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by brigid

September 20, 2015

wer kennt das nicht? da hat sich der hund was geschnappt – den neuen schuh, den lieblingsteddy vom kind, irgendwas undefinierbares unterwegs. und jetzt ist die frage: wie kriegt man ihn dazu, dass er das sofort wieder hergibt?

das menschlich naheliegendste ist der aufschrei „nein! lass das“ oder vielleicht auch ein „aus, pfui!“. alles ganz der menschlichen emotion entsprechend. bloß nicht! nein, das soll jetzt nicht passieren. also aufschrei.

leider völlig sinnlos.

meistens jedenfalls. es sei denn, dein hund lässt sich total leicht einschüchtern oder lässt vor lauter schrecken alles aus und verkriecht sich irgendwo. das ist bloß auch keine lösung.

die robusteren naturen unter den hunden reagieren mit einer von drei möglichen strategien:

  1.  wegrennen, so wie du nur einen schritt in ihre richtung tust – schließlich wissen sie ja schon, dass du nicht in friedlicher absicht kommst!
  2. runterwürgen, was im maul ist – schnell, bevor du es ihnen wegnehmen kannst.
  3. knurren, wenn das teil zu groß zum schlucken ist und wegrennen nicht geht – und hund schon ein paar mal erlebt hat, dass du dann zu gewaltsamen methoden greifst.

nichts davon ist wirklich lustig.
oder auch nur effektiv.

dabei geht ziemlich viel kaputt!

erstens das teil, das dein hund erwischt hat.
zweitens das vertrauen deines hundes zu dir.
und drittens – wenn du pech hast  – der hund selber. denn nicht alles, was der hund da schluckt ist ungefährlich! dazu braucht es nicht mal den gefürchteten giftköder, schon harmlose alltagsgegenstände reichen für gefährliche komplikationen.

es gibt eine einzige wirkliche lösung: du bringst deinem hund von allem anfang an ein signal bei, auf das er verlässlich  – und freudig! das ist der schlüssel – alles ausspuckt, was er grade im maul hat oder was er grade aufnehmen will.

ich nenn die übung „tauschen“, welches signal du verwendest ist aber im prinzip egal. wenn du das deinem hund noch nicht beigebracht hast, dann fang bitte gleich damit an, sofort! früher oder später brauchst du es unter garantie in einer situation, wo es wirklich drauf ankommt!

wenn du fürs training unterstützung möchtest, gibt es demnächst den online-kurs „tauschen“, kurz und knackig 10 tage lang trainieren – und du bist eine große sorge für ein hundeleben lang los! hier gibt es die infos zum kurs.

aber was machst du, bis du das geübt hast?
was machst du heute, wo du noch nix brauchbares trainiert hast,  wenn dein hund was klaut?
was tust du, wenn dein hund unterwegs was findet und nicht nehmen soll?

hier sind meine besten drei notfall-tipps – und sie gehen einem allen gegen den ersten impuls!
(also mental-training für den menschen vorab nötig – spiel’s im kopf ein paar mal durch 🙂

 

1. selber wegrennen

bewegung hat eine unmittelbare wirkung auf hunde. das kennst du ja aus dem alltag – kaum rennt ein anderer hund, ein kind, eine katze oder was immer von deinem hund davon, schon fegt er hinterher, jedenfalls als junghund oder solange er das noch nicht anders gelernt hat.

wenn der hund was geklaut oder aufgenommen hat, bist du jedenfalls zu langsam, bis du zu ihm hingerannt bist, falls er zu denen gehört, die schon gelernt haben, sich und ihre beute in sicherheit zu bringen! ausserdem „drückst“ du den hund mit dem hinrennen körpersprachlich geradezu von dir weg.

nutz lieber die bewegungslogik für dich – und den überraschungseffekt ausserdem. renn mit großem gejohle schnell vom hund weg und tu so, als hättest du dort drüben grad was tolles entdeckt. mit einigem glück wird der hund neugierig,  lässt sich von dir anstecken und rennt hinterher. oder ist wenigstens so verblüfft, dass er kurz von seinem teil ablässt und du ihn dann vielleicht abrufen kannst (vorausgesetzt euer rückruf ist gut geübt).  wenn dein hund grad den sonntagsbraten geklaut hat, wird die wirkung vielleicht nicht ausreichen, dass er davon ablässt, für normale alltagssituationen hilft es aber oft.

 

2. ignorieren

zählt dein hund zu denen, die sich immer mal wieder irgendeinen gegenstand im haus holen, weil sie wissen, dass du dann ein lustiges spiel mit ihnen machst? also ein nachlaufspiel, oder ein zerrspiel (das teil aus dem maul zerren wollen) oder ein „ablenkungs“-spiel oder ein „schau, was ich da tolles hab, lass doch das andere sein“ – spiel.

das ist dann typisch aufmerksamkeitsheischendes verhalten. darüber gibt es in diesem blog-artikel mehr infos. und dagegen hilft nur eins: ignorieren! auch wenn einem das total gegen den strich geht.

kleiner tipp. das ignorieren geht ungleich leichter und wirkt deutlich besser, wenn man mal ein paar tage alles wegräumt, was der hund wirklich nicht haben darf, und absichtlich nur 4 oder 5 sachen rumliegen lässt, die man sozusagen opfert. die man extra da liegen lässt, damit der hund sie sich holt und dann merkt: hoppla, da steigt keiner mehr ein auf mein spiel! die ignorieren das total. mist, dann ist das ja uninteressant mit dem klauen!

 

3. superkeksi werfen

pack die supertolle belohnung aus, wenn dein hund was im maul hat, was er hergeben soll. und gib sie ihm einfach. noch bevor er getan hat, was du sagst. wirfs ihm einfach hin! so im sinne von: wenn er sich dein brot geklaut hat, wirf ihm den kuchen noch hinterdrein!

was? jetzt sollst du deinen hund sogar noch belohnen dafür, dass er was geklaut oder was verbotenes aufgenommen hat? oder dass er dir den kauknochen nicht abgibt und dich anknurrt?

ja und nein.

ja: weil du genau in dem moment, wo dein hund was hat, das du gern selber hättest, mit was noch tollerem ankommen musst, das er auch tatsächlich kriegt!

nein: weil du natürlich nicht das klauen belohnst, sondern das hergeben und dass dein hund dich trotz seiner beute nah an sich ranlässt!

wenn du mit noch was tollerem ankommst und es ihm freiwillig gibst, muss er nämlich das maul aufmachen, um es zu fressen, und dabei das andere teil fallen lassen! dann wirf gleich nochmal so was tolles ein kleines stück weiter weg und nimm dir unauffällig das andere teil (das, was der hund geklaut hat) – und bleib freundlich!

(die sache hat natürlich einen haken: du brauchst was tolleres – was beim geklauten sonntagsbraten nicht einfach wird)

unter hunden gibt es eine schlichte regel: was ich im maul oder unmittelbar davor hab, gehört mir. das darf ich auch gegen andere verteidigen. dein hund ist also nicht böse, wenn er das tut!
nicht mal, wenn er dich anknurrt, wenn du ihm dann zu nahe kommst. vielleicht hat er ja schon die erfahrung gemacht, dass ihm ein mensch gegen sein „naturrecht“ und mit gewalt was weggenommen hat. also verteidigt er’s lieber rechtzeitig!

mal ehrlich: wie würdest du reagieren, wenn du dich im gasthaus grad über dein frisch serviertes mittagessen hermachen willst und vom nebentisch lang einer rüber und schnappt dir das saftigste stück vom teller?

eben.

natürlich kann ein hund lernen, das zu tolerieren.
muss er sogar lernen.
aber hast du ihm das schon beigebracht? auf die freundliche und wirksame art?

wenn du mehr infos zu diesem thema möchtest, es gibt ein kostenloses webinar „hilfe, mein hund gibt’s nicht her“. 

für alle, die es auch gleich praktisch angehen wollen, startet dann demnächst der kurs „tauschen“.  ob du ihn brauchst, verrät dir dein hund: gib ihm ein gutes kaustangerl, sag dein signalwort fürs hergeben einmal (nicht öfter!). spuckt dein hund dir sein stangerl gleich begeistert vor die füße? bingo! wenn nicht, dann müsst ihr das noch üben :-).

 

ps: wenn alles nicht wirkt und dein hund was potentiell gefährliches im maul hat, dann tu, was für die sicherheit deines hundes nötig ist. aber nur einmal! sei dir bewusst, dass dein hund in dem moment was ganz dummes gelernt hat (dass er dir nicht trauen kann!) und du sofort dagegen arbeiten und ein vernünftiges „tauschen“ aufbauen musst!

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.