ab, wie man den menschen am besten austrickst.

nicht zu vergessen die dynamik mit zwei hunden!
begegnungen mit anderen hunden oder sonstigem unterwegs sind mit zwei hunden gleich eine völlig andere geschichte.
die geben sich gegenseitig rückahlt, schaukeln sich auf und sind etwa 5x so schwer ruhig zu halten wie nur einer.

und ratet mal:  dinge, wie gemeinsam einen anderen mit gebell in die flucht schlagen,  lernen sie natürlich auch sofort und speichern es ab.

 

4. einzelgängerhunde

es gibt sie tatsächlich, zwar nicht oft, aber doch:

hunde, die durchaus mit anderen verträglich sind, aber einfach keinen gesteigerten wert auf artgenossen legen.

oder solche, die äußerst ungern teilen wollen!

wenn ein hund zu ressourcenverteidigung neigt und dich als ressource mitzählt, ist er über einen vierbeinigen konkurrenten meist wenig begeistert.

wenn dein hund also schon auf der hundewiese keinen anderen an dich ranlassen mag oder den vierbeinern recht gleichgültig begegnet,  ist die aufgezwungene gesellschaft eines hündischen mitbewohners meist keine gute idee.

 

5. praktische fragen

ein paar praktische fragen müssen auch gut überlegt sein.

denn mit nur einem hund ist vieles leichter als mit zweien (oder mehr).

den hund wohin mitnehmen, ihn ein paar tage bei freunden lassen können, platz unterm kaffsehaustisch finden für ihn, ausreichend platz für den hund im auto haben, den hund im urlaub dabei haben….

das alles geht mit einem hunde viel leichter als mit zweien.

überleg dir also vorher:

* wie groß ist dein auto?
* was willst du mit hund(en) alles unternehmen können?
* welche betreuungsmöglichkeiten hast du?
* nicht ganz zu vergessen: welches budget hast du?

stell dich einfach drauf ein, dass so manches, was mit einem hund alleine kein thema war, mit einem zweiten plötzlich eins werden kann.
das heißt natürlich nicht, dass ein zweiter hund deswegen nicht geht, es heißt nur, dass du wissen sollst, was auf dich zukommt und flexible sein musst.

wenn nach all den überlegungen klar ist:

a) dein hund würde sich über einen zweiten freuen und darf ihn vielleicht sogar mit aussuchen und
b) du hast nicht nur in deinem auto sondern auch in deinem leben platz für einen zweiten,

dann nur zu!

es ist eine riesenbereicherung, den beiden zuschauen zu können, wie sie miteinander kommunizieren, wie sie sich anfreunden, was sie gemeinsam aushecken oder wie sie einfach miteinander über die wiese toben!

die tipps, wie du dann mit zwei hunden (oder mehreren) gut durch den alltag kommst und wie das mit dem hundetraining mit zweien funktioniert, gibt es dann im webinar „mehr hunde als einer“.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.