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by brigid

Februar 17, 2019

die frage, wieviel auslastung der hund nun wirklich braucht, beschäftigt wohl jeden hundemenschen.
schließlich will man ja dafür sorgen, dass es seinem hund gut geht und es ihm an nichts fehlt.

also lange spaziergänge, den hund überall hin mitnehmen, vielleicht ein oder zwei mal die woche hundesport,
jedenfalls selber mit ihm fast jeden tag üben, mehrfach die woche hundekumpels treffen zum spielen (falls er das mag),
was noch?

oder ist das alles völlig übertrieben und der hund soll in erster linie schlafen, täglich eine halbe oder dreiviertelstunde in ruhiger umgebung unterwegs sein und ja nicht zu viel action kriegen, damit er keinen stress aufbaut?

wie ist das nun wirklich?

darüber ließe sich nun viel ausführen, weil es ja ziemlich stark auf den jeweiligen hund ankommt.
drum gibt es zum thema „hunde richtig auslasten“ ein kostenloses webinar mit ausführlichen infos und tipps.

was man aber jedenfalls und ganz allgemein sagen kann:

1.  jeder hund braucht bewegung

..aber die richtige!

klar sollte sein, dass natürlich jeder hund seinen täglichen spaziergang braucht.

dabei geht es aber weniger darum, dass er in vollem tempo über die felder düsen kann, sondern dass er sich ruhig und in seinem tempo bewegen kann.

das ist für den einen gemächlicher, vor allem für die älteren semester oder die armen kurz-nasen, die schlecht luft kriegen. das ist für den anderen eher flotter oder auch mal ein stück rennen, vor allem wenn da wo ein wind- oder hütehund mit im spiel war.   aber auch das mit maßen!

ob das nun eine halbe stunde, eine stunde, zwei stunden oder mehr sein sollen?
tja, kommt ganz drauf an:

nämlich nicht nur auf die fitness des hundes, sonder vor allem auf eine andere sache:
– wie vielen reizen der hund dabei ausgesetzt ist
– und wie viel impulskontrolle er braucht.

da kann dann schon mal die halbe stunde an der leine im siedlungsgebiet mit vielen gerüchen  von anderen hunden sehr anstrengend werden.
genauso der nette waldspaziergang für den jagdlustigen hund, der eine stunde lang an der leine überall wild wittert, hasen oder rehe sieht und dann ganz fertig ist.

der gleiche spaziergang kann für einen anderen hund grad mal eine gemütliche kleine runde gewesen sein, wo er noch gar nicht ausgelastet ist.

frag dich also:
– wie frei kann sich mein hund beim spazierengehen bewegen?
– wieviel selbstbeherrschung muss er aufbringen (fürs leine locker lassen oder fürs kommen auf rufen und die aufmerksamkeit auf dich)?
– wievielen reizen ist er unterwegs ausgesetzt (also gerüche, neue eindrücke, begegnungen,…)

vor allem frag dich: wirkt er am ende des spaziergangs ruhig und zufrieden?
er darf gern ein bisschen müde sein, aber er soll nicht erschöpft sein.
er soll aber auch nicht unruhig und aufgedreht sein.
das ist nämlich oft ein zeichen, dass ihm der spaziergang nicht zuwenig, sondern im gegenteil zu viel war!

und experimentier ein bisschen:
wie ist dein hund drauf, wenn du eure spaziergänge mal 1 woche lang um ein drittel kürzt oder deutlich länger machst oder in einer ruhigeren gegend machst?
lass dich überraschen!

2. jeder (verträgliche) hund braucht sozialkontakt

der punkt sozialkontakt mag vielleicht überraschen, wenn es doch um auslastung geht.
man übersieht nämlich gern, wieviel „arbeit“ das sozialverhalten (vor allem mit fremden hunden, aber nicht nur) macht.

damit ist es jetzt gar nicht so sehr das spielen gemeint, bei dem es ja auch körperlich anstrengend werden kann,
sondern jede soziale interaktion.

dazu hab ich eine kleine geschichte von einem border-collie, nennen wir ihn mal amos.
amos war einer von der sorte, die (trotz gewisser bemühungen seiner menschen) zuwenig geistige auslastung und zuviele momente der angst und unsicherheit in seinem leben hatte. außerdem ging er fast nur an der leine spazieren, weil unerwartete geräusche panik und flucht auslösen konnten.
sprich: er hatte immer ein gewisses maß an anspannung und stress mit dabei, wenn ich ihn sah.

außer, wenn seine leute auf urlaub gewesen waren, den er in einer netten hundepension in einer gruppe mit anderen hunden verbrachte.
die paar tage danach war er entspannt, gelassen und zufrieden.
denn einerseits waren seine stressigen spaziergänge (leine, angsterlebnisse) entfallen,
und andererseits hatte er jeden tag viel im kopf zu sortieren, wie er sich denn gegenüber den anderen hunden in der gruppe jeweils zu verhalten hatte.  (ob er auch dazu neigte, sie zu hüten und sich somit zusätzliche auslastung zu verschaffen, ist nicht überliefert).

hunde sind ja extrem unterschiedlich in ihrer art der kontaktaufnahme, des spielens, der kommunikation.
das kostet schon energie, sich auf den jeweils anderen einzustellen!

auch hier gilt es daher, das richtige ausmaß zu finden – egal, ob es ein junghund ist, der noch unbedingt spielen mag, oder ein erwachsener, der gern mal jemandem guten tag sagt oder sogar ein wenig verträglicher, der abcheckt, ob er eh in sicherheit ist.

frag dich daher:
– wieviele hundekontakte hat mein hund pro woche mit bekannten oder fremden hunden?
– kommt er danach schnell wieder zur ruhe oder ist er noch länger etwas aufgedreht?
– wann würde er von sich aus den kontakt beenden oder gar ausweichen und kann er das auch?

3. jeder hund braucht geistige auslastung

es hat sich inzwischen ja schon herum gesprochen: der hund hat nicht nur beine, sondern auch einen kopf.
der braucht auch seine „bewegung“.

schließlich sind hunde hochintelligent und sichern sich damit in freier wildbahn (oder als streunerhund in der u-bahn in moskau oder so) problemlos ihr leben.  im zusammenleben mit uns müssen sie sich um vieles nicht kümmern, was aber auch heißt: ihre graue zellen liegen brach, wenn wir ihnen nicht was zu tun geben.

auch dabei kommt es ganz auf den hundetyp und seine lerngeschichte an, was
– die richtige form
– die richtige menge
der auslastung ist.

ein hund, der noch gar nichts kennt und kann und der vielleicht durch eine belastende vorgeschichte unsicher und mißtrauisch ist, wird mit den schönen denkspielen aus holz anfangs oft völlig überfordert sein und auch bei einfacheren aufgaben nach ein paar minuten schon ermüden.

ein profi-schnüffler wie viele jagdhunde oder beagles oder auch viele anderen hunde mit einiger routine in nasenarbeit werden hingegen auch nach einer halben stunde leckerli-suchspielen finden, dass sie schon noch eine runde mantrailing dranhängen könnten. es kommt also ganz drauf an.

die faustregel ist jedenfalls: immer, wenn der hund unkonzentriert wird oder keine rechte lust mehr hat, war’s schon zu viel.
aber auch, wenn der hund im lauf des spiels aufgedrehter und hibbeliger wird, war’s zuviel (oder aber der mensch hat mit seinem training ein wenig mist gebaut).

frag dich daher:
– was fällt meinem hund am leichtesten und was am schwersten?
– wieviele minuten täglich kann mein hund eigenständig denken und „probleme“ (also: wie krieg ich meinen erfolg/mein leckerli) lösen?
(achtung: problemlösungen, die man schon kennt, gelten nicht)
– wie oft lern mein hund was neues – möglichst ohne anweisungen vom menschen durch eigenes ausprobieren – oder was neues kennen)

mehr tipps und infos gibt es dann im webinar „hunde richtig auslasten“. du bist doch dabei?

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.