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by brigid

Juli 8, 2018

will to please

der „will to please“ steht bei manchen rassen hoch im kurs.
und bei vielen menschen auch.

verspricht er doch großes!
nämlich einen hund, der seinem menschen unbedingt gefallen will.

angeblich sind das hunde, die ganz von sich aus
– herausfinden wollen, was ihr mensch von ihnen möchte
– sich nach kräften anstrengen, dass dann auch gleich umzusetzen
– und bei dem futterbelohnungen unnötig sind, weil es ihm ja reicht, seinem menschen zu gefallen.

suggeriert wird dabei natürlich, dass man so einen hund kaum erziehen muss, weil der das eh alles von alleine macht.
praktisch, nicht wahr?

will to please

was ist nun wirklich dran an der sache?

gleich vorweg das wichtigste:

jeden hund muss man erziehen!

das geht beim einen leichter und beim anderen etwas weniger leicht.

stimmt.

es hängt aber von vielen faktoren ab, ganz besonders vom geschick des menschen bei der hundeerziehung!

denn wie sehr sich der hund an dir orientieren will und kann,
wie gut er auf dich hört
und wie gern er die dinge tut, die du grad von ihm brauchst,
ist in allererster linie eine frage der erziehung und eurer beziehung, nicht des „wesens“ des hundes.

das klingt immer so nach mühsamem jahrelangen training, oder?
stimmt gar nicht!

mit der richtigen herangehensweise lässt sich das ganz einfach und ziemlich flott erreichen.

wie das geht, erfährst du im kostenlosen webinar „der willige hund: was das wirklich ist und wie man ihn kriegt“.

aber erst mal nehmen wir den begriff „will to please“ noch etwas genauer unter die lupe:

1. „will to please“ oder spaß an der sache?

der „will to please“ taucht gerne bei hunderassen auf, die für bestimmte aufgaben, die sie für den menschen erfüllen sollen, gezüchtet wurden.

klassisches beispiel: der labrador, der die geschossenen enten aus dem wasser apportieren soll.

wenn er das begeistert und gut macht, dann hat er angeblich einen hohen „will to please“.

mal ehrlich:

ganz vielen labbis ist es ziemlich egal, ob sie ihrem menschen damit eine freude machen oder nicht!

das hinterherrennen, womöglich im wasser schwimmen, was packen und rumtragen (und im idealfall wieder zurückbringen) alleine macht ihnen einfach großen spaß.

völlig unabhängig von ihrem menschen.

klar wurde genau dieses verhalten züchterisch herausgearbeitet.
schließlich hat es einen grund, warum der labrador das apportieren so gern macht und der dackel eher weniger.

aber dem menschen zum gefallen?  nein.

es ist einfach eine sache, die ihnen liegt.
die sie gern machen, oft sogar mit feuereifer.
also etwas, was selbstbelohnend wirkt.

dass herrchen oder frauchen dann zufrieden daneben stehen ist ein netter nebeneffekt, aber sicher nicht der antrieb des hundes.

 

2. „will to please“ oder sensibilität?

ein hund mit „will to please“ achtet – so heißt es – ganz genau auf seinen menschen.
er will ja rausfinden, was der von ihm möchte.
will ihm sozusagen jeden wunsch von den augen ablesen.

fakt ist, dass es hunde gibt, die sich von sich aus viel mehr an ihrem menschen orientieren als andere,
die viel aufmerksamker sind und viel sensibler auf stimmungen ihres menschen reagieren.

das machen sie aber nicht, um dem menschen zu gefallen!

es sind die besonders sensiblen hunde.
jene, die eher nich so eigenständig sind,
die sich lieber an ihren menschen „anlehnen“, auf seine initiativen warten und seinen rückhalt brauchen.

was alles völlig ok ist.
das sind ganz wunderbare hunde und ihre menschen lernen oft ganz viel über sich selber und ihre eigenen stimmungsschwankungen
(nicht dass das die absicht gewesen wäre, als sie sich so einen hund ins haus holten).

schwierig wird es dort, wo genau diese art hund missverstanden wird als „will to please“,
den man dann noch züchterisch verstärkt!

das ergibt dann hunde, die sehr unsicher sind,
ihrem menschen an der kittelfalte hängen,
schnell aus dem konzept geraten und mit neuen menschen oder situationen eher überfordert sind.

aber sie sind sehr aufmerksam!
stimmt schon.

was nicht stimmt: dass solche hunde automatisch leichter zu erziehen wären!
kann schon sein, dass man sie weniger vom sinn der eigenen anforderungen überzeugen muss und nicht erst herausfinden muss, wie man ihre eigentändigkeit in gewünschte bahnen lenkt.

aber der preis dafür ist hoch: ein leben lang in verunsicherung ist nicht schön!

sensibilität, ja gerne!
unselbständigkeit und unsicherheit, nein danke!

im übrigen sind eigenständigkeit und aufmerksamkeit überhaupt kein widerspruch,
alles bloß eine sache der erziehung (tipps dazu gibt’s wie gesagt im webinar „der willige hund“)

 

3. „will to please“ aus bequemlichkeit?

den „will to please“ haben natürlich wir menschen erfunden.

ein hund, der besonders leicht zu erziehen ist und es uns von natur aus recht machen möchte, wär doch echt bequem!
manchmal hat man tatsächlich das glück und erwischt einen besonders aufmerksamen und leicht erziehbaren.

dass irgendein hund es dem menschen  „von natur aus“ (also völlig egal, ob oder wie wir ihn erziehen) recht machen will, bezweifle ich hingegen heftig!

es steckt aber wohl mehr dahinter als nur die bequemlichkeit.

irgendwie spricht uns die vorstellung von einem hund, der uns gefallen will und dafür nicht mal ein leckerchen möchte, an.
von einem, der es uns zuliebe macht.

genau: aus liebe!

den wunsch, geliebt zu werden, haben wir ja alle.

wir sollten nur liebe nicht mit gehorsam verwechseln!

noch der unerzogenste, rüpelhafteste, „schlimmste“ hund kann dich abgöttisch lieben.
die frage ist bloß: beruht das auf gegenseitigkeit?

heißt „will to please“ womöglich, dass wir einen hund wollen, der es uns leicht macht, ihn so zu lieben, wie er ist?

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.