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by brigid

Juni 27, 2021

online hundeschule

gibt’s was schöneres, als wenn der hund im garten rumtoben kann
und viel platz zum spielen und laufen hat?
heißt es nicht sogar (immer noch!) oft: der hund braucht einen garten,
sonst kann man ihn gar nicht artgerecht halten?

nun, manches davon stimmt.
manches ist aber auch völlig falsch.

vorweg: man kann hunde ganz wunderbar auch dann halten,
wenn man keinen garten hat.
wichtig ist, dass sie geregelten auslauf und die nötige geistige auslastung bekommen.
(übrigens hab ich für letzteres grad drei kostenlose sommerspiele im angebot,  die man hier bestellen kann).

genauso gilt umgekehrt:
man kann den schönsten garten haben
und den hund trotzdem grottenschlecht halten.
am garten liegt es also nicht.

der garten kann für den hund was tolles sein,
die sache kann aber auch ziemlich nach hinten losgehen!
drum sollte man einige dinge beherzigen –
grade jetzt in der schönen jahreszeit, wenn die menschen viel zeit im garten verbringen.

welcher typ ist der hund?

was ein hund im garten tut
und wie er damit zurecht kommt, längere zeit im garten zu verbringen,
das hängt nicht zuletzt von seinem typus ab.

ganz grob gesagt kann man dabei vier typen unterscheiden:

1. der gartenschläfer

das sind jene hunde, die ein oder zwei runden durch den garten drehen, wenn sie rauskommen,
mal kurz alles abchecken
und sich dann ein schönes plätzchen suchen, wo sie schlafen und dösen.

dieser hundetyp ist absolut gartentauglich und darf gern auch länger draußen sein
(bevorzugt mit seinem menschen, siehe weiter unten).
allerdings: dieser typ hund ist sehr selten!
man sollte also dreimal prüfen, ob der eigene hund wirklich zu dieser kategorie zählt.

2. der aufpasser

die meisten hunde und fast alle jungen hunde gehören in die gruppe der „aufpasser“.
für sie ist der garten abenteuerspielplatz, jagdgebiet, patrouillentätigkeit
und jedenfalls aufregung und dauernde stimulation.

die vielen gerüche, geräusche, bewegungen und eindrücke hindern den hund daran,
zur ruhe zu kommen und tragen daher recht rasch zur entstehung von stress bei.

da müssen noch nicht mal andere menschen oder hunde am zaun vorbeigehen, die der hund verbellt,
da reicht es, dass es im gras raschelt, insekten fliegen und der wind die zweige im gebüsch bewegt.

bei hunden dieser kategorie sollte man die gartenzeiten sehr reduziert halten,
damit sie vergnügen bleiben und nicht in stress ausarten.
vor allem aber sollte dieser typ hund nicht alleine zeit im garten verbringen,
sondern nur unter aufsicht seiner menschen,
damit klar ist, dass aufpassen übernimmt der mensch
und er muss nicht eigenständig am zaun wache schieben oder auf jede regung losstarten.

3. der gartengestalter

dann gibt es noch jene hunde, die nicht groß zum aufpassen neigen,
aber trotzdem keine ruhe finden im garten.
denn sie müssen ihn umgestalten!

sie buddeln mit leidenschaft große löcher,
beißen in pflanzen oder stauden
oder ackern sich bei der mäusejagd querbeet.

das macht dem menschlichen gärtner meist wenig freude
und dem vierbeinigen gartengestalter zwar spaß,
aber eben nach einiger zeit auch stress.
mal ganz abgesehen davon, dass auch mäuse jagen ein jagdverhalten ist
und wir jagdverhalten bei unseren hunden im regelfall nicht noch weiter einüben wollen.

auch der gartengestalter ist daher besser nur unter menschlicher aufsicht im garten
und nicht zu lange (oder mit passender beschäftigung wie suchspielen oder übungen aktiv).

4. der ausbrecher

schließlich wären da noch die hunde, die ohnehin nicht lange im garten bleiben wollen.
weil sie die große weite welt jenseits des zauns lockt.

hat ein hund erst mal raus, dass er den garten auch verlassen kann,
dann findet er überraschend oft und immer wieder neue wege,
wie er ausbrechen kann.

es sind meist hunde,
– die lange und oft allein im garten sein müssen und dann lieber ihr eigenes ding machen
– die jagdlustig sind und sich auf die suche nach beute machen
– die aus einer streunerpopulation kommen und es gewohnt sind, große kreise zu ziehen.

solche hunde haben naturgemäß nichts alleine im garten verloren.
außer einem ausbruchssicheren zaun brauchen sie vor allem eines: beaufsichtigung.
und beschäftigung und auslastung mit dem menschen gemeinsam, statt auf eigene faust.

nicht alleine lassen im garten

klar kann man den hund mal ein paar minuten alleine in den garten raus lassen,
damit er seine geschäfte verrichten kann,
oder während man selber noch damit beschäftigt ist, utensilien für draußen zusammenzusuchen.

längere zeit sollte der hund aber nicht alleine draußen sein.
in der regel wollen sie ohnehin bald wieder rein in den gewohnten bereich und zu ihren menschen.
oder sie verfallen in unerwünschtes verhalten,
werden zum aufpasser, ausbrecher oder gartengestalter
und bauen einen zu hohen erregungspegel auf.

steuernd eingreifen kann man dabei als mensch ja nicht, wenn man selber im haus drinnen ist.
oder noch schlimmer: wenn man selber weg ist und der hund währenddessen in den garten rausgesperrt hat.

dosierter zugang zum garten

auch mit dem menschen gemeinsam gelten für den gartenaufenthalt des hundes ein paar regeln.

er sollt erstens nicht zu lange dauern, sonst fehlt dem hund schlicht die nötige zeit zum ruhen und schlafen
(nicht vergessen: 18 – 20 stunden des tages braucht der hund dafür!).
mal mit dem menschen eine stunde lang gemütlich draußen verbringen, ist wunderbar.
doch den halben tag (womöglich noch tagelang hintereinander) mit draußen zu verbringen,
wird den hundenerven schnell zu viel.

ganz besonders gilt das dann, wenn im garten action angesagt ist:
wenn kinder im pool rumhüpfen oder im garten fussball spielen,
haben hunde, die dabei ins hetzen und nachrennen verfallen, mitten im getümmel nichts verloren.
indem fall lässt man den hund besser zum chillen im haus.

damit man die gartenzeit richtig dosieren kann, ist übrigens eines noch wichtig:
offene türen, wo der hund jederzeit rein und raus kann, wie er will, gehen gar nicht.
da kommen die wenigsten hunde ausreichend zur ruhe
und viele fangen dann an, bei allen möglichen geräuschen oder bewegungen immer gleich rauszurennen
und man erzieht sich einen „aufpasser“ heran.
(wer trotzdem eine offene terrassentür möchte, macht einfach ein kindergitter rein).

wie bei vielen dingen des lebens gilt also auch beim thema hund im garten:
mit maß und ziel ist es eine schöne sache.
wenn’s zuviel oder zu unruhig wird, entsteht aber stress.
und den brauchen wir nun wirklich nicht….

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.