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by brigid

November 5, 2017

unsichere hunde haben ein schweres leben.  so schnell wird ihnen etwas zu viel, überfordert sie und bestätigt wieder die eine sache,  an die sie ohnehin schon viel zu sehr glauben:

dass die welt ein bedrohlicher ort ist.
dass neue dinge oder menschen nichts gutes bedeuten.
dass es eben keine sicherheit gibt.

dazu braucht es oft nicht  viel:
laut tosener wind, ein merkwürdig aussehender mensch (womöglich noch im eigenen haus), eine neue umgebung…
alles mögliche weckt oder verstärkt im hund die ängstlichkeit.

wie angst funktioniert, muss man erst mal verstehen, um ihr dann richtig begegnen zu können.
dazu gibt es mehr info im (kostenlosen) webinar „wenn der hund sich fürchtet“.

doch wie gibt man einem unsicheren hund mehr sicherheit?
wie kann man im helfen, mit dem leben besser zurecht zu kommen?
wie kann man ihn unterstützen dabei, mehr vertrauen zu entwickeln?

hier sind mal 5 dinge, mit denen du deinem unsicheren hund jedenfalls helfen kannst:

1. den hund entscheiden lassen

man ist so versucht, dem ängstlichen hund möglichst rasch zu zeigen, dass er sich vor einem selber, vor dem besucher, vor dem gefährlichen auto oder was immer nicht fürchten muss.

und vor lauter bemühen, ihm nur schnell zu helfen, macht man es womöglich schlimmer.
denn dieses aktive bemühen bedeutet für den hund druck!

wer den hund an der leine zu den leckerli im offenen „gefährlichen“ kofferraum hinlotsen will (um mal nur ein beispiel zu nennen), erzeugt meist widerstand.

so wie auch anfeuern, auffordern, gut zureden wenig helfen.

ihr habt das vielleicht schon mal erlebt, wenn sich ein hund vor euch (als fremdem menschen) ein wenig fürchtet: je mehr man sich um ihn bemüht, desto weniger geht er einem zu.

das was der hund nämlich braucht, ist:
– in ruhe gelassen werden!
– feststellen können, dass nichts passiert
– den raum, von selber ein bisschen neugierig werden
– die möglichkeit, sich von sich aus ein bisschen zu nähern.

also das gute alte „den hund von sich aus kommen lassen“!

dann geht es nämlich viel leichter.
und der hund lernt auch gleich, dass er dinge in seinem tempo machen darf und dann auch bewältigen kann!

also lass dem unsicheren hund zeit.
und lass ihn selber machen.
(sorg nur dafür, dass es auch eine wirklich positive erfahrung wird).

2. langsam gewöhnen

wenn ein hund vor bestimmten dingen angst hat, geht man das am besten so an, dass man ihn langsam und behutsam daran gewöhnt.

die betonung liegt auf langsam und behutsam!

denn oft wirkt es so, als würde ewig nichts weitergehen
(und der mensch wird dann ungeduldig und versucht, die sache zu beschleunigen, oder aber gibt auf).

dabei sammelt der hund jedesmal erfahrungen,
und oft gibt es dann sowas wie einen „kipp-punkt“,
denn plötzlich traut er sich dann und es geht einen großen schritt vorwärts.

das wichtigste bei der gewöhnung ist es,
die sache wirklich in ganz kleine und einfache schritte zu unterteilen.

bleiben wir beim beispiel vom hund, der angst vor dem auto hat:
da geht es nicht drum, dass man gleich das einsteigen übt.

meist muss man erst mal üben,
dass sich der hund dem auto auf ein paar meter nähern kann – und zwar entspannt –
und dann darf er wieder weggehen.

die annäherung wird natürlich sehr unterstützt, wenn da rund ums auto leckerchen zu finden sind :-).

erst wenn er sich schrittweise bis zum auto rangearbeitet hat
(meist über mehrere tage verteilt),  geht es als nächstes dran,
mal vorsichtig die nasenspitze ein wenig reinzustecken.

und dann wieder schrittchen für schrittchen weiter,
bis der hund freiwillig (!) einsteigt.

nur so kann er genügend positive erfahrungen sammeln und erlebt keine überforderung.

 

3. neues positiv erfahren

unsichere hunde brauchen in ihrem alltag viel stabilität und wollen sich darauf verlassen können, dass alles so läuft, wie sie es kennen. daraus beziehen sie sicherheit.

naturgemäß sind neue situationen oder dinge für sie daher nicht ganz einfach.

was aber, wenn sie jede neue situation als was tolles erleben würden?
und wenn dadurch im lauf der zeit eine positive erwartungshaltung entstehen würde?
so im sinne von: oh, was neues, das wird sicher wieder toll, da freu ich mich!

das lässt sich zum glück üben!

einfach im alltag immer mal wieder eine kleine neue situation schaffen – ein neues stück weg, nur ganz kurz, oder ein ungewöhnliches ding auf dem küchenboden – und dann was tolles machen. ein nettes suchspiel, leckerli aufsammeln oder den hund einfach im eigenen tempo erkunden lassen.

 

4. erfolgserlebnisse verschaffen

das beste mittel gegen unsicherheit ist selbstvertrauen.

und selbstvertrauen entsteht immer dann, wenn ein hund eine (machbare) herausforderung erfolgreich bewältigt.

es gibt nichts besseres fürs selbstvertrauen als erfolgserlebnisse!
manchmal kann man richtig sehen, wie der hund ein stückchen „wächst“, wenn er was schwieriges oder gar gruseliges (wie durch einen tunnel laufen) geschafft hat.
und sich dann freut, dass er das so gut hingekriegt hat.

gelegenheiten für erfolgserlebnisse gibt es im alltag durchaus einige:
über einen baumstamm laufen, ein denkspiel meistern, ein verstecktes objekt finden,….

sammle einfach mal erfolgserlebnisse deines hundes im lauf des tages wie gutpunkte.

 

5. unterstützender mensch

grade in schwierigen situationen unterwegs kommt natürlich dem menschen selber auch eine wichtige aufgabe zu: dem eigenen hund sicherheit geben.

und das ist gar nicht so leicht, wie es klingt!

das erfordert nämlich, die eigenen reaktionen und emotionen im griff zu haben – damit man entspannt, souverän und gelassen reagieren kann.
genau daran orientiert sich nämlich der hund!

aufregung und sorge (und sei es nur die sorge um den eigenen hund!) springen über auf den hund und werden als alarmzeichen interpretiert, verschlimmern also die unsicherheit.

die richtige reaktion lässt sich einüben, auch die dafür nötige richtige körpersprache und positionierung – also zum beispiel immer zwischen der „gefahr“ und dem hund stehen!

die konkreten übungen dazu gibt es im kurs „hilf deinem hund“.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.