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by brigid

Januar 28, 2017

pferde sind bewegungstiere, wissen wir.
aber wieviel bewegung braucht ein pferd denn nun so?

gehörst du auch zu denen, die meist eine stunde lang was mit ihrem pferd tun?
außer beim longieren, da reicht uns dann eine halbe stunde.

warum eigentlich?
also: warum eine stunde reiten und eine halbe stunde longieren?

gibt es da irgendwelche regeln, wieviel man ein pferd bewegen soll und ergeben die dann eben die stunde?

mitnichten!

mit dem bewegungsbedarf des pferdes hat das gar nichts zu tun.

eine stunde reiten?

es ist simple menschliche gewohnheit.
weil wir das reiten meist in reitstunden erlernt haben und die dauern nun mal eine stunde.
wenn man das ein viele monate oder ein paar jahre macht, dann verfestigt sich die gewohnheit: zum pferd gehen und es eine stunde arbeiten. fertig.

sinnvoll ist das nicht unbedingt.
manchmal wär’s schlau, schon nach 15 minuten aufzuhören – wenn’s grad besonders anstrengend war oder was besonders schwieriges super gelungen ist.
und manchmal wär’s shön, wenn’s viel länger ginge – bei einem gemütlichen ausritt bei idealem wetter, wenn das pferd grad lust hat, mal so richtig lang zu laufen und sich den wind um die ohren blasen zu lassen.

was  dem bewegungsbedürfnis des pferdes am ehesten gerecht wird?

ehrlich gestanden: da spielen die 2 – 3 mal die woche, wo du kommst, kaum eine rolle.
nicht mal, wenn du täglich beim pferd wärst, kannst du damit alleine das bewegungsbedürfnis deines pferdes ausreichend stillen.
(was jetzt nicht heißen soll, dass du das nicht tun sollst, im gegenteil!)

eine ungleich größere rolle spielen die haltungsbedingungen!

ein pferd, das 23 – 24 stunden des tages in der box steht, ist ein armes tier.
die eine stunde, die man es rausfischt und bewegt, ist zwar besser als gar nichts, aber völlig unzureichend.

dauernd in bewegung

sehen wir uns doch mal freilebende pferde an:

die verbringen im schnitt 16 stunden des tages mit fressen und ziehen dabei im gemächlichem schritt von grashalm zu grashalm durch die meist ja nicht so üppig bewachsene landschaft.

dann müssen sie ein paar mal täglich zur nächsten wasserstelle laufen.

und vielleicht erschreckt sie auch was oder es taucht tatsächlich ein feind auf und sie ergreifem im wilden galopp die flucht.

da ist also dauernd bewegung in der herde.
meist eine gemächliche im schritt.

dabei legen die pferde zwischen 40 und 60 kilometer pro tag zurück.
in sehr kargen gegenden oder in dürrezeiten sogar bis zu 100 kilometer.

vergleichen wir das mal mit der durchschnittlichen bewegung von freizeitpferden:
15 minuten schritt zum aufwärmen, 30 minuten trab und galopp-arbeit, 15 minuten zum abreiten. fertig.
das ganze 2 oder 3 mal die woche.

wenn das pferd den rest der zeit in einer box oder auf einem kleinen paddock steht, war das dann schon die ganze bewegung.

viel mehr rennen als normal,
unendlich mehr stehen als natürlich wäre.

auf den stall kommt’s an!

nun haben wir natürlich hierzulande nicht die möglichkeit, dem pferd das freie schweifen über mehrere quadratkilometer gelände zu ermöglichen.

(mal ganz abgesehen davon, wieviel unsereins dann herumschweifen müsste, um mal zum reiten zu kommen 🙂 ).

wir können dem pferd nur so gut wie möglich platz für bewegung schaffen.

boxenhaltung geht dabei gar nicht.
boxenhaltung mit koppelgang untertags ist auch nicht das gelbe vom ei.
ein offenstall mit ausreichend großer fläche (!) sollte es schon sein.

damit die fläche auch was bringt, braucht es im offenstall  bewegungsanreize.
sonst lassen die pferde die schöne 5 hektar koppel links liegen und stehen sich beine an der heuraufe neben dem stall in den bauch!

will man dafür sorgen, dass das pferd ausreichend bewegung bekommt, braucht es also den tränker in der einen ecke, die futterstelle in der ganz anderen, den liegebereich wieder wo anders und dazwischen möglichst lange wegstrecken.

überprüf doch mal die unterbringung deines pferdes auf diese punkte!

wenn du das halbwegs hinkriegst, ist ein großer teil des bewegungsbedürfnisses deines pferdes schon ganz gut abgedeckt. und du wirst sehen, dass es auch viel angenehmer ist, so ein bewegtes pferd zu reiten!

stichwort reiten:
lange gemütliche ausritte mit kurzen trab- oder galoppstrecken entsprechen den pferden am meisten.

selbst für die dressurarbeit gilt: lange schrittphasen zum gut aufwärmen, kurze knackige übungseinheiten dazwischen, wo es um gymnastik oder höheres tempo geht, immer wieder mit schrittpausen und dann einer schönen langen schrittphase zum abreiten.

ob das in summe 30 minuten, 60 minuten, 90 minuten oder irgendwas dazwischen dauert, hängt mehr von eurer kondition und konzentration ab. (und nicht immer ist mehr auch besser!).

für’s reiten gibt es einen schönen richtwert:  so lange, wie die freude an der bewegung im vordergrund steht!

 

 

 

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.